KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Aleix Espargaró (Aprilia) zu Portimão: «Am Limit»

Von Nora Lantschner
Aleix Espargaró am Mittwoch in Portimão

Aleix Espargaró am Mittwoch in Portimão

Aprilia-Werksfahrer Aleix Espargaró spricht über die ersten Eindrücke vom «Autódromo Internacional do Algarve» auf seinem MotoGP-Bike. Sorgen bereiten ihm vor allem die letzte Kurve und die Formel 1.

Weil Aprilia als einziger Hersteller noch über dieses Privileg der «concession teams» verfügt, durfte Aleix Espargaró beim Portimão-Test am Mittwoch im Gegensatz zu den anderen Stammfahrern mit seinem MotoGP-Bike ausrücken.

«Es war schön, neue Strecken machen immer Spaß. Ich war zwar vor ein paar Monaten schon mit einem Superbike in Portimão, aber mit der MotoGP ist es komplett anders», schilderte der 31-jährige Spanier, der inzwischen in Le Mans angekommen ist. «Der neue Asphalt macht die Strecke ein bisschen einfacher, aber er ist nicht perfekt. Ich muss dazu sagen, dass der Belag schon nicht mehr in bestem Zustand ist, aber immer noch besser als in der Vergangenheit.»

Zum Layout sagte der Aprilia-Werksfahrer: «Ich muss zugeben, dass die Strecke sehr viel Spaß macht, aber auch sehr schwierig ist – eine der schwierigsten Strecken, auf denen ich mit einer MotoGP-Maschine je gefahren bin. Wenn es darum geht, die Strecke zu lernen und schnell zu sein, muss man sehr fokussiert sein. Es ist zudem körperlich sehr fordernd. Also keine einfache Strecke.»

Die 16. und letzte Kurve bereitet Aleix Espargaró besonders Kopfzerbrechen: «Die einzige Stelle, wo ich das Gefühl hatte, dass es ein bisschen gefährlich ist, ist die letzte Kurve. Die Kurve ist sehr schnell, vor der Bergauffahrt schaltet man vom vierten in den fünften Gang, die Geschwindigkeit ist also wirklich hoch – und die Tribüne und die Mauer an der linken Seite sind sehr nahe dran. Die Stelle ist an der Grenze, am Limit – aber der Rest der Strecke macht Spaß.»

Ist die Strecke also sicher genug, um dort ein MotoGP-Rennen zu fahren? «Die Strecke ist an der Grenze, wirklich am Limit», gestand der Aprilia-Pilot. «Auf den Bildern und im TV kommentieren alle nur die die Berg- und Talfahrten. Aber die Strecke ist okay, wir haben genug Sturzraum, alles ist am Limit, aber immer noch okay. Abgesehen von der letzten Kurve, die ist aus meiner Sicht gefährlich. Die Berg- und Talfahrten und einige Kurven sind am Limit, aber wir fahren auf anderen Strecken Rennen, die ein bisschen gefährlicher sind. In Motegi zum Beispiel sind die Mauern an vielen Stellen näher dran als in Portimão. Aber abgesehen von der letzten Kurve glaube ich, dass es sicher genug ist.»

Liegt das 4,684 kam lange «Autódromo Internacional do Algarve» der RS-GP? «Das ist schwer zu beurteilen», grübelte Aleix. «Ich bin 60 Runden mit dem Testteam gefahren, das Motorrad war nicht exakt gleich wie mein aktuelles. Aber wir waren konkurrenzfähig, denn Bradl war mit der Honda da, Pirro ist auch ein konkurrenzfähiger Fahrer, Pedrosa war mit der KTM in einigen Tests auch konkurrenzfähig. Und wir waren schneller. Das bedeutet, dass es kein schlechter Test war, aber ich will daraus keine Schlüsse ziehen, es war nur ein Tag. Ich habe auch nicht am Limit gepusht, es war immerhin ein Mittwoch vor einem Grand Prix. Wir haben also noch Luft nach oben. Das Gefühl war aber nicht schlecht: Wir hatten kein Chattering und kein großes Problem. Der Asphalt war zu Beginn sehr rutschig, aber dann wurde es besser und besser und der Grip war nicht schlecht. Insgesamt bin ich zufrieden. Ich glaube, dass es ein positives Wochenende sein kann.»

Bevor die Motorrad-WM mit dem Portugal-GP am 22. November die verkürzte Corona-Saison beschließt, fährt allerdings in zwei Wochen noch die Formel 1 in Portimão. Macht das dem 31-Jährigen aus Granollers Sorgen? «Ja. Ich habe auch mit Loris und anderen Fahrern darüber geredet», verriet er. «Ich war zu Beginn des Jahres dort, da war es viel holpriger. Jetzt ist es viel besser, aber wenn man davon ausgeht, dass es ein neuer Belag ist, dann ist es nicht so wie in Misano. Dort war es super eben, als sie den Asphalt erneuert haben. In Portimão war das nicht der Fall, da sind schon ein paar Wellen drin. Es war okay, aber wenn man bedenkt, dass der Asphalt neu ist, dann bin ich damit nicht super happy. Vor allem weil wir wissen, dass die Formel 1 dort fahren wird – und die den Belag normalerweise zerstören, weil sie viel Downforce erzeugen. Mal sehen, was passiert.»

«Ich hoffe, dass es hält», ergänzte Espargaró. «Denn sie haben in Portimão einen guten Job gemacht. Ich hoffe für die Leute dort, dass wir viele Jahre dort fahren können. Denn die ganzen Einrichtungen, der Ort, die Strecke und alles ist fantastisch, super gut für das Rennfahren.»

Übrigens: Das Autódromo Internacional do Algarve ist mit 16 Kurven gespickt, neun Rechtskurven, sieben Linkskurven. Die Zielgerade ist 969 Meter lang und 18 Meter breit. Der Rest der Strecke ist 14 Meter breit. Die maximale Steigung liegt bei 6,2 Prozent, das maximale Gefälle bei 12 Prozent. Die Kurven sind zwischen 2 und 8 Prozent überhöht. Dazu gibt es 42 Boxen mit je 135 Quadratmeter. Das Fahrerlager erstreckt sich über 72.000 Quadratmeter.

Portimão-Test, MotoGP, 7. Oktober 2020

1. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:40,170 min
2. Bradley Smith, Aprilia, 1:41,112
3. Stefan Bradl, Honda, 1:41,726
4. Michele Pirro, Ducati, 1:42,189
5. Dani Pedrosa, KTM, 1:42,289
6. Sylvain Guintoli, Suzuki, 1:42,336
7. Maverick Viñales, Yamaha, 1:43,699
8. Miguel Oliveira, 1:44,700
9. Brad Binder, 1:44,820
10. Jorge Lorenzo, Yamaha, 1.44,910

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