Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Valentino Rossi: Warum ist er so beliebt geworden?

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi

Valentino Rossi

Valentino Rossi hat mit bald 43 Jahren noch nicht genug vom Rennfahren. Wir beleuchten, was ihn im GT3-Sport mit Audi erwartet. Und er schildert, warum er so populär geworden ist.

Valentino Rossi schlägt 2022 ein neues Kapitel in seinem Leben auf. Er wird erstmals Vater und wird außerdem seine Motorsportkarriere 26 GP-Jahren von zwei auf vier Räder  verlagern, wie es einem Sportler seines Alters geziemt.

Bis gestern hat der neunfache Motorrad-Weltmeister die Öffentlichkeit über seine Autopläne im Unklaren gelassen. Jetzt wissen wir: Der Italiener wird die Fanatec GT World Challenge Europe bestreiten, eine von drei Serien, die er bereits seit einem halben Jahr im Auge hat. Sein neuer MotoGP-Teamsponsor Mooney wird ihn auch dort unterstützen.

Rossi hat schon während seiner Zweirad-Laufbahn immer wieder Seitensprünge in den Vierradsport unternommen. Er hat Formel 1-Tests absolviert und sich an Rallyes beteiligt. Schon im November 2009 hat «The Doctor» beim 6h-Rennen in Vallelunga bei Rom sein erstes Autorennen bestritten. Er belegte in seinem ersten Vierrad-Wettbewerb in einem Ferrari F430 der Scuderia Kessel Racing den elften Gesamtrang und Rang 3 in der GT3-Klasse

Nach dem GT3-Klassensieg in der Pro-Am-Wertung bei den «12h Gulf» in Abu Dhabi teilte er sich im Januar 2021 auf der Formel-1-Strecke «Bas Marina Circuit» wieder das Cockpit mit Freund Alessio Salucci und Bruder Luca Marini in einem Ferrari 488 GT3 (V8 Twin-Turbo mit 3,9 Liter Hubraum und ca. 600 PS) – unter der Nennung «Monster VR46 Kessel». Das Team Kessel Racing aus dem Tessin ist im GT3-Sport fest etabliert und genießt weltweit einen ausgezeichneten Ruf.

Doch für 2022 entschied sich Rossi für die Fanatec GT World Challenge Europe und einen Audi R8 LMS GT3. Dort wird er mit Audi und WRT-Teamchef Vincent Vosse zusammenarbeiten und insgesamt zehn Rennen bestreiten. Wer sein Teamkollege sein wird, ist noch offen.

Was ist die Fanatec GT World Challenge Europe?

Hier können die GT3-Rennwagen fahren, es gibt aktuell 13 Modelle, sie sind von der Theorie alle zugelassen: Aston Martin, Corvette, Audi, Ferrari, Lexus, Bentley, BMW, Lamborghini, Nissan, McLaren, Mercedes-AMG, Acura und Porsche.

Bekannte Fahrer: Raffaele Marciello, Mirko Bortolotti, Jules Gounon, Earl Bamber, Maro Engel, etc.

Das Saison-Highlight der Fanatec GT World Challenge Europe bildet das 24-h-Rennen von Spa-Franchorchamps in Belgien.

Die GTWC Europe besteht aus Endurance-Wochenenden (3h, 6h oder 24h-Rennen) und Sprint-Wochenenden, das sind jeweils zwei Rennen pro Rennwochenende über eine Stunde.

 

Insgesamt gibt es auch die GTWC Australien, GTWC America und GTWC Asia. Das sind aber vier eigene Championate mit eigener Wertung. Es existiert auch eine Gesamtwertung der Serien auf den vier Kontinenten. Aber sie interessiert keinen, außer in der Meldung zur Weihnachtsfeier der Hersteller.

 

Startberechtigt sind in Europa nur GT3-Fahrzeuge. Diese leisten zwischen 550 und 600 PS. Gewicht: ca. 1200 bis 1300 kg. Es gibt bei Hubraum, Leistung und Gewicht aber keine exakten Vorgaben.

 

In der GT3 existiert nämlich eine Balance of Performance (BoP), wie sie auch in der Supersport-WM 2022 existiert, um die  Hubraumunterschiede und unterschiedlichen Zylinderanzahlen der Hersteller auszugleichen. 

 

Das bedeutet, die Hersteller können erstmal das bauen, was ihnen gefällt – natürlich in einem gewissen Rahmen. Dann erhält jedes Fahrzeug eine Homologation. Vor jedem Rennen wird eine eigene BoP für jedes Fahrzeug erstellt, damit alle Performances möglichst dicht beieinander sind. So wird zwar Spannung erzeugt, doch das System dient auch dazu, viele Hersteller anzulocken. Es kann womöglich auch ein Auto gewinnen, das eigentlich sonst nicht konkurrenzfähig ist.

 

Rossi: Populär wie Tomba

Während jetzt in etlichen Ländern bei den Streckenbetreibern überlegt wird, ob man eine Kurve nach Rossi benennen soll, freut sich Valentino über das Vermächtnis, dass er dank seiner Erfolge und seines Charisma im Motorradsport hinterlassen hat.

«Viele Menschen begannen sich plötzlich für den Motorradrennsport zu interessieren, und ich war der auslösende Faktor», freut sich der 115-fache GP-Sieger, der sein MotoGP-Team mit den Piloten Luca Marini und Marco Bezzecchi jetzt für drei Jahre mit Ducati betreibt, einer Firma, die seit 2012 zur Audi Group gehört.

«Etwas Ähnliches ist in Italien Alberto Tomba im Skisport gelungen. Diese Begeisterung, die ich da entfachen könnte, betrachte ich als die größte Errungenschaft in meiner Laufbahn, wenn wir von den Resultaten absehen», meint der Yamaha-Star. 

«Ehrlich gesagt, ich habe keine Erklärung dafür, warum ich eine so hohe Beliebtheit erreicht habe», lacht Valentino. «Ich habe an den GP-Sonntagen offenbar vielen Menschen eine gute Unterhaltung geboten. Viele Personen haben daran Gefallen und Freude gefunden. So hatten sie an diesem Sonntag eine oder zwei Stunden, an denen sie unbelastet eine GP-Übertragung genießen konnten, sie mussten in dieser Zeit nicht über belastende Aspekte ihres Lebens nachdenken. Sie konnten sich ablenken und Freude mit meinen Rennen haben. Ich denke, das ist der Grund, warum ich eine Art Legende geworden bin.»

Die einmalige Unterstützung der Fans bröckelte auch nicht, als Rossi nach 2009 keinen WM-Titel und nach der Dutch-TT in Assen Ende Juni 2017 keinen Grand Prix-Sieg mehr errang.

«Viele Fans sind dann überall aufgekreuzt, um mich zu treffen, in und außerhalb des Fahrerlagers. Manche sind vor lauter Freude in Tränen ausgebrochen», schilderte Rossi. «Das hat mich jedes Mal verblüfft. Ich habe dann gesagt: ‚Warum weinst du? Bitte weine nicht!’ Diese Vorkommnisse haben bei mir immer die größten Emotionen ausgelöst. Sie haben mich angespornt.»

Termine Fanatec GT World Challenge Europe

7./8. März: Test Days in Frankreich
21./22. Juni: Test Days 24 h Spa-Francorchamps

Die zehn Renntermine 2022

01. bis 03. April: Imola
30. April bis 1. Mai: Brands Hatch
13. bis 15. Mai: Magny Cours
03. bis 5. Juni: Circuit Paul Ricard 1000 km
17. bis 19. Juni: Zandvoort
01. bis 3. Juli: Misano
28. bis 31. Juli: 24h in Spa-Francorchamps
02. bis 4. September: Hockenheimring
16. bis 18. September: Valencia
30. September bis 2. Oktober: Circuit Barcelona-Catalunya

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