Covid-19: Ist das Ende wirklich schon in Sicht?

Von Günther Wiesinger
Spannende Rennen, volle Tribünen: MotoGP-WM in Valencia 2021

Spannende Rennen, volle Tribünen: MotoGP-WM in Valencia 2021

Die Wissenschaftler haben ihre Meinungen in der Pandemie oft geändert. Aber jetzt versichern sie einstimmig: Im Frühjahr geht dem Virus der Atem aus.

Vor einem Jahr hat kaum jemand damit gerechnet, dass uns die Covid-19-Seuche auch im zweiten Jahr 2021 zahlreiche Rennverschiebungen, Geisterrennen oder limitierte Besucherzahlen, Reise- und Kontaktbeschränkungen (so umschreibt man heute Lockdowns und Shutdowns) bescheren würde. Denn die Politik hielt es für selbstverständlich, dass die Menschen die Impfungen als «Game Changer» betrachten und damit die gewünschte Herden-Immunität erzeugen würden.

Aber es zeigt sich auch nach zwei Jahren: Die Virologen, Epidemiologen, Pandemie-Experten und Prognose-Modelle der Wissenschaftler zum Infektionsgeschehen sahen oft sehr widersprüchlich aus. Entsprechend unterschiedlich fielen die Maßnahmen zur Virus-Eindämmung in den unterschiedlichen Erdteilen, Ländern und Regionen aus.

Noch heute gelten bei jeder Autofahrt durch drei Länder über 500 km unterschiedliche Vorschriften. Noch heute dauern die Quarantänebestimmungen fünf, sieben, zehn, zwölf oder vierzehn Tage. Noch heute weiß niemand genau, mit wie vielen Antikörpern man nicht mehr infektiös ist und selber nicht mehr infiziert werden kann.

Auch die Saison 2021 war stark beeinträchtigt

Aber die Welt hat sich verändert: So machen die Factory Teams der Pierer Mobility mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS momentan bei der Dakar-Rallye jeden Tag verpflichtende Antigen-Tests für alle Teammitglieder und Fahrer.

Dabei gingen Spitzenfunktionäre wie Carmelo Ezpeleta, CEO von MotoGP-Promoter Dorna Sports S.L., im letzten Winter noch davon aus, dass die Rennsaison 2021 ordnungsgemäß über die Bühne gehen könne, Doppelveranstaltungen schloss er aus. Doch die Zuversicht dauerte nicht lange, die MotoGP-Saison begann gleich mit zwei Grands Prix in Doha/Katar.

Aber die MotoGP-WM brachte 2021 immerhin 18 Events zustande, 2020 waren es nur 14. Zweimal wurde außerhalb Europas gefahren – in Katar und Texas, 2020 wurden alle MotoGP-Wettkämpfe in Europa ausgetragen.

In der Formel 1 fanden 2019 noch 21 Rennen statt, ein Jahr später wegen der Pandemie 17, in der vergangenen Saison wurden 22 Grands Prix ausgetragen, 2022 sollen es erstmals 23 werden.

Aber das wird alles von der Verbreitung von Omikron abhängen und davon, ob wir nach den Varianten Alpha und Delta noch mehr Einblick ins griechische Alphabet bekommen.

Die Covid-19-Seuche hat zumindest unser medizinisches Wissen vermehrt. Ich kenne jetzt den Unterschied zwischen Impfstoff und Medikament. Ich weiß, dass ein Unterschied zwischen Infektion und Erkrankung besteht, dass die Seuche Covid-19 heißt und das Virus SARS-CoV2 genannt wird, dass sich Quarantäne aus dem Französischen «la quarantaine» ableitet und deshalb im Deutschen nicht mit «Kw», sondern mit K gesprochen wird. Gemeint ist damit die Anzahl der Tage, nämlich vierzig, die ein Schiff mit verdächtigen Tieren, Waren oder vermeintlich mit der Pest infizierten Menschen draußen am Meer einst in Hafennähe ausharren musste, um eine Ausbreitung der Pest zu verhindern. Ursprünglich hatten die Italiener die Quarantäne bereits im 14. Jahrhundert eingeführt. Man sprach von den «quaranta giorni».

Wir haben gelernt, was Übersterblichkeit bedeutet; den Begriff Desoxiribonukleinsäure habe ich erstmals seit meinem Chemieunterricht wieder gehört. Ich weiß jetzt, dass mRNA als Boten-Ribonukleinäure bezeichnet wird und habe erfahren, dass man sich vor dem Wort Totimpfstoff von Novovax oder Valneva nicht zu fürchten braucht.

Aber eigentlich kann mir diese medizinische Fortbildung gestohlen bleiben, denn wir sehnen uns alle nach der neuen Normalität, ohne Masken, ohne Abstandsregeln, ohne Fachbegriffe wie PCR (alias «polymerase chain reaction») und ohne «servere acute respiratory syndrome», kurz SARS.

Aber ich fürchte, wir müssen uns bis zum kommenden Herbst gedulden. Die Vorzeichen für die ersten Monate 2022 wirken momentan nicht besonders verheißungsvoll, so sehr wir uns die Vor-Covid-Zeit von 2019 zurückwünschen.

Wir haben erfahren, dass die Fußballstadien vorläufig in vielen Ländern wieder leer bleiben müssen, auch die US-Supercross-Meisterschaft 2022 wird ohne Publikum stattfinden. Hoffentlich bekommen die Zuschauer im Frühjahr wieder Zutritt zu den Rennen, notfalls in reduzierter Anzahl. Aber gewiss ist gar nichts mehr.

China hat soeben die 13-Millionen-Einwohner-Stadt Xi’an in den strengen Lockdown geschickt, nur weil dort 63 Personen positiv getestet wurden. Innerhalb von 24 Stunden wurden dort 8 Millionen Menschen einem PCR-Test unterzogen.

Immerhin hat der Großteil der Menschheit in knapp zwei Jahren gelernt, wie man die Virusverbreitung eindämmen kann. 

Im April 2020 gab es kaum Tests, dafür wappneten sich die Menschen mit Hamsterkäufen von Toilettenpapier gegen die Pandemie.

Viel zu oft haben wir uns zu früh über den vermeintlichen Sieg über das heimtückische Virus gefreut. In den letzten zwei Wochen haben uns jedoch einige namhafte Virologen glaubhaft und einhellig versichert, die Omikron-Variante könnte die letzte Mutante des Virus sein, es gehe ihm der Atem aus, weil zu viele Wirte durch Impfungen geschützt oder genesen und weil die menschlichen Immunsysteme inzwischen ausgezeichnet auf die SARS-CoV2-Angriffe vorbereitet sind.

Als Optimist glaube ich den Beteuerungen der Wissenschaftler, dass noch eine fünfte Welle kommen, im Frühjahr alles besser und hierzulande im Herbst 2022 die Herdenimmunität und Durchseuchung erreicht sein wird.

Als uns manche Politiker im Sommer 2021 weismachen wollten, dass die Pandemie gemeistert sei, war ich skeptisch. Denn in Deutschland und in Oberösterreich standen Wahlen an, in der Schweiz eine Volksabstimmung. Die Politiker brauchten also Erfolgsmeldungen. Die Wissenschaftlicher widersprachen ihnen sowieso schon im Juli und August. 

Die Fledermaus spielt bald keine Rolle mehr

Die Wissenschaftler werden zwar auch nach zwei Jahren Pandemie täglich schlauer und müssen momentan ihre Meinungen regelmäßig ändern, weil die Faktenlage dauernd auf den Kopf gestellt wird und die neuen Daten alle Hochrechnungen über den Haufen werfen.

Aber fast jeder von uns kennt jetzt Menschen, die zwar in den letzten Monaten positiv getestet wurden, aber milde Verläufe beschrieben oder gleich symptomfrei blieben, auch im Alter von 70 Jahren.

Die Menschheit hat schon etliche Seuchen überstanden oder mit ihnen zu leben gelernt; es wird auch mit Covid-19 gelingen.

Spätestens im März, April oder Mai wird die fünfte Welle gebrochen werden, wird prophezeit. Vielleicht wird sie gar nicht so schlimm wie befürchtet, wenn die Behörden rechtzeitig die richtigen Maßnahmen treffen.

Was sind drei Monate in einem Menschenleben?

Über diesen Zeitraum schränke ich mich jetzt noch ein. Es reicht, dass eine chinesische Fledermaus unser Dasein, die Weltwirtschaft und das Zusammenleben zwei Jahre lang in unvorstellbarer Form beeinträchtigt hat.

Wir dürfen uns von so einem grauslichen Vieh und seiner konkurrenzlosen Viruslast gewiss nicht unterkriegen lassen.

Als Jugendlicher bin ich jeder Pflichtimpfung (Pocken, Masern, Kinderlähmung und so weiter) erfolgreich aus dem Weg gegangen, denn die epidemische Bedrohung erschien mir damals kleiner als meine Angst vor dem Stich.

Doch 2021 hatte ich vor den Sauerstoffgeräten und den Intensivstationen deutlich mehr Respekt als vor den drei Impfungen. Ich vertraue der Medizin, ich tue es ja bei jeder anderen Krankheit oder Verletzung sowie beim Zahnarzt auch. Was bleibt mir sonst übrig?

Es ist ja kein Geheimnis, dass sich schlechte Nachrichten in den Medien üblicherweise besser verkaufen als gute.

Trotzdem behaupte ich jetzt: Spätestens im September 2022 werden wir Covid-19 als Fliegenschiss im Wirtshaus betrachten.

Als Donald Trump, Jair Bolsonaro und Boris Johnson das schon im April 2020 behauptet haben, haben sie grob fahrlässig gehandelt.

Jetzt halte ich so eine Ankündigungen für glaubwürdig.

Gut für die Menschheit, gut für die Wirtschaft und unsere Zusammenleben, gut für den Motorsport. 

Ein gutes Neues Jahr. Bleiben Sie gesund!

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