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Stefan Bradl-Rookies: «Ich laufe dem ADAC nicht nach»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl hat mit Partnern wie Honda Deutschland, Red Bull und Liqui Moly ein interessantes Nachwuchsprojekt inszenziert.

Stefan Bradl hat gestern neun Talente von 10 bis 16 Jahren auf dem Hockenheimrung mit den Honda NSF 250R-Production-Racern trainieren und üben lassen. Fynn Kratochwil, Richard Irmscher, Valentino Herrlich, Jona Eisenkolb, Loris Schönrock, Noel Willemsen, Dustin Schneider, Jason Rudolph und Phil Urlaß kommen aus Serien wie der deutschen Minibike-Meisterschaft oder der Minibike-EM, aus dem ADAC Minibike Cup, dem Northern Talent Cup und der Honda Talent Challenge.

Die Auswahl der Fahrer hat in erster Linie der ehemalige deutsche GP-Fahrer Adi Stadler (er fuhr 125er und 250er-WM) getroffen, der als HRC-Mitarbeiter häufig bei den Nachwuchsrennen vor Ort ist.

«Der Adi hat den Überblick. Er hat die Minibike-Szene im Auge, weil er regelmäßig dort Rennen besucht, dazu kamen drei deutsche Teilnehmer aus dem NTC und welche aus der Honda Talent Challenge», schilderte Stefan.

«Unter den neun Teilnehmern sind ein paar positive Überraschungen dabei», erklärte Stefan Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Es gab aber auch welche, von denen ich etwas mehr erwartet hätte. Fynn Kratochwil aus Thüringen wird im August erst elf Jahre alt, aber er war echt gut.»

In Hockenheim wurde am 4,57 km langen IDM-Kurs gefahren. Auch Stefan Bradl schwang sich gestern auf einen 48 PS starken Moto3-Production Racer von Honda und spielte den Fahrlehrer.

«Da ich gute Beziehungen zur Hockenheimring GmbH habe, bekamen wir diesen Tag zu einem finanzierbaren Preis. Wir haben den Termin schon im Februar vereinbart. Wir haben einen weiteren Event am Sachsenring am 19. August am Sachsenring geplant. Im September treffen wir uns noch einmal in Hockenheim. Wir suchen natürlich weitere Partner, gehen aber natürlich davon aus, dass wir 2022 weitermachen werden. Bisher sind wir vom Budget her gut aufgestellt, obwohl wir mehr Bikes und Unterstützung brauchen. Wir wollen jetzt zum Beispiel noch eine ordentliche Boxendekoration beschaffen und suchen einen Reifenlieferanten. Bis jetzt haben wir noch Dunlop-Reifen aus dem European Talent Cup gekauft und bezahlt. Dafür hat uns Honda Deutschland beim Motorrad-Material den vollen Support zugesichert, das ist schon mal ganz gut. Denn man braucht mehr Material als erwartet. Ersatzteile, Revisionen und so weiter. Beim ersten Event hatten wir vier eigene Motorräder. Nächste Woche treffen die nächsten vier Maschinen für uns aus Japan ein. Dann haben wir acht eigene Motorräder und können sie flexibel einsetzen. Peter Baumann hat uns auch sofort mit Schmiermitteln von Liqui Moly unterstützt. Das hat uns sehr geholfen. Aber wie gesagt: Wir suchen weitere Partner, zum Beispiel für den Treibstoff.»

Bisher ist bei diesem professionellen Nachwuchsprojekt weder der DMSB noch der ADAC oder der DMV involviert, deren Nachwuchsprogramme in den letzten Jahren entweder durch Abwesenheit glänzten, kläglich scheiterten oder dilettantisch inszeniert wurden. Das Niveau der IDM ist längst unterirdisch geworden, ihr fehlt das internationale Renommée, und es fehlen seit zehn Jahren die geeigneten kleinen Rennmaschinen-Klassen für den GP-Nachwuchs.

Obwohl die Dorna jahrzehntelang über den Weltverband FIM rund 120.000 US-Dollar an alle Landesverbände ausgeschüttet hat, auf deren Staatsgebiet ein Grand Prix ausgetragen wurde, kam von diesen Summen nie etwas bei den Teams und Fahrern kann. Diese Beträge sollten jedoch von den Föderationen für den Nachwuchs zweckgebunden verwendet werden.

Auch der abgetretene DMSB-Präsident Hans Stuck ging der Frage nie nach, in welchen schwarzen Kassen und korrupten, dunklen Kanälen diese Millionen-Zuschüsse der Dorna versickert sind.

Erfolgreiche Teamchefs und leidenschaftliche Nachwuchsförderer wie Carsten Freudenberg forschten immer wieder nach – ohne den geringsten Erfolg.

Die deutschen GP-Asse wie Stefan Bradl und Sandro Cortese haben mit den Sportbehörden in Deutschland viele unliebsame Erfahrungen gemacht.

Deshalb sind die DMSB-Trägerverbände ADAC und DMV bei den «Stefan Bradl Rookies Days» nicht an Bord.

Ob der neue ADAC-Sportpräsident Dr. Gerd Ennser für den Motorradsport etwas übrig hat, ist bisher nicht überliefert. Der neue DMSB-Präsident Wolfgang Wagner-Sachs kommt zwar aus dem Motorradbereich, er hat sich aber in der Vergangenheit auch nicht durch besonders innovative Ideen im Nachwuchsbereich ausgezeichnet.

«Ich werde dem ADAC und dem DMV nicht nachlaufen», lautet die klare Botschaft von Stefan Bradl. «Ich fühle mich gemeinsam mit den bereits vorhandenen Partnern in der Lage, das Projekt in die eigene Hand zu nehmen. Wir sind schlagkräftig genug.»

Aber der populäre Bayer wirft die Türen nicht zu. Bradl: «Wenn jemand vom ADAC Interesse an diesem Programm hat, kann man sich unterhalten. Aber ich brauche keine fachlichen Ratschläge vom ADAC. Es ist bei uns genug Know-how vorhanden.»

«Ich habe echt Spaß an dieser Geschichte gefunden. Es freut mich, wenn ich zwischen meinen Verpflichtungen für Honda und andere Firmen Zeit finde, um mein Wissen aus fast 20 Jahren Rennsport weiterzugeben», versichert der siebenfache GP-Sieger. «Die Kids hatten am Anfang ziemlich Respekt. Aber dann haben wir eine Streckenbegehung gemacht, wie ich es einst auch im Rookies-Cup gelernt habe. Und sobald das Eis gebrochen war, habe ich den Buben gesagt: 'Bleibt mal ruhig. Wir haben hier überhaupt keinen Performance-Druck, denn wir nehmen keine Rundenzeiten. Ihr sollt euch zuerst einmal mit diesem Motorrad vertraut machen.' Einige Rookies kamen von der Minibike-Szene und waren bisher noch nie auf einem Moto3-Production Racer wie der NSF 250R gesessen. Als das Eis dann gebrochen war, wurde das eine super Veranstaltung. Die Jungs haben sich untereinander kennengelernt und bis über beide Ohren gegrinst. Sie wollten mit dem Fahren gar nimmer aufhören.»

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