Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Guy Coulon ist 66: Seine neue Rolle bei Tech3 KTM

Von Nora Lantschner
Tech3-Urgestein Guy Coulon wurde gestern 66 Jahre alt. Im Vorjahr feierte er als Crew-Chief von Miguel Oliveira zwei MotoGP-Siege, 2021 tritt er kürzer: Teamchef Hervé Poncharal erklärt seine neue Rolle.

Der Tech3-Rennstall wurde 1989 von Hervé Poncharal, Guy Coulon und Bernard Martignac (er ist längst ausgestiegen) gegründet. 1990 trat das Team, das in Bormes-les-Mimosas in Südfrankreich zu Hause ist, mit Dominique Sarron erstmals in der 250er-WM an.

In der Anfangszeit setzte Tech3 Motorräder von Honda und Suzuki ein, 1999 wurde die französische Truppe zum offiziellen Yamaha-Team in der Viertelliterklasse. 2000 bescherte Olivier Jacque Tech3 nach einem dramatischen Finale gegen seinen Teamkollegen Shinya Nakano den 250er-Titel: Mit einem Sieg auf Phillip Island kürte sich Jacque zum Weltmeister – das Tech3-Duo trennten im Ziel nur 0,014 sec, in der WM-Wertung sieben Punkte.

Der MotoGP-Einstieg folgte 2001 als Yamaha-Satellitenteam, nach der Saison 2018 kam der Wechsel in die KTM-Familie. Bei all diesen Etappen war Guy Coulon ein wesentlicher Bestandteil, auch wenn er sich stets im Hintergrund hielt. Er hat für Tech3 als Chassis-Spezialist auch neun Jahre lang die Mistral-610-Eigenbau-Maschinen für die Moto2-WM gebaut.

Als Crew-Chief von Miguel Oliveira feierte der Technik-Tausendsassa 2020 zwei MotoGP-Siege – die ersten für Tech3 nach 20 Jahren in der «premier class». 2021 tritt Coulon, der am gestrigen Donnerstag seinen 66. Geburtstag feierte, wie angekündigt kürzer. Seinen Posten als Cheftechniker in der Box gab er ab, Neuzugang Danilo Petrucci wird mit Sergio Verbena (2020 Crew-Chief von Brad Binder bei Red Bull KTM) zusammenarbeiten.

Dem Tech3 Team bleibt Coulon aber weiterhin erhalten. «Guy ist schon immer mit mir, wir sind fast zusammen auf die Welt gekommen», schmunzelte Hervé Poncharal. «Sicher geht jetzt ein großes Kapitel zu Ende, wenn Guy kein Crew-Chief mehr ist. Denn seit wir ins Renngeschäft eingestiegen sind – von der französischen Meisterschaft über die Endurance-WM und Dakar bis zu den Strandrennen wie Le Touquet – haben wir alles gemeinsam gemacht. Es geht also ein Kapitel zu Ende, aber Guy hat mir gesagt, dass er bis Ende 2026 mit mir für Tech3 arbeiten wird.»

Der Tech3-Teamchef weiß: «Es gibt viel zu tun, denn das Team umfasst um die 40 Leute. Er wird im Workshop weiterhin der technische Leiter sein. Wir haben jetzt drei Teams: Zwei Fahrer in der MotoGP, zwei in der Moto3, zwei in der MotoE. Wir sind – wie viele Independent Teams – ein Team, das viel im Haus macht: Wir arbeiten am Truck, an der Boxenausstattung, wir kümmern uns um die gesamte Logistik… Guy wird das weiterhin beaufsichtigen.»

«Er wird auch zu den Katar-Tests kommen, um sicherzustellen, dass es einen problemlosen Übergang gibt», verriet Poncharal. «Aber Nicolas Goyon ist jetzt schon seit vielen Jahren Crew-Chief, er kennt seinen Job perfekt. Sergio Verbena ist auch sehr erfahren, er war im Vorjahr an der Seite von Brad Binder und hat ein Rennen gewonnen. Er war 2019 auch schon bei uns, als Bindungsglied zwischen der KTM Factory und dem Satellitenprojekt mit Tech3 in unserem ersten gemeinsamen Jahr. Ich glaube, dass alle ziemlich unabhängig sind, aber Guy wird für jede Frage zur Verfügung stehen. Er wird aber nicht mehr im technischen Management der Fahrer involviert sein. Er ist also immer noch dabei, aber etwas mehr im Schatten.»

«Er ist jetzt 66 Jahre alt und ich glaube, er fing mit 15 Jahren an. Das sind mehr als 50 Jahre, in denen er ständig unterwegs war. Und als Crew-Chief bist du an der Strecke im Dauereinsatz, um FP1, FP2, FP3, FP4, Qualifying, Warm-up und Rennen vorzubereiten. Und wenn das Rennen vorbei ist, denkst du schon an das nächste. Er brauchte also dieses ‚neue Leben‘: Er wird immer noch involviert sein, aber nicht zu 100 Prozent. Damit ist er glücklich – und das macht mich glücklich», betonte Poncharal.

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