Marc Marquez: «Das Ende des Albtraums»

Marc Márquez (Honda): «Muss im Rennen was riskieren»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez: Nach dem ersten Q1-Crash brachte ihn Manager Emilio Alzamora an die Box

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Repsol-Honda-Werkspilot Marc Márquez rätselt nach den drei Trainingsstürzen über seine Chancen im Mandalika-Rennen. Von Geduld oder Vorsicht will er nichts wissen. Das sind Fremdworte für ihn.

Platz 22 am Freitag, Platz 14 am Samstag im Qualifying – die Bilanz von Repsol-Honda-Star Marc Márquez beim Indonesien-GP auf dem neuen Mandalika International Street Circuit auf der Ferieninsel Lombok sieht vor dem Rennen alles andere als verheißungsvoll aus. Der sechsfache MotoGP-Weltmeister hat drei heftige Stürze innerhalb von 24 Stunden hinter sich gebracht. Aber mit diesem Rezept gegen das problematische Vorderrad-Feeling an der Honda RC213V wird Marc gegen die Honda-Übermacht, gegen den überragenden Fabio Quartararo und das erstarkte Red Bull-KTM-Team mit Brad Binder (4.) und Miguel Oliveira (7.) hier am Sonntag nicht viel ausrichten können.

Aber Marc Márquez sprach sich am Nachmittag in Lombok Mut zu. «Wir werden morgen nicht auf Platz 14 herumfahren», ist der 59-fache MotoGP-Sieger überzeugt. «Wir sind viel besser als unsere ‚grid position‘ zeigt. Aber es ist unbestritten, dass wir vorne sehr viele unterschiedliche Dinge probiert haben. Dann komme ich durcheinander, dann fahre ich nicht gut, es passieren Fehler. Deshalb werden wir beim Set-up morgen eine Schritt zurück machen. Wir werden ein Motorrad hinstellen, das ich kenne und bei dem ich das Limit einschätzen kann. Ich brauche vorne mehr Feedback. Ich muss einfach spüren, wie gut die Front im Grenzbereich funktioniert und was ich dem Vorderreifen zumuten kann. Ich muss gut starten und mich bemühen, das Rennen zu Ende zu fahren.»

Fakt ist: Honda kommt mit den neuen Michelin-Reifen mit der härteren Karkasse, die nach den Tests geliefert wurden, nicht zurecht. Die neue Karkasse hilft aber, die Reifentemperatur um 10 bis 15 Grad zu senken.

Zum Vergleich: Fabio Quartararo fuhr heute 0,007 sec schneller als beim MotoGP-Test im Februar, Brad Binder um 0,141 sec. Marc Márquez hingegen war 0,237 sec langsamer als im Februar, als er über Rang 14 ebenfalls nicht hinauskam. Und Pol Espargaró? Der Repsol-Honda-Pilot stand im Februar mit 1:31,060 min an erster Stelle, heute war er gleich um 0,771 sec langsamer. 

«Was wir bei der neuen 2022-Honda deutlich verbessert haben, ist der Hinterradgrip. Das war unser Ziel, damit wir die neuen weichen Hinterreifen über eine einzelne Runde besser ausquetschen können. Aber schon beim ersten Test in Sepang hatte ich Mühe mit dem Front-Feeling. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich diese Problematik durchschaut habe. Ich habe in Sepang auch die 2021-Honda probiert. Ich kannte damit das Limit sehr gut. Ich bin zwar auch gestürzt, aber ich hatte ein besseres Gespür für das Limit des Vorderreifens. Ich konnte pushen. Aber hier zum Beispiel in Lombok weiß ich zwar, warum der zweite Sturz heute passiert ist. Aber für den ersten Crash im Q1 habe ich keine Erklärung. All diese Dinge erschweren meine Aufgabe.»

«Klar, es ist schwierig, nach so einem Tag positive Aspekte zu erwähnen», grübelte Marc Márquez. «Denn wir stehen weit hinten. Aber im FP3 am Samstag habe ich schon gute Anzeichen gespürt, wir haben einiges ausprobiert. Wir sind nicht auf der Startposition, auf der wir gerne wären. Aber wir werden uns ‚step by step’ steigern und aus dieser Situation befreien. Ärgerlich ist, dass dies der schlimmste Circuit zum Überholen ist. Aber wir werden uns anstrengen.»

Pol Espargaró und Marc Márquez erkämpften vor zwei Wochen in Doha im Rennen die Plätze 3 und 5. «Aber auch dort spürte ich vorne ein träges Gefühl», berichtete Marc.

Wird sich der Spanier morgen nach den drei Stürzen zur Geduld zwingen? «Ich fahre vom 14. Platz los. Also bringt mich die Geduld im Rennen nicht weiter. Ich muss attackieren. In den Runden, in denen ich angreife, werde ich etwas riskieren. Wir werden sehen, ob es zu viel ist oder nicht. Aber ich muss etwas riskieren, um wenigstens in die Top-Ten zu kommen. Ich sage nicht, dass ich um das Podest oder um den Sieg kämpfen werde. Solche Ziele kannst du über Bord werfen, wenn du von Platz 14 losfährst. Aber ich muss attackieren und einige Gegner überholen.»

Wird es Kurven geben, in denen der aktuelle WM-Fünfte im 27-Runden-Rennen etwas vorsichtiger ans Werk gehen wird. «Ja, in den Kurven 11, 12 und 13», lachte er.

In diesen Kurven war Marc am Freitag und Samstag schwungvoll abgestiegen.

Márquez: «Aber ich muss ehrlich sagen, ich fühle mich hier in keiner einzigen Kurve wohl.»

MotoGP-Ergebnis Mandalika, Q2:

1. Quartararo, Yamaha, 1:31,067 min
2. Martin, Ducati, 1:31,280 min, + 0,213 sec
3. Zarco, Ducati, 1:31,378, + 0,311
4. Brad Binder, KTM, 1:31,433, + 0,366
5. Bastianini, Ducati, 1:31,504, + 0,437
6. Bagnaia, Ducati, 1:31,507, + 0,440
7. Oliveira, KTM, 1:31,566, + 0,499
8. Rins, Suzuki, 1:31,582, + 0,515
9. Miller, Ducati, 1:31,714, + 0,647
10. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,723, + 0,656
11. Di Giannantonio, Ducati, 1:31,829, + 0,762
12. Morbidelli*, Yamaha, 1:32,336, + 1,269

*= Grid-Penalty: 3 Plätze nach hinten

Die weitere Startaufstellung nach dem Penalty:

12. Marini, Ducati, 1:31,666 min
13. Bezzecchi, Ducati, 1:31,695
14. Marc Márquez, Honda, 1:31,830
15. Morbidelli, Yamaha
16. Pol Espargaró, Honda, 1:31,831
17. Dovizioso, Yamaha, 1:31,870
18. Mir, Suzuki, 1:31,875
19. Alex Márquez, Honda, 1:31,987
20. Viñales, Aprilia, 1:32,006
21. Raúl Fernández, KTM, 1:32,122
22. Gardner, KTM, 1:32,140
23. Darryn Binder, Yamaha, 1:32,299
24. Nakagami, Honda, 1:32,330


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