Stefan Bradl Rookies Days mit Devise «dran bleiben»
Stefan Bradl hat am vergangenen Donnerstag auf dem Hockenheimring den ersten Tag für seine Nachwuchsförderung namens «Stefan Bradl Rookies Days» abgewickelt. Er hat dafür von Honda Deutschland für die neun ausgewählten Fahrer vier neue Moto3-Production Racer des Typs NSF 250R erhalten. Beim nächsten Event stehen bereits acht Bikes zur Verfügung.
Bei der Organisation der Veranstaltung und Auswahl der neun deutschen Talente half Ex-GP-Pilot und HRC-Mitarbeiter Adi Stadler tatkräftig mit, der für den ADAC in Deutschland schon den Red Bull Rookies-Cup betreut hat, in dem Stefan Bradl 2003 seine ersten Schritte als Rennfahrer gemacht hat. Stadlers bestes GP-Ergebnis: Platz 3 in der 125er-WM in Assen 1990.
Adi Stadler war selbst GP-Fahrer (125 und 250 ccm) und arbeitet jetzt seit ca. 25 Jahren für die Honda Racing Corporation. Der 57-jährige Bayer betreute als Techniker jahrelang alle Honda-Privatteams im GP-Sport und kümmert sich jetzt für HRC in erster Linie um die Nachwuchsserien in Europa, die überwiegend mit den Honda NSR 250R-Production-Racern bestritten werden.
SPEEDWEEK.com hat sich mit Adi Stadler, dem Sales and Technical Coordinator bei HRC, ausführlich über die Ziele der «Stefan Bradl Rookies Days» unterhalten, die am 18. August auf dem Sachsenring und dann nach dem IDM-Finale Ende September in Hockenheim fortgesetzt werden. Die bisher ausgewählten Teilnehmer sind zwischen 10 und 16 Jahre alt. Ob alle bei den nächsten Events weitete Talente dabei sein werden, ist noch offen. Es werden alle deutschen Nachwuchsserien beobachtet und gegebenenfalls neue Talente zu den künftigen «Stefan Bradl Rookies Days» eingeladen.
Bisher wurden ausgewählt: Fynn Kratochwil, Richard Irmscher, Valentino Herrlich, Jona Eisenkolb, Loris Schönrock, Noel Willemsen, Dustin Schneider, Jason Rudolph und Phil Urlaß. Sie kommen aus Serien wie der deutschen Minibike-Meisterschaft oder aus der Minibike-EM, aus dem ADAC Minibike Cup, dem Northern Talent Cup und der Honda Talent Challenge.
Adi, ihr werdet beim nächsten Event auf dem Sachsenring acht Motorräder haben. Wird deshalb die Anzahl der Talente von bisher neun erhöht?
Ich glaube nicht. Es ist geplant, dass wir mit den bisherigen Jungs weitermachen. Aber wir haben uns darüber nach dem Hockenheim-Event noch nicht im Detail darüber abgestimmt. Das besprechen wir nächste Woche. Acht bis neun Fahrer werden es sein. Ob dann noch ein Zehnter dazukommt, wird man sehen.
Es kommen schon aus allen Gegenden Deutschland Fahrer, die sich bewerben. Das müssen wir zuerst sortieren. Wir brauchen bald eine Sekretärin. Es kommen Anfragen von links und rechts, aus allen Bereichen, nicht nur von Fahrern.
Wie läuft so ein Rookies-Tag ab?
Wir hatten Hockenheim auf einen Tag zusammengefasst. Es ging um 8 Uhr früh mit der Begrüßung los. Nachher haben wir das Motorrad erklärt, dann folgte die Streckenbegehung, und danach ist schon das Fahren auf der Strecke losgegangen.
Der Schwerpunkt liegt auf dem Fahren. Wir sind gefahren, bis – übertrieben gesagt – der Sprit ausgegangen ist. Bis 17 Uhr.
Stefan Bradl hat erzählt, die Jungs wollten gar nicht mehr absteigen.
Ja, die Fahrer waren begeistert, das muss ja auch so sein, wenn man so eine Möglichkeit kriegt. Unser Programm hat schon in der Früh Begeisterung ausgelöst. Und sie ist während des Tages immer größer geworden. Man hat den Buben angesehen, dass sie Freude haben.
Zeichnen sich schon einzelne Fahrer ab, die besser zurechtkommen als die andern?
Es ist nach einem Tag zu früh, um da ein Urteil abzugeben und Prognosen zu setzen. Es sind ja auch deutliche Altersunterschiede.
Das ist ein Langzeit-Projekt. Das ist ein Prozess, der Geduld erfordert. Die Devise lautet: «Dran bleiben!»
Wir dürfen nicht jetzt die drei Events machen und dann wieder aufhören.
Das muss nächstes Jahr weitergehen und in den Jahren danach.
Deshalb sind wir froh, dass wir mit Firmen wie Red Bull, Honda Deutschland, Hockenheimring GmbH, Liqui Moly, MRA Verkleidungsscheiben, SPEDWEEK.com und so weiter Partner haben, die langfristig planen und denken.
Irgendwann werden wir unser erstes Ziel erreicht und vielleicht einen Fahrer für die WM entdeckt haben.
Aber die deutschen Fans und die Öffentlichkeit sind ungeduldig. Es ist seit zehn Jahren kein neuer deutscher Fahrer in die die Moto3-WM gekommen. Stefan Bradl möchte am liebsten 2022 schon einen Schützling im Red Bull Rookies-Cup sehen.
Das ist das erste Ziel, ja.
Aber zu den Erwartungen: Was zehn Jahre lang vernachlässigt worden ist, können wir nicht in einem Tag aufholen. Das ist unmöglich.
Besteht bei dir ein gewisser Konflikt? Denn du arbeitest für HRC und Honda Deutschland stellt jetzt die acht Motorräder zu Verfügung, und dann geht ein Talent in den Rookies Cup, in dem auf KTM gefahren wird?
Ich persönlich habe gar keinen Konflikt. Wo die Reise mit jedem einzelnen Talent hingeht, das steht in den Sternen. Wir müssen unten ansetzen.
Und wenn wir den Motorradrennsport in Deutschland am Leben erhalten wollen, dürfen wir jetzt nicht an Honda, KTM oder sonst wen denken.
Sondern wir müssen uns um jeden einzelnen jungen Fahrer kümmern, die wir betreuen. Wichtig ist, dass diese Gruppe um Stefan Bradl über einige Jahre den richtigen Beitrag leistet.
Ich habe schon an mehreren solchen Projekten mitgewirkt und kann sagen: Der erste Eindruck von diesen «Stefan Bradl Rookies Days» war gut.