Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

Misano: Premierensieg für Morbidelli, Rossi Vierter

Von Maximilian Wendl
Sieger Franco Morbidelli

Sieger Franco Morbidelli

Vom Start weg lag Yamaha-Pilot Franco Morbidelli in Führung und behauptete diese bis zum Schluss. Für den Italiener ist es der erste GP-Sieg in der Königsklasse. WM-Leader Fabio Quartararo wirft die WM-Führung ins Kies.

Die Königsklasse hat einen neuen Grand-Prix-Sieger: Franco Morbidelli hat in Misano seinen Premierensieg in souveräner Art und Weise eingefahren. Nach Fabio Quartararo, Brad Binder und Miguel Oliveira ist der Yamaha-Fahrer der vierte Pilot, der 2020 seinen ersten Sieg in der MotoGP-Klasse feiert.

Veränderungen gibt es nach dem ersten von zwei Rennen in Misano auch an der Spitze der Gesamtwertung: Nach zwei Stürzen muss Fabio Quartararo die Führung an Andrea Dovizioso abgeben, dem zur Übernahme von P1 ein siebter Platz genügte.

Aufregung gab es vor dem Start bei Pole-Setter Maverick Vinales. Seine Crew schraubte wild an der Yamaha M1 herum, ehe das Team Entwarnung gab. Es mussten keine Teile getauscht werden, der Spanier konnte das Rennen in Angriff nehmen.

Im Gegensatz zu Cal Crutchlow. Der Brite erhielt von den Rennärzten keine Startfreigabe. Der Honda-Fahrer wird auch beim zweiten Rennen in Misano fehlen.

So lief das MotoGP-Rennen im Detail:

Vor dem Start: Es ist das beste Yamaha-Ergebnis in einer Qualifikation seit 1988. Damals standen in Portugal vier Yamaha-Motorräder in Startreihe 1. Außerdem ist es gleichzeitig das schlechteste Samstag-Resultat für Honda seit 1982. Der beste Honda-Fahrer legt mit Taka Nakagami von P14 los.

Start: Franco Morbidelli, ein Schützling der VR46-Academy, biegt als Führender in die erste Kurve ein. Rossi, Miller und Vinales folgen. Stefan Bradl ist von 19 auf 17 nach vorne gefahren.

Runde 2: Rossi versucht Morbidelli anzugreifen, aber der jüngere Landsmann ist stark auf der Bremse. Jack Miller auf P3 ist der einzige Pilot, der das Yamaha-Quartett sprengen kann. Mit Pol Espargaró liegt der beste KTM-Pilot auf der zwölften Position.

Runde 4: Das Spitzentrio fährt auf Augenhöhe. Vinales, der auf einen Medium-Vorderreifen setzt, und Quartararo müssen etwas abreißen lassen. Derweil stürzt Aprilia-Pilot Bradley Smith, nimmt das Rennen mit einem großen Rückstand aber noch einmal auf.

Runde 5: Iker Lecuona kassiert nach einem Vergehen in der Startaufstellung eine Long-Lap-Penalty. Die KTM des MotoGP-Rookies war nicht angesprungen. Bis zur Strafe lag er auf dem 17. Platz.

Runde 6: Alex Rins hatte im Vorfeld die Rennpace seiner Suzuki gelobt, jetzt lässt er den Worten Taten folgen und dreht die schnellste Rennrunde.

Runde 7: Rossi scheint vorerst aufgegeben zu haben, Morbidelli anzugreifen und lauert auf einen Fehler. Dahinter folgt Miller. Außerdem schiebt sich Quartararo an Vinales vorbei.

Runde 8: Der WM-Leader verpasst den Scheitelpunkt und stürzt in Kurve 4. Stand jetzt würde er seine Führung in der Gesamtwertung an Andrea Dovizioso abgeben müssen. Auch Miller ist in der Blitztabelle vorbei. Millers Teamkollege Francesco Bagnaia, der sein Comeback feiert, dreht die schnellsten Runden.

Runde 9: Alex Rins geht in Kurve 2 mit einem riskanten Manöver an Vinales vorbei. Auch Suzuki-Stallkollege Joan Mir setzt Vinales unter Druck. Allerdings hat der junge Spanier seinerseits Bagnaia am Hinterrad hängen.

Runde 10: Bagnaia geht erst an Mir und wenig später an Vinales vorbei. Morbidellis Vorsprung beträgt 0,3 sec. Bradl ist Letzter.

Runde 11: Vinales muss nun auch Mir vorbeilassen. Miller wird für die Überschreitung der Track Limits verwarnt.

Runde 13: Morbidelli baut den Vorsprung auf 0,8 sec aus. Die schnellsten Fahrer im Feld sind Alex Rins (Suzuki) und «Pecco» Bagnaia (Pramac Ducati). Das Duo schließt zu Jack Miller auf.

Runde 14: Rins macht es erneut in Kurve 2 und fährt an Miller vorbei. Er liegt jetzt auf Podiumskurs. Bagnaia zieht nach - starkes Comeback vom Italiener, der in Jerez in Richtung Podium unterwegs war, ehe seine Ducati streikte. In Brünn stürzte er und fehlte drei Rennen lang.

Runde 15: Das KTM-Quartett tut sich weiter schwer. Pol Espargaró ist Elfter, Miguel Oliveira 13., Brad Binder folgt dahinter und Lecuona rangiert auf 17.

Runde 16: Morbidelli nimmt Rossi 0,4 sec ab und liegt jetzt 1,7 sec vor dem neunfachen Weltmeister. Rins pirscht sich heran, auf Rossi fehlen nur noch 0,9 sec. Miller muss Bagnaia ziehen lassen und kämpft mit Mir um P5. Nakagami ist Neunter, Honda-Markenkollege Bradl ist 19.

Runde 18: Mir lässt sich nicht lange bitten und geht an Miller vorbei. Morbidelli verwaltet seinen Vorsprung und hat den ersten MotoGP-Sieg vor Augen.

Runde 19: Schafft Rossi seinen 200. Podiumsplatz? Rins und Bagnaia machen dem Routinier das Leben schwer und sind inzwischen auf 0,4 sec dran. Fabio Quartararo hatte es nach seinem Sturz noch einmal probiert, doch jetzt gibt der Franzose auf.

Runde 20: Denkste: Quartararo hat doch noch nicht genug. Der Noch-WM-Leader fährt noch einmal aus der Box. Aber: Nur sechs Kurven später ist der Ausflug wieder beendet. Er stürzt und lässt es nun doch endgültig sein - ein gebrauchter Tag. Rossi kämpft weiter, jetzt ist sein schärfster Verfolger Bagnaia, der Rins überrascht.

Runde 21: Bagnaia zeigt dem Altmeister, was er von ihm gelernt hat und überholt Rossi. Morbidelli ist mit fast drei Sekunden Vorsprung aber wohl schon zu weit enteilt. Veränderungen gibt es in der KTM-Reihenfolge: Binder ist Zehnter, dahinter folgt Oliveira. Pol Espargaro nur noch 13.

Runde 24: Tito Rabat muss nach einem Crash das Rennen aufgeben.Vier Fahrer kämpfen jetzt um das Podium: Bagnaia, Rossi, Rins und Mir. Bagnaia scheint Probleme zu haben, das folgende Trio schließt auf. Morbidelli fährt ein einsames Rennen an der Spitze.

Runde 27: Mir schnappt sich Teamkollege Rins, der abreißen lassen muss.

Runde 28: Morbidelli fährt als Erster über die Ziellinie. Joan Mir schnappt sich auch noch Valentino Rossi. Der Italiener verpasst sein 200. Podium in der MotoGP. Er wird Vierter. Miller wurde noch auf P9 durchgereicht.

Ergebnis, MotoGP, San Marino-GP

1. Morbidelli, Yamaha, 27 Runden in 42:02,,272 (= 162,8 km/h)
2. Bagnaia, Pramac Ducati, + 2,217 sec
3. Mir, Suzuki, + 2,290
4. Rossi, Yamaha, + 2,643
5. Rins, Suzuki, + 4,044
6. Viñales, Yamaha, + 5,383
7. Dovizioso, Ducati, + 10,358
8. Miller, Pramac Ducati, + 11,155
9. Nakagami, Honda, + 10,839 (eine Position zurückversetzt)
10. Pol Espargaró, KTM, +12,030
11. Oliveira, KTM, + 12,376
12. Binder, KTM, + 12,405
13. Aleix Espargaró, Aprilia, + 15,142
14. Lecuona, KTM, + 19,914
15. Zarco, Ducati, + 20,152
16. Petrucci, Ducati, + 22,094
17. Alex Márquez, Honda, + 22,473
18. Bradl, Honda, + 37,856
19. Smith, Aprilia, + 1:18,831 min

Fahrer-WM nach 6 von 14 Rennen

1. Dovizioso 76 Punkte. 2. Quartararo 70. 3. Miller 64. 4. Mir 60. 5. Viñales 58. 6. Rossi 58. 7. Morbidelli 57. 8. Binder 53. 9. Nakagami 53. 10. Oliveira 48. 11. Pol Espargaró 41. 12. Rins 40. 13. Zarco 31. 14. Bagnaia 29. 15. Petrucci, 25.

Konstrukteurs-WM nach 6 von 14 Rennen

1.Yamaha 113 Punkte. 2. Ducati 107. 3. KTM 88. 4. Suzuki 73. 5. Honda 53. 6. Aprilia 23.

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