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Stefan Bradl/Honda: Keine Entwicklung, kein Testteam?

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl beim Sepang-Test im Februar 2020

Stefan Bradl beim Sepang-Test im Februar 2020

Da die Weiterentwicklung der 2020-MotoGP-Maschinen eingefroren wird, könnten die Werke künftig bei den Testteams sparen. Honda-Testfahrer Stefan Bradl macht sich keine übertriebenen Sorgen.

Der deutsche Honda-MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl ist seit seinem Auftritt in der ersten Februar-Woche beim Shakedown-Test in Sepang zur Untätigkeit verurteilt, zumindest was das Fahren mit der Honda RC213V betrifft. Denn der folgende Test vom 18. bis 20. März in Jerez auf dem Ángel Nieto-Circuit in Jerez/Andalusien fiel bereits dem Shutdown zum Opfer.

Seither wartet der Moto2-Weltmeister von 2011 auf Neuigkeiten, was den GP-Kalender betrifft, denn er wollte zwei bis drei MotoGP-Rennen mit einer Wildcard bestreiten, dazu seinen Lebensunterhalt als HRC-Testfahrer verdienen und bei der Hälfte der Grand Prix als Experte bei ServusTV auftreten. Diese Aufgabe wird wohl auch flachfallen, weil für die TV-Produktion 2020 voraussichtlich nur eine Rumpfmannschaft der Dorna zugelassen wird. Die anderen TV-Stationen werden ihre On-Air-Mannschaften aus den heimischen Studios kommentieren lassen müssen.

HRC hat die drei GP-Pisten von Jerez, Misano und Motegi als Teststrecken für 2020 ausgewählt. Wann, wo und ob Bradl in diesem Jahr noch private Testfahrten für Honda abspulen kann, ist fraglich. Wegen der Reiseverbote, wegen des gegroundeten Flugverkehrs (die Lufthansa will für den Neustart 10 Milliarden vom deutschen Staat) und vielen anderen Gründen.

Stefan Bradl hat sich bereits ausgerechnet, dass HRC auch die Testmannschaft reduzieren muss – wegen der Abstandsregeln. «Bisher haben mich zwar bis zu 15 Techniker zu den Tests begleitet, diese Anzahl könnte man auf ca. sieben bis acht Personen reduzieren. Aber die nächste Frage ist dann: Wenn der Fahrer stürzt, oder sonst etwas passiert, existieren dann genug Kapazitäten im Krankenhaus?»

«Momentan stehen alle Sportarten auf der ganzen Welt still, nicht nur der Fußball, es wurden ja auch die Olympischen Spiele abgesagt, die Eishockey-WM, die Tour de France wurde verschoben. Man muss abwarten, wie sich die Situation jetzt nach den Lockerungsmaßnahmen in nächsten Phasen entwickelt. Das Gesundheitssystem darf halt nicht überfordert werden, eine neue Infektionswelle will niemand heraufbeschwören. Die Sportler aus allen möglichen Disziplinen, von der ATP Tour und WTA Tour bis zur Formel 1 und MotoGP, alle warten, bis sie wieder ihren Sport ausüben können. Viele der großen Fußballklubs in Deutschland sind Aktiengesellschaften, da werden riesige Summen umgesetzt und investiert, das ist ein gewaltiger Wirtschaftszweig. Auch da warten alle auf die ersten Schritte zurück zur Normalität, und wenn es Geisterspiele sind.»

Laut Reglement darf Bradl vor einem Grand Prix nur auf einer der drei genannten Teststrecken fahren. Jerez und Misano liegen aber in stark vom Virus betroffenen Gebieten.

Würde ein MotoGP-Test auf einer Rennstrecke, die nicht auf dem GP-Kalender steht und sich einem Land befindet, in dem die Virusverbreitung eingedämmt wurde, zum Beispiel auf dem Pannoniaring (4,7 km lang), Slovakia Ring (5,9 km lang) oder in Oschersleben, in so einer Ausnahmesituation Sinn machen?

«Ein Test auf einer bekannten GP-Strecke ist auf jeden Fall viel effizienter. Du hast dort Vergleichsdaten von früheren Tests und Rennen, du kannst auf einer vernünftigen Basis loslegen und das Bike dann weiterentwickeln», meint der siebenfache GP-Sieger. «Ob ein Wechsel auf eine bisher unbekannte Rennstrecke Sinn machen würde, weiß ich nicht. Das ist die Entscheidung von Honda. Die HRC-Ingenieure werden sich darüber Gedanken machen. Ich denke, wenn sie so eine Ausweichmöglichkeit suchen würden, dann eher in Japan. Dann wäre Suzuka vielleicht eine Möglichkeit. Aber das ist alles Spekulation. Bisher gibt es von Honda keine konkreten Informationen, wie es weitergeht. Wir müssen abwarten.»

Da in der Saison 2021 dieselben Bikes homologiert sein werden wie 2020 und die Entwicklung (bei Motor und Aerodynamik) eingefroren wird, werden die Hersteller den Aufwand bei den Testteams vielleicht irgendwann zurückschrauben.

«Einerseits verstehe ich, dass man jetzt beschlossen hat, man nimmt das 2020-Material auch für die Saison 2021 her, denn bisher hat es noch keiner benutzt, die Entwicklung wird aus Kostengründen eingefroren», sagt der 30-jährige Bradl. «Das ist auch irgendwo verständlich. Wie das Ganze weitergeht und ob dann noch ein Testfahrer benötigt wird, diese Frage kann ich jetzt noch nicht beantworten. Verständlich wäre es fast. Denn das ist jetzt eine komplette neue Situation, auf die keiner vorbereitet war. Wenn ein Werk wie Honda ein Jahr lang auf ein Testteam verzichtet, müsste man schauen, dass man dieses Jahr irgendwie überbrückt und 2021 wieder neu startet.»

Bradl verrät aber: «Ich habe von HRC gehört, dass das Testteam nach wie vor ein fester und wichtiger Bestandteil des MotoGP-Projekts sein wird.»

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