Hervé Poncharal (KTM): Fahrer & Bike konkurrenzfähig

Von Günther Wiesinger
«Drittbeste Zeit. Was sollen wir von einem Rookie wie Raúl Fernández mehr erwarten? Auch vor der Leistung von Remy Garder ziehe ich den Hut», sagte Tech3-Teamchef Hervé Poncharal nach den drei Sepang-Testtagen.

Das französische KTM Tech3 Factory Team von Hervé Poncharal blickt nach den recht erfreulichen drei Shakedown-Testtagen auf dem Sepang Circuit zuversichtlich in die Zukunft. Denn die Rookies Raúl Fernández und Remy Gardner präsentierten sich von ihrer besten Seite, auch wenn 17 der 24 Stammfahrer fehlten, weil sie erst morgen und am Sonntag ins MotoGP-Testgeschehen eingreifen dürfen.

«Der Shakedown-Test war in diesem Jahr interessanter als in der Vergangenheit, denn wir haben neben den Testpiloten der sechs Hersteller auch die beiden Aprilia-Werksfahrer gesehen und dazu die fünf Rookies», stellte Hervé Poncharal fest. «Wenn mir am vergangenen Sonntag jemand prophezeit hätte, das meine beiden Rookies auf dieser 5,5 km langen Piste nur 0,5 und 1,1 sec auf die Bestzeit von Viñales verlieren, hätte ich das mit Freude angekommen und mit beiden Händen und Füßen unterschrieben. Das ist klar. Aber ich will nicht übertrieben aufgeregt sein, denn ich weiß, das war ein Shakedown, ein erster Probegalopp. Mir ist klar, die wichtigsten Spieler waren nicht am Start. Ich will deshalb nicht wie ein Depp ausschauen und so tun, als hätten wir einen Grand Prix gewonnen.»

«Gleichzeitig möchte ich festhalten, dass die Atmosphäre im Team ausgezeichnet ist, die Zusammenarbeit der KTM-Ingenieure mit der Tech3-Crew klappt fantastisch, das sieht alles sehr positiv aus. Raúl und Remy sind wirklich happy mit den neuen Bikes, mit der Crew und der Organisation. Pit Beirer, Hubert Trunkenpolz und alle Beteiligten haben alles getan, um die besten Voraussetzungen für uns zu schaffen. Wir bekommen neben dem technischen Support auch jede erdenkliche menschliche Unterstützung, was sehr wertvoll ist.»

«Und obwohl unsere beiden Rookies in der Moto2-WM im Vorjahr die Plätze 1 und 2 erobert haben, sind wir mit einigen Fragezeichen zu diesem Shakedown-Test gekommen», ergänzte der Franzose im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir waren gespannt auf die Performance. Klar, Remy und Raúl sind in Misano und Jerez im Vorjahr schon mit der RC16 gefahren, aber Sepang ist eine schwierige und extrem anspruchsvolle Rennstrecke. Dazu kommen die Hitze und die Luftfeuchtigkeit. Außerdem ging es beim Shakedown nicht mehr vordergründig um Spaß, sondern um die Saisonvorbereitung. Sie sollten die MotoGP-Klasse besser verstehen lernen. Das haben sie wirklich gut geschafft.»

Es gab auch keine Zwischenfälle an den drei Tagen, wenn man von einem harmlosen Ausrutscher von Raúl Férnández absieht.

«Vor der Leistung von Remy muss ich den Hut ziehen, denn seine Handgelenks-Operation lag nur zwei Wichen zurück, er war tapfer und ist an allen die Tagen gefahren», lobt der Tech3-KTM-Teambesitzer. «Ich habe ihm vorgeschlagen, er können am zweiten Tag pausieren, wenn die Schmerzen zu stark sind. Aber er ist alle drei Tage gefahren und hat den Ingenieuren ein interessantes Feedback geliefert. Außerdem kann sich die Zeit von 2:00,0 min wirklich sehen lassen. Remy ist einige schnelle Runden gefahren, und er ist happy. Er hat jetzt wieder Selbstvertrauen getankt. Denn als er mich im Januar nach dem Motocross-Zwischenfall angerufen hat, war er niedergeschlagen. Jetzt sieht alles positiv aus, und die zweite Tage Pause haben ihm sicher gut getan. Ich bin froh, dass wir Remy nach Sepang gebracht haben.»

Poncharal ist natürlich auch von der Leistungen von Raúl Fernández begeistert. «Was sollen wir von ihm noch mehr erwarten? Bestzeit am Montag, danach immer ganz vorne dabei. Raúl hat drei unglaubliche Tage abgespult. Am zweiten Tag hat er sehr viele Runden gedreht und immer mehr über das Motorrad gelernt. Am dritten Tag hat Raúl am späten Nachmittag, als es etwas weniger heiß war, erstmals mehr gepusht, das haben in den letzten 15 Minuten auch die beiden Aprilia-Jungs getan.»

Poncharal: «Wir kennen den Level von Maverick und Aleix. Der eine hat letztes Jahr ein Rennen gewonnen, der andere war 2021 einmal Dritter. Aprilia hat außerdem bei der Entwicklung gute Arbeit geleistet, glaube ich. Aber wir halten mit ihnen mit. Und die Ducati ist ein Motorrad, das normalerweise in Sepang Flügel bekommt,  außerdem ist Pirro ein anerkannt schneller Fahrer. Ich bin überzeugt, dass die Ducati-Werksfahrer am Weekend weit vorne seit werden. KTM war trotzdem am Mittwoch mit Raúl an dritter Position, der erst 21 Jahre alt ist. Das zeigt, dass nicht nur der Fahrer konkurrenzfähig ist, sondern auch das Motorrad. Jetzt müssen wir abwarten, was Miguel Oliveira und Brad Binder nach den zwei Tagen am Wochenende über die neue KTM sagen. Wir sind gespannt auf das Gesamtergebnis am Sonntag.»

Übrigens: Nach internen Messungen gelang Red Bull-KTM-Testfahrer Dani Pedrosa am Mittwoch eine Zeit von 1:59,4 min.

Damit hätte er in den Top-3 mitgehalten. Aber er fuhr ohne eigenen Transponder und war aus Gründen der Geheimhaltung meist mit dem Transponder von «Mika Kallio Bike1» unterwegs. 

Shakedown-Test, Sepang, 2. Februar:

1. Maverick Viñales,Aprilia Racing, 1:58,942 min
2. Aleix Espargaró, Aprilia Racing, 1:59,086
3. Raúl Fernández, Tech3 KTM Factory, 1:59,468
4. Marco Bezzecchi, Mooney VR46 Racing, 1:59,711
5. Michele Pirro Bike 2, Ducati Lenovo Team, 1:59,805
6. Remy Gardner, Tech3 KTM Factory, 2:00,046
7. Stefan Bradl, HRC Repsol Honda, 2:00,449
8. Sylvain Guintoli, Suzuki Test Team, 2:00,491
9. Darryn Binder, WithU Yamaha RNF, 2:00,928
10. Michele Pirro Bike 1, Ducati Lenovo Team, 2:01,060
11. Mika Kallio Bike 1, Red Bull KTM Factory, 2:01,074
12. Mika Kallio Bike 2, Red Bull KTM Factory, 2:01,505
13. Yamaha Test 1, 2:01,819
14. Yamaha Test 2, 2:02,257
15. Takuya Tsuda, Suzuki Test Team, 2:02,661

Shakedown-Test, Sepang, 1. Februar:

1. Maverick Viñales, Aprilia Racing, 1:59,833 min
2. Michele Pirro Bike 1, Ducati Lenovo Team, 2:00,565
3. Marco Bezzecchi, Mooney VR46 Racing, 2:00,734
4. Raúl Fernández, Tech3 KTM Factory, 2:00,819
5. Michele Pirro Bike 2, Ducati Lenovo Team, 2:00,822
6. Sylvain Guintoli, Suzuki Test Team, 2:01,102
7. Remy Gardner, Tech3 KTM Factory, 2:01,177
8. Darryn Binder, WithU Yamaha RNF, 2:01,297
9. Stefan Bradl, HRC Repsol Honda Team, 2:01,361
10. Mika Kallio Bike 2, Red Bull KTM Factory, 2:01,923
11. Mika Kallio Bike 1, Red Bull KTM Factory, 2:01,936
12. Lorenzo Savadori Bike 1, Aprilia Racing, 2:02,043
13. Lorenzo Savadori Bike 2, Aprilia Racing, 2:02,683
14. Yamaha Test 1, 2:02,870
15. Yamaha Test 2, 2:03,000

Shakedown-Test, Sepang, 31. Januar:

1. Raúl Fernandez, Tech3 KTM Factory Racing, 2:00,898 min
2. Michele Pirro 1, Ducati Team, 2:01,042
3. Mika Kallio 1, Red Bull KTM Factory Racing, 2:01,250
4. Lorenzo Savadori, Bike 2, Aprilia Racing, 2:01,676
5. Remy Gardner, Tech3 KTM Factory Racing, 2:01,852
6. Marco Bezzecchi, Mooney VR46 Racing Team, 2:02,012
7. Darryn Binder, WithU Yamaha RNF MotoGP Team, 2:02,146
8. Sylvain Guintoli, Suzuki Test Team, 2:02,181
9. Mika Kallio 2, Red Bull KTM Factory Racing, 2:02,297
10. Fabio Di Giannantonio, Gresini Racing MotoGP, 2:02,596
11. Lorenzo Savadori Bike 4, Aprilia Racing, 2:02,890
12. Lorenzo Savadori Bike 1, Aprilia Racing, 2:03,193
13. Michele Pirro 2, Ducati Team, 2:03,426
14. Yamaha Test 2, Yamaha Factory, 2:03,442
15. Yamaha Test 1, Yamaha Factory, 2:03,616
16. Lorenzo Savadori Bike 3, Aprilia Racing, 2:04,633
17. Takuya Tsuda, Suzuki Test Team, keine Zeit

 

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