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Carmelo Ezpeleta seufzt: «Valentino ist unersetzlich»

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi mit Carmelo Ezpeleta, links Kumpel Uccio

Valentino Rossi mit Carmelo Ezpeleta, links Kumpel Uccio

Wird das große MotoGP-Geschäft durch den Rücktritt von Valentino Rossi leiden? SPEEDWEEK.com befragte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta.

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta hatte sich seit vielen Jahren auf diesen Augenblick vorbereiten können. Trotzdem war die Stimmung bei der Rücktritts-Pressekonferenz des neunfachen Weltmeisters am 5. August in Spielberg gedämpft, traurig, nachdenklich, von Gedanken an die besten Jahre des 115-fachen GP-Siegers geprägt. Und dazu von den Fragen: Was bleibt von Rossi? Was kommt nach ihm? Wie geht es weiter? Wer kann in seine Fußstapfen treten?

Vor 14 Monaten wäre noch Marc Márquez als würdiger Nachfolger genannt worden. Aber heute weiß noch niemand, ob der Repsol-Honda-Star nach seinen drei Oberarm-Operationen je wieder um den Titel fighten kann. Vor allem braucht er dazu ein siegfähiges Motorrad, das Honda bisher nicht auf die Räder stellen konnte.

Marc Márquez bezeichnet das Jahr 2020 inzwischen als Tiefpunkt seiner Karriere. «Ich hatte Angst, künftig keinen normalen rechten Arm mehr zu haben», sagte er. «Es gab einen Punkt im Oktober oder November, als ich nicht einmal eine Wasserflasche halten konnte, sogar das Essen ist mir schwer gefallen. Ich konnte den rechten Am nicht normal bewegen. Das hat mir Angst eingeflößt.»

Doch inzwischen sorgt Márquez auf der Piste immer wieder für kurze Lichtblicke, auch wenn sie häufig mit Stürzen enden – wie beim Österreich-GP, wo er im Rennen in Turn 1 mit Regenreifen crashte und dann nur auf Platz 15 landete.

«Früher wären mir solche Stürze nicht passiert», grübelt der 57-malige MotoGP-Sieger, der 2019 von 19 Rennen zwölf gewann und dazu sechs zweite Plätze sicherstellte!

Carmelo Ezpeleta ist überzeugt, dass die MotoGP-WM auf soliden Beinen steht und auch ohne Rossi als Rennfahrer für das Publikum an der Strecke und vor den TV-Schirmen nichts von ihrer Attraktivität verlieren wird.

Rossi hat außerdem schon 2020 und 2021 nur noch sporadische Highlights präsentiert, trotzdem blieben die TV-Quoten auf dem üblichen Niveau.

Wir kennen ja den Aphorismus: Der König ist tot, es lebe der König!

Mit diesem Slogan haben die Franzosen schon im 19. Jahrhundert mit spöttischem Unterton zum Ausdruck gebracht, dass nach manchem Ereignis wie dem Tod des herrschenden Königs alles beim Alten bleibt.

Vor Valentino Rossi ist kein Motorrad-Rennfahrer 26 Jahre lang an der Weltspitze mitgefahren. Manche GP-Helden wie Freddie Spencer verglühten nach wenigen Jahren. Und kein Rennfahrer war jemals so populär wie der 42-jährige Italiener.

«Die Karriere und die Erfolge von Valentino sind einzigartig», räumte Ezpeleta im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ein. «Aber es ist nicht notwendig, über eine so lange Zeit nur eine einzelne Ikone zu haben. Erinnern wir uns zurück: Kenny Roberts ist 1978 bis 1980 in der 500-ccm-Weltmeisterschaft sehr dominant gewesen, dann sind die anderen Amerikaner wie Lawson, Mamola, Rainey, Spencer und Schwantz gekommen. Später waren die Australier überlegen, mit Doohan und Gardner, später mit Stoner. Es gibt immer unterschiedliche Generationen.»

«Aber ich glaube, Valentino ist unersetzlich», versichert der erfolgreiche MotoGP-Macher Ezpeleta.

Und Rossi seufzte bei seiner Rücktritts-Pressekonferenz. «Ich wäre gerne noch 20 Jahre weiter gefahren.»

Was traut Ezpeleta seinem Landsmann Marc Márquez für die nächsten Jahre zu? «Ich weiß nicht, wann der Wettkampf um die Rossi-Nachfolge beginnen wird», sagt der 75-jährige Spanier. «Die Hauptsorge von Marc besteht momentan darin, wieder so konkurrenzfähig wie in der Vergangenheit zu werden. Ich hoffe, dass es es schafft. Wenn ihm das gelingt, kann er alles erreichen, was er sich zum Ziel gesetzt hat.»

An Kandidaten für den nächsten Superstar mangelt es nicht. Fahrer wie Joan Mir (23), Fabio Quartararo (22) und Jorge Martin (23) werden die MotoGP-WM künftig prägen. Dazu stehen neue Talente wie Raúl Fernandez (20), Pedro Acosta (17) und Sergio Garcia (18) für künftige Heldentaten bereit. 

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