KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Jack Miller: «Reifendruck? Auf Messers Schneide»

Von Simon Patterson
Jack Miller

Jack Miller

Jack Miller freut sich auf den Frankreich-GP in Le Mans. Im Hause Ducati steht zumindest am Donnerstag aber noch der Wirbel um den zu niedrigen Reifendruck von Jerez-Sieger Pecco Bagnaia im Mittelpunkt.

Im Vorjahr feierte Jack Miller in Le Mans seinen dritten und bisher letzten MotoGP-Sieg. Vor dem anstehenden Kräftemessen auf dem Circuit Bugatti erklärte er am Donnerstag: «Ich freue mich, zurück im sonnigen Frankreich zu sein. Es ist immer schön, nach Le Mans zurückzukehren – vor allem nach dem Sieg im Vorjahr. Ich mag die Strecke und war hier in der Vergangenheit gut, das wisst ihr ja. Ich freue mich eigentlich jedes Jahr auf dieses Rennen, auch wenn das vielleicht nicht alle glauben können», spielte er auf die oft ungünstigen Wetterverhältnisse beim Frankreich-GP an.

Im Vorfeld des siebten Rennwochenendes der Saison war die Reifendruck-Geschichte um Millers Teamkollegen und Jerez-Sieger Pecco Bagnaia großes Thema. Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna hatte sich schon am Dienstagabend in einer eilig einberufenen Online-Presserunde mit ausgewählten Fachmedien dazu geäußert.

Wie präsent ist das Thema aber in der Box und bei den Fahrern selbst? «Wir greifen jetzt nicht nach dem Messgerät und bestimmen den Reifendruck», meinte Miller. «Der Reifendruck kann sich so sehr auf Messers Schneide bewegen, dass du nicht auf den angepeilten Wert kommen wirst, wenn du das gesamte Rennen anführst und somit keine heiße Luft auf den Reifen strömt. Wenn du den Mindestwert erreicht und geführt hast, dann aber hinter einen anderen Fahrer zurückfällst, geht der Reifendruck auf einmal durch die Decke. Du kannst das Motorrad dann weder stoppen noch einlenken. Es ist ein schwieriges Thema», räumte «JackAss» ein.

Zur Erinnerung: Aus der eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Tabelle von Michelin ging hervor, dass Bagnaia bei seinem Start-Ziel in allen 25 Rennrunden den vorgegebenen Reifendruck unterschritt.

Verschlimmerten die Ride-Height-Devices die Problematik? «Nein», entgegnete Miller. «Es war schon immer so. Ausgehend von meiner beschränkten Erfahrung, wurde es mehr zu einem Problem, als wir den Hersteller wechselten. Ich glaube nicht, dass sich die Devices auf den Druck auswirken. Die Motorräder spucken immer noch heiße Luft aus, das ist die Sache.»

Wie schnell macht sich der Effekt im Windschafften bemerkbar? «In der ersten Runde, vielleicht eine halbe… Eine Runde hinter einem anderen Fahrer würde dich auf Anhieb in den richtigen Bereich bringen. Daran besteht kein Zweifel», unterstrich der 27-jährige Australier.

Sollte 2023 eine anwendbare und strengere Regel und in der Folge auch Strafen in Kraft treten (wie der aberkannte Moto2-Sieg von Quartararo 2018), hätte es dann auch Auswirkungen auf die Rennstrategie der Fahrer? Müsste sich ein Fahrer überlegen, ob er besser führen sollte oder nicht?

Der Le Mans-Sieger des Vorjahres grübelte kurz und erklärte dann: «Es würde uns sicherlich einen zusätzlichen Knüppel zwischen die Beine werfen, von dem ich nicht glaube, dass wir ihn unbedingt brauchen. In der Moto2-Klasse habe ich das Gefühl, dass die Regel für die Klasse notwendig war. Denn sie sollten mit 1,5 bar fahren und stattdessen gab es Leute mit 0,6 oder 0,8 bar, die Reifen zerstört haben. Bei uns ist es nicht so, dass wir versuchen, einen Vorteil herauszuschlagen. Wir versuchen einfach, im richtigen Bereich zu fahren. Ob du den angestrebten Wert erreichst oder nicht, hängt davon ab, wie sich die Rennpace entwickelt. So einfach ist das. Mit Sicherheit tun wir es für einen Performance-Vorteil, aber mehr als Vorbeugung eines Performance-Nachteils. Denn ein Unterschied von 0,1 bis 0,2 bar beim Reifendruck kann ein Unterschied wie Tag oder Nacht sein.»

Hatte Miller in dieser Saison selbst schon Probleme damit? «Nein, aber ich bin grundsätzlich auch nicht der Kerl, der vorne wegfährt und Rennen anführt», fügte er lachend an. Die Auswirkungen im Windschatten bekam er aber zu spüren. «Ja, in Portimão zum Beispiel, obwohl es dort nicht einmal heiß war. Du merkst es aber und das deutlich, auch in Katar. Du greifst in die Bremse, wo du es normalerweise machen würdest, aber das Motorrad lässt sich nicht stoppen. In Thailand oder auf anderen heißen Strecken ist der Reifendruck sicherlich noch einmal ein größeres Problem.»

Ergebnisse MotoGP Jerez (1. Mai):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 25 Runden in 41:00,554 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,285 sec
3. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +10,977
4. Marc Márquez (E), Honda, +12,676
5. Jack Miller (AUS), Ducati, +12,957
6. Joan Mir (E), Suzuki, +13,934
7. Takaaki Nakagami (J), Honda, +14,929
8. Enea Bastianini (I), Ducati, +18,436
9. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +18,830
10. Brad Binder (ZA), KTM, +20,056
11. Pol Espargaró (E), Honda, +20,856
12. Miguel Oliveira (P), KTM, +23,131
13. Alex Márquez (E), Honda, +25,306
14. Maverick Vinales (E), Aprilia, +27,358
15. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +27,519
16. Luca Marini (I), Ducati, +29,278
17. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, +35,204
18. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +35,361
19. Alex Rins (E), Suzuki, +38,922
20. Remy Gardner (AUS), KTM, +43,378
21. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +44,299
22. Jorge Martin (E), Ducati, +1:07,681 min
– Stefan Bradl (D), Honda, 15 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 16 Runden zurück
– Darryn Binder (ZA), Yamaha, 20 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 21 Grand Prix:

1. Quartararo 89 Punkte. 2. Aleix Espargaró 82. 3. Bastianini 69. 4. Rins 69. 5. Bagnaia 56. 6. Mir 56. 7. Zarco 51. 8. Brad Binder 48. 9. Marc Márquez 44. 10. Oliveira 43. 11. Miller 42. 12. Pol Espargaró 35. 13. Martin 28. 14. Viñales 27. 15. Nakagami 21. 16. Morbidelli 18. 17. Alex Márquez 16. 18. Bezzecchi 15. 19. Marini 14. 20. Dovizioso 8. 21. Darryn Binder 6. 22. Gardner 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 131 Punkte. 2. Yamaha 89. 3. Aprilia 83. 4. Suzuki 80. 5. KTM 76. 6. Honda 57.

Team-WM:

1. Suzuki Ecstar 125 Punkte. 2. Aprilia Racing 109. 3. Monster Energy Yamaha 107. 4. Ducati Lenovo 98. 5. Red Bull KTM Factory 91. 6. Pramac Racing 79. 7. Repsol Honda 79. 8. Gresini Racing MotoGP 69. 9. LCR Honda 37. 10. Mooney VR46 Racing 29. 11. WithU Yamaha RNF 14. 12. Tech3 KTM Factory 3.

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