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Carola Bagnaia: Was Pecco zum Champion gemacht hat

Von Nora Lantschner
Carola Bagnaia ist immer an der Seite ihres Bruders Francesco «Pecco» Bagnaia

Carola Bagnaia ist immer an der Seite ihres Bruders Francesco «Pecco» Bagnaia

«Pecco hat immer gesagt, dass er mit Ducati die WM gewinnen würde», erzählt seine Schwester Carola Bagnaia. Wie der MotoGP-Weltmeister mit Kritik umgeht und wie er zur Halbzeit der Saison die Wende eingeleitet hat.

Nach dem Titelgewinn ließ Francesco Bagnaia (25) in Valencia durchblicken, dass sein Umfeld einen großen Anteil an seinem Erfolg hat. Gerade nach dem Knackpunkt auf dem Sachsenring, als sich der Ducati-Werksfahrer selbst eingestand, dass er ein Problem hatte und konstanter werden musste.

Entgegen vieler seiner Kollegen griff Bagnaia dabei aber nicht auf die Hilfe eines Sportpsychologen zurück, sondern auf den Austausch mit seinem Trainier, seiner Familie, seiner Freundin Domizia und der VR46 Riders Academy. «Denn ich glaube, dass die Leute, die dir am meisten helfen können, die Leute sind, die dir nahestehen», erklärte er dazu.

Wie aber half ihm sein Umfeld in dieser schwierigen Situation? SPEEDWEEK.com hat bei Carola Bagnaia nachgefragt.

Sie ist nicht nur für Francesco Bagnaias Spitznamen «Pecco» verantwortlich, weil sie seinen Namen in Kindertagen nicht richtig aussprechen konnte. Heute spielt sie im beruflichen Leben ihres eineinhalb Jahre jüngeren Bruders eine wesentliche Rolle. Sie begleitet Pecco seit Jahren um die Welt und steht ihm mit Rat und Tat zur Seite. So unterstützt sie ihn bei der Kommunikation auf den sozialen Netzwerken und kümmert sich um die persönlichen Sponsoren, Events und organisatorische Angelegenheiten.

«Nach dem Sachsenring war es schwierig. Der Rückstand war groß, er hatte einen Fehler gemacht und war in einem wichtigen Rennen gestürzt», blickte Carola zurück. «Von da an haben wir ihm alle gesagt: ‚Denke nicht mehr an den Titel, versuche beim Fahren Spaß zu haben und konzentriere dich darauf, dich zu verbessern – auch im Hinblick auf die Zukunft. Verbessere das, was im Moment dein Limit darstellt, und dann werden wir sehen, was herauskommt.‘ Das war meiner Meinung nach ein bisschen der Wendepunkt.»

«Er hatte sich zu Beginn der Saison selbst dazu verdonnert – und er wurde dazu verdonnert – unbedingt gewinnen zu müssen», gab sie zu bedenken. «Das kann ein Problem sein, wenn die Dinge dann nicht so laufen, wie du es erwartet hättest. Die Saison 2021 hatte er ja sehr gut beendet, es war also normal. Die Dinge sind dann aber nicht so gelaufen, wie er es erwartet hatte. In dieser Situation gibt es dann zwei Optionen: Entweder du änderst etwas oder du gerätst in einen negativen Tunnel. Er war dann sehr gut darin, einen Kurswechsel einzuschlagen.»

Ist Pecco denn ein Typ, der Ratschläge annimmt, oder ist er ein Sturkopf? «Er ist sehr dickköpfig», schmunzelte seine 27-jährige Schwester. «Er hört zwar allen zu, aber wenn du ihn dir vornimmst und ihm etwas sagst, dass dem Gegenteil von dem entspricht, was er gesagt hat, dann wird die erste Antwort immer sein: ‚Das stimmt nicht.‘ Danach denkt er aber ausführlich darüber nach und versteht es von allein. In der Hinsicht ist er sehr intelligent.»

Überlegt, besonnen und höflich – so präsentiert sich Bagnaia üblicherweise im Fahrerlager. Selbst wenige Minuten nach dem Titelgewinn wirkte er ruhig und gefasst. Gleichzeitig erzählte er in der Pressekonferenz, dass seine Emotionen auf einem absoluten Hoch waren. «Ja, er ist einer, der sehr ruhig bleibt. Die Emotionen gingen aber hoch, ich habe ihn noch nie so weinen sehen. Es war ein sehr schöner Moment», unterstrich Carola, die vor einer guten Woche in Valencia selbst Tränen der Rührung vergoss.

Der Weg dahin war nicht immer einfach. Gerade auf den sozialen Netzwerken musste der Ducati-Star besonders in der ersten Saisonhälfte jede Menge und teils harsche Kritik einstecken. «Das ist Teil des Spiels, aber natürlich war es schwierig», räumte Carola ein, die aufgrund ihrer Rolle als eine Art Filter agiert. «Wenn du gewinnst, kümmerst du dich nicht darum – denn Kritik gibt es auch, wenn du gewinnst. Dann ist es dir aber egal, weil du eben gewonnen hast. Wenn aber ohnehin schon alles schlecht gelaufen ist, du einen schwierigen Moment erlebst und dann auf Social Media gehst und die Kommentare liest… Es ist klar, dass es dich stört. Dann aber denkst du rational darüber nach und sagst dir: ‚Kennen wir uns persönlich? Ist es eine konstruktive Kritik? Nein.‘ Und wie Pecco selbst gesagt hat: Was bleibt, ist die Tatsache, dass er den WM-Titel gewonnen hat. Der Rest ist nur Gerede.»

Worin sieht Carola heute Peccos größte Stärke, die ihm am Ende den Titel eingebracht hat? «Dass er seinen Weg gegangen ist. Er war und ist immer sehr gut darin, auch in den schwierigen Momenten positiv zu bleiben. Es wäre einfach zu sagen: ‚Ich bin das Problem‘ oder ‚Das Motorrad ist das Problem.‘ Er dagegen sagt das nicht. Er sagt: ‚Wir müssen eine Lösung finden und wir werden es schaffen.‘ Er ist in der Hinsicht sehr dickköpfig. Und er hat auch immer schon gesagt, dass er eines Tages mit Ducati die WM gewinnen würde», lächelte die Schwester des neuen MotoGP-Champions.

MotoGP-Ergebnis, Valencia (6.11.):

1. Rins, Suzuki, 27 Rdn in 41:22,250 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,396 sec
3. Martin, Ducati, + 1,059
4. Quartararo, Yamaha, + 1,911
5. Oliveira, KTM, + 7,122
6. Mir, Suzuki, + 7,735
7. Marini, Ducati, + 8,524
8. Bastianini, Ducati, + 12,038
9. Bagnaia, Ducati, + 14,441
10. Morbidelli, Yamaha, + 14,676
11. Bezzecchi, Ducati, + 17,655
12. Raúl Fernández, KTM, + 24,870
13. Gardner, KTM, + 26,546
14. Nakagami, Honda, + 26,610
15. Di Giannantonio, Ducati, + 31,819
16. Crutchlow, Yamaha, + 1:28,870 min
17. Alex Márquez, Honda, + 1 Runde
– Miller, Ducati, + 5 Runden
– Zarco, Ducati, + 12 Runden
– Viñales, Aprilia, + 12 Runden
– Marc Márquez, Honda, + 18 Runden
– Pol Espargaró, Honda, + 23 Runden
– Darryn Binder, Yamaha, + 23 Runden
– Aleix Espargaró, Aprilia, + 24 Runden

MotoGP-WM-Endstand (nach 20 Rennen):

1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.
 
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.

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