Wettlauf mit der Zeit: Fracht 4 Uhr früh im Paddock?

Von Günther Wiesinger
Die MotoGP-Stars wollen am Samstag um 12.35 Uhr Ortszeit für das FP1 auf die Piste stürmen

Die MotoGP-Stars wollen am Samstag um 12.35 Uhr Ortszeit für das FP1 auf die Piste stürmen

Mit zwei Tagen Verspätung wird heute der reparierte Boeing 747-222B-Fracht-Jumbo um 21.07 Uhr Ortszeit in Tucumán landen. Die Zeit bis zum ersten MotoGP-Training wird denkbar knapp.

Hunderte Teammitglieder im Fahrerlager auf dem Autódromo Termas de Río Hondo haben heute die Flugroute des verspäteten Boeing-747-222B-Fracht-Jumbos verfolgt, der sich auf dem Weg von Lombok nach Tucumán befand und heute in der Früh mitteleuropäischer Sommerzeit laut der App «Flightradar24» in Lagos im afrikanischen Staat Nigeria zwischengelandet war.

Das Flugzeug war eigentlich am Mittwoch in Tucumán erwartet worden, aber wegen eines Triebwerkschadens in Mombasa (Kenia) gestrandet. Gestern wurden die dringend benötigten Ersatzteile von London und vom Mittleren Osten nach Mombasa geflogen, wo der Schaden repariert wurde. Dann konnte der Flug fortgesetzt werden.

Von Lagos hatte die Cargo-Boeing 747-222B noch 8300 km bis zum Airport in Tucumán zurückzulegen, der rund 120 km oder ca. 2,5 Lkw-Stunden von Las Termas entfernt ist. Wie viele Stunden es dauern wird, bis die rund 100.000 kg Fracht auf die Lkw umgeladen sein wird, ist schwer einzuschätzen. Sie soll aber nach unseren neuesten Informationen bereits ab 4 Uhr früh (Ortszeit in Las Termas) im Paddock abgeladen werden. Manche Teamchefs halten das jedoch für eine sehr optimistische Einschätzung der Situation. 

Vor 17 Uhr MESZ wunderten sich heute viele Beobachter, als der Cargo-Flug mit der Kennung BSC4042 vom Flugradar verschwand. Das konnte alles bedeuten: Transponder defekt, Transponder abgeschaltet, entführt – oder gar Absturz.

Doch die Szenekenner gaben bald Entwarnung: «Es gibt nur wenige «tracking stations» über dem Südatlantik. Deshalb war der Flug vorübergehend verschwunden.

Tatsächlich tauchte die Boeing bald wieder auf, als sich das Flugzeug der brasilianischen Küsten näherte. Um 19.06 Uhr MESZ landete die Maschine zum letzten Tankstopp in Salvador/Brasilien. Sie soll dann nach weiteren fünf Flugstunden in Tucumán eintreffen. Es wurde inzwischen eine Ankunftszeit von 21.07 Uhr berechnet. 

Auch wenn die Frachtkisten wirklich um 4 Uhr früh im Fahrerlager eintreffen, wird es für die stark betroffenen MotoGP-Teams ein Wettlauf mit der Zeit. Denn Tech3-KTM-Teamchef Hervé Poncharal rechnet mit 12 Stunden Arbeit. Das erste MotoGP-Trainings beginnt aber um 12.35 Uhr Ortszeit. Die Teams wollen für das FP1 deshalb nur ein Bike pro Fahrer vorbereiten. 

Eventuell müssen sich die weniger betroffenen Teams aus Gründen der Solidarität bereit erklären, auch auf den Einsatz der Ersatzmaschinen zu verzichten. 

Triebwerk kaputt

Inzwischen gibt es auch mehr Klarheit über die Ursachen im Bezug auf das Zustandekommen der Frachtverspätungen aus Indonesien. Das Material vom Mandalika-GP sollte mit Hilfe von fünf Flugzeugen nach Tucumán transportiert werden. Ein viermotoriger Cargo-Flieger blieb jedoch beim Hinflug in Mombasa/Kenia liegen, weil eines der vier Triebwerke einen schweren Schaden erlitten hatte.

Es ließ sich aber wegen der Sanktionen gegen die Russische Föderation kein Backup-Flugzeug auftreiben. «20 Prozent der von uns gemieteten Frachtflugzeuge gehören russischen Unternehmen», erklärte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta gestern in Las Termas.

Also wurde ein anderes Flugzeug, das seine Ladung bereits in Argentinien entladen hatte, zurück nach Lombok geschickt, um die restlichen Frachtkisten abzuholen. Doch ausgerechnet dieser Fracht-Jumbo wurde bei der Anreise aus Südostasien in Mombasa mit einen Triebwerksschaden ebenfalls gegroundet. Die Reparatur nahm mehr als zwei Tage in Anspruch, weil Ersatzteile fehlten.

Inzwischen steht fest: Der sehnsüchtig erwartete Backup-Jumbo wird heute am Abend mit zwei Tagen Verspätung in Tucumán seinen «touch down» erleben.

SPEEDWEEK.com ist inzwischen eine Liste mit allen betroffenen Teams und Ausrüstern zugespielt worden.

Die fehlenden Frachtkisten

• Ducati Lenovo: 10 Kisten fehlen
• Mooney VR46 MGP: Gesamte Fracht fehlt
• Gresini MotoGP: Gesamte Fracht fehlt
• WithU Yamaha RNF: 2 Kisten fehlen
• Negishi: 4 Kisten fehlen
• Yamaha Motoren: 3 Kisten fehlen
• Monster Yamaha MotoGP: 7 Kisten fehlen
• KTM Tech3 MotoGP: 2 Kisten fehlen
• Red Bull KTM Factory: 7 Kisten fehlen
• Suzuki Ecstar: 2 Kisten fehlen
• Gresini Moto2: Gesamte Fracht fehlt
• ELF Marc VDS: 9 Kisten fehlen
• Red Bull KTM Ajo: Gesamte Fracht fehlt mit Ausnahme einer Kiste
• Mooney VR46 Moto2: 9 Kisten fehlen
• Yamaha VR46 Mastercamp: 1 Kisten fehlt
• Leopard Honda Moto3: Gesamte Fracht fehlt
• Avintia Moto3: 1 Kiste fehlt

Dazu ist der Grossteil der Ausrüster durch fehlende Fracht betroffen, darunter auch MotoGP-Reifenlieferant Michelin. Sie wurden über die Logistik-Dienstleiter DHL und Impeco direkt verständigt.

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