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Jonas Folger (GASGAS): Lernprozess wird beschleunigt

Von Günther Wiesinger
In Texas treten mit Stefan Bradl erstmals in der MotoGP-Ära zwei deutsche Fahrer an. Auf Jonas Folger wartet eine schwierige Aufgabe, denn er hat seit 2040 Tagen kein MotoGP-Rennen bestritten.

Jonas Folger kehrt an diesem Wochenende beim Team GASGAS Factory Racing Tech3 nach 2040 Tagen in die MotoGP-WM zurück – als Ersatzfahrer für den schwer verletzten Pol Espargaró (angebrochene Rückenwirbel, Kieferbruch, Lungenquetschung).

Der 29-jährige Bayer hat sein letztes Rennen vor fünf Jahren und sieben Monaten beim Aragón-GP bestritten, ehe er wegen eines Burnouts nicht in Motegi sowie bei den restlichen Rennen 2017 antreten konnte und auch den Vertrag beim Tech3-Yamaha-Team von Hervé Poncharal für 2018 auflösen musste.

Deshalb dämpfen die GASGAS-Teamverantwortlichen die Erwartungshaltung, wenn es um die Performance beim Texas-GP geht. Jonas soll sich bei den nächsten drei Grand Prix schrittweise steigern und durch die zusätzliche «track time» besser in Fahrt kommen. «So können wir Jonas auch helfen, ein besserer Testfahrer zu werden», meint Crew-Chief Paul Trevathan.

«Jonas ist auf jeden Fall ein MotoGP-Spezialist, und er war in dieser Klasse schon mal sehr schnell unterwegs. Jetzt schauen wir mal, was er zu unserem Projekt beitragen kann», erklärte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer. «Jonas ist in erster Linie Testpilot. Kaum stieg er aufs Bike, war er mit ordentlichen Rundenzeiten unterwegs und hat auch gute Aussagen gemacht. Nun freuen wir uns auf die weitere Zusammenarbeit. Jonas hat ja einmal aufgehört MotoGP zu fahren, weil ihm der Druck der Rennen vielleicht ein bisschen zu gross war. Und wir haben ihn nicht engagiert, um in erster Linie Rennen zu fahren. Die ganze andere Testarbeit ist eigentlich viel wichtiger.»

Das GASGAS Factory Racing Tech3-Team ist überzeugt, dass Jonas Folger auf dem anspruchsvollem Circuit of the Americas (5,5 km, 21 Kurven) keine Mühe haben wird, im 105-Prozent Limit zu bleiben. In Texas lag die Pole-Position-Zeit von Jorge Martin (Pramac Ducati) im Vorjahr bei 2:02,039 min: Jonas Folger darf also im Q1 maximal 6,1 Sekunden auf die Bestzeit verlieren.

Der deutscher Superbike-Meister von 2020 (acht Siege bei acht Rennen auf einer R1-Yamaha) ist jetzt gespannt auf sein erstes MotoGP-Kräftemessen seit September 2017. «Zuerst möchte ich betonen, dass ich mich mega freue, an dem MotoGP-Projekt von KTM und GASGAS mitwirken zu können», stellte der 29-jährige Bayer fest, der 2015 und 2016 drei Moto2-GP-Siege gefeiert und dazu 2011 einen Achtelliter-WM-Lauf (Silverstone) und 2012 einen Moto3-WM-Lauf (in Brünn auf Kalex-KTM) gewonnen hat.

«Natürlich darf man nach so einer langen Zeit nicht allzu viel erwarten», weiß Jonas. «Denn bei meinen bisherigen Tests mit der MotoGP-KTM standen die Zeitenjagden nicht im Vordergrund. Wichtiger war jeweils, alle Sachen durchzuprobieren, die auf dem Testplan standen. Da ging es weniger um meine Performance, sondern in erster Linie um das Aussortieren neuer Teile oder das Bestätigen neuer Komponenten. Ehrlich gesagt, ich brauche noch einige Zeit, bis ich richtig ans Limit gehen kann. Bei jedem Run entdecke ich etwas Neues auf dem Bike, obwohl ich letztes Jahr auch schon ein paarmal mit der KTM gefahren bin. Mein Lernprozess ist noch nicht abgeschlossen.»

Jonas Folger hat Anfang Februar bei Shakedown-Test in Sepang bereits mit dem GASGAS-Team zusammengearbeitet, denn er hat «installation laps» mit den Bikes von Pol Espargaró absolviert und auch das Bike von Rookie Augusto Fernández bewegt.

Für eine «time attack» ergab sich in Sepang keine Gelegenheit. «Aber ich kann das Testprogramm akzeptieren und habe völliges Verständnis für die Arbeitsverteilung im Testteam», meinte Jonas Folger vor zwei Monaten nach dem Shakedown im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Er verlor in Malaysia am zweiten Tag 3,5 sec auf die Tagesbestzeit von Cal Crutchlow (Yamaha), aber die Stammfahrer (ausser Neuling Augusto Fernández) fehlten an diesen drei Tagen. «Natürlich hätte ich mich von den Zeiten her lieber weiter vorne gesehen. Aber wir haben auch Dani Pedrosa im Testteam, und er ist für die ganzen Performanceteile zuständig. Ich war einfach mit den anderen Aufgaben betraut.»

Jonas Folger hoffte im Februar, bei einem der nächsten MotoGP-Tests die Gelegenheit zu bekommen, «das Moped noch besser kennenzulernen. Und wenn es einmal passt, kann ich dann auch einmal mit frischen Reifen attackieren, auf meine Art und Weise», meinte er damals.

Bei KTM wurde im Winter überlegt, für Jonas Folger für einen Grand Prix auf einer der drei Teststrecken von KTM in Jerez, Valencia und Misano eine Wildcard zu beantragen.

Doch der Ernstfall ist schneller eingetreten als erwartet.


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