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Eddie Lawson: 500er-Zeiten vs. heutige MotoGP-WM

Von Nora Lantschner
Der vierfache 500-ccm-Weltmeister und 31-fache GP-Sieger Eddie Lawson berichtet von seiner aktiven Zeit in der Motorrad-WM und zieht Vergleiche zum aktuellen MotoGP-Alltag: «Eine 500er zu fahren war schwierig.»

Eddie Lawson war 1984, 1986, 1988 und 1989 Weltmeister in der «premier class», er stand 78 Mal auf dem Podest und 18 Mal auf der Pole-Position. Im MotoStarr-Podcast zog der inzwischen 62-jährige Kalifornier im Gespräch mit Peter Starr interessante Vergleiche zwischen damals und heute.

So wurde auch der finanzielle Aspekt angesprochen: Wenn «Steady Eddie» an die Summen denkt, die aktuelle MotoGP-Stars verdienen, sagt er sich dann: ‚Mann, wie sehr hat sich das Business verändert‘?

«Das ist lustig, weil Kel Carruthers [250-ccm-Weltmeister 1969] mal zu mir sagte: ‚Zu meiner Zeit haben wir im Vergleich zu dem, was ihr heute bekommt, nichts verdient.‘ Jetzt sagen wir genau das gleiche, wir haben nichts verdient im Vergleich zu jetzt», schmunzelte der vierfache Weltmeister. «Aber das ist alles relativ. Zu der Zeit haben wir für das, was wir gemacht haben, gutes Geld bekommen. Aber natürlich hat es sich verändert, wenn man bedenkt, was sie heute verdienen.»

Die MotoGP-WM verfolgt Lawson immer noch aufmerksam: «Ja, ich schaue es mir immer an, es ist eine gute Show.» Eine Sache stört ihn allerdings zunehmend: «Heute folgen sie in gewisser Sicht der Formel 1, was schade ist. Es muss immer untersucht werden, wenn jemand einen anderen Fahrer berührt oder über die ‚track limits‘ fährt… Das gab es bei uns nie, wir sind einfach gefahren, es heißt ja auch Rennfahren. Manchmal haben sich Fahrer berührt oder einer wurde abgeräumt – das passiert beim Rennfahren eben. Ich wünschte, es ginge weniger in diese Formel-1-Richtung. Ich bin zwar ein F1-Fan, aber nicht von diesen ganzen ‚Investigations‘. Ich wünschte, das würde sich ändern. Aber die Show ist großartig.»

Seine letzte GP-Saison bestritt Lawson 1992. Wünscht er sich manchmal, er wäre in einer anderen Ära gefahren? «Ich bin wirklich glücklich, dass ich zu der Zeit aktiv war, in der ich gefahren bin», winkte er ab. «Die 500er-Zeit war klasse, es hat Spaß gemacht. Es war auch eine einzigartige Zeit. Alles was davor kam, wie die MV Agusta, die zwar großartig gewesen sein dürfte – ich glaube aber nicht, dass ich zu der Zeit hätte fahren wollen. Auch jetzt, mit der Elektronik, Traktionskontrolle, Wheelie-Control und all diesen Dingen… Ich bin wirklich zufrieden. Immer wieder sagen Leute: ‚Wow, die 500er müssen schwierig zu kontrollieren gewesen sein‘. Und so war es auch. Wir hatten ein nutzbares Drehzahlband von 3000/min und nur du als Fahrer hast das Motorrad kontrolliert. Du, der Fahrer, und dein Mechaniker mussten über die Getriebeübersetzung reden und das perfekt hinbekommen, dazu die Federelemente. Es gab kein Data Recording, nichts, das man hätte herunterladen können. Der Fahrer musste es hinbekommen. Und ich habe das genossen.»

Die Frage, ob die 500er-Generation deshalb besonders clevere Fahrer hervorbrachte, wollte Lawson nicht beantworten. «Ich weiß nicht. Es war damals einfach so, wie es war. Und ich bin froh, dass ich ein Teil davon sein durfte», betonte 31-fache GP-Sieger in der Königsklasse.

Deutlich verändert hat sich seit Lawsons aktiver Zeit auch die Zusammenstellung der Boxenmannschaften. «Ja, das ist verrückt, und was das kostet. Es gibt eine ganze Crew für die Elektronik. Der Fahrer kommt an die Box und der Laptop geht auf: Wie viele PS, wie viel Wheel-Spin, wie viel Wheelie-Control… So stellen sie ein Bike ein. Das war zu meiner Zeit komplett anders. Ich weiß nicht, ob es besser oder schlechter ist. Die Show ist gut – und es braucht heute viel Geld und Manpower.»

Beeindruckend ist auch die heutige Leistungsdichte in der MotoGP-Klasse: 20 Fahrer in einer Sekunde sind keine Seltenheit mehr. Das weiß auch Lawson, der einen Erklärungsansatz für diese Entwicklung hat: «Es war wirklich schwierig, von den Superbikes oder der 250-ccm-Klasse in die 500er-WM zu wechseln. Eine 500er zu fahren war wirklich schwierig. Einige Jungs haben es geschafft, der Großteil nicht. Heute glaube ich, dass du aus der Moto3 kommen könntest und ein MotoGP-Bike fahren kannst – und nah dran sein würdest. Aber die Klasseleute setzen sich immer durch. Diese wenigen schnellen Jungs werden immer da sein. Aber es ist einfach, nah ran zu kommen.»

«Zu meiner Zeit war es hart. Man hat ein Jahr gebraucht, um zu lernen, wie man die 500er fährt – egal ob du Kevin Schwantz, Wayne Rainey, Gardner oder Doohan warst. Wir brauchten alle ein Jahr, um es wirklich zu lernen. Heute glaube ich, geht es in einer Trainings-Session. Es ist also anders. Aber ist das gut? Vielleicht.»

Für die amerikanischen Hoffnungsträger in der Motorrad-WM, Joe Roberts und Moto2-Rookie Cameron Beaubier, sieht Lawson in dieser Entwicklung auch einen Nachteil. «Man hofft und wünscht sich das Beste», sagte er zu den Chancen seiner Landsleute. «Aber ich weiß es nicht, das Team und das Motorrad machen heute so viel aus. Zu meiner Zeit, als wir 500er gefahren sind, konntest du ein schlechtes Bike nehmen und damit an die Spitze fahren. Wayne Rainey hat das gemacht, Kevin, ich selbst, Kenny – wir haben Bikes genommen, die nicht wirklich gut waren, und haben es an die Spitze geschafft. Heute wäre das schwierig. Daher hoffe ich, dass sie das richtige Material haben, um es zu schaffen.»

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