Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Jonas Folger (12.): «Für meine Zukunft macht es Sinn»

Von Günther Wiesinger
Jonas Folger übertraf mit Platz 12 beim Texas-GP alle Erwartungen. Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com erläutert er die Beweggründe für das Comeback.

Jonas Folger kam mit geringen Erwartungen zum «Red Bull Grand Prix of The Americas». Denn er sprang beim GASGAS Factory Racing Tech3 Team kurzfristig für den schwer verletzten Pol Espargaró ein und hatte bei der MotoGP-WM-Rückkehr nach 2040 Tagen natürlich einige Mühe, den Anschluss an die Stammfahrer zu schaffen.

Doch das Tech3-Team und die KTM-Verantwortlichen hielten Jonas den Rücken frei, sie setzten ihn auch nicht mit Medienterminen zusätzlich unter Druck. «Wir wünschen uns nur, dass Jonas gesund bleibt und das Gerät heil ins Ziel bringt», stellte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer vor dem Texas-GP gegenüber SPEEDWEEK.com fest.

Und der 29-jährige Bayer hielt am Sonntag trotz der extrem schwierigen Bedingungen und der tückischen Bodenwellen auf der körperlich anspruchsvollsten Piste im Kalender tadellos durch und bescherte der Tech3-Mannschaft vier wertvolle WM-Punkte. Auch Teamkollege und Rookie Augusto Fernández punktete und lieferte für KTM als Zehnter sechs wertvolle Punkte für die Marken-WM ab.

Jonas, mit einem zwölften Platz und vier Punkten konntest du nach dem Quali nicht rechnen. Was war die größte Schwierigkeit für dich bei der Rückkehr in die MotoGP-WM? Du bist bei KTM bisher nicht viel mit weichen Reifen gefahren. Zeitenjagden standen nie auf dem Testplan.

Ja, absolut. Wenn du mich fragst, was die größte Herausforderung war, kann ich das gar nicht genau sagen, weil alles superschwierig war. Das ganze Drumherum bei einem Grand Prix, dazu musste ich wieder in den Rennrhythmus kommen, ich bin ja sozusagen ins kalte Wasser geworfen worden. Deshalb waren die Erwartungen auch recht gering.

Wie viele Testtage hast du bei KTM vor dem US-GP absolviert?

Im letzten Jahr neun oder zehn. Dann war ich in diesem Jahr einmal in Jerez, aber da hat es fast immer geregnet, ich bin höchstens einen Tag gefahren. Denn Dani Pedrosa und ich, wir mussten uns ein Motorrad teilen. 

Den Shakedown-Test in Sepang vom vergangenen Februar kann man eigentlich nicht als Test gelten lassen, denn dort habe ich nur Funktionstests für die Kollegen von KTM und GASGAS gemacht. Ich bin immer nur aufgestiegen, bin drei Runden rausgefahren, wieder reingekommen und aufs nächste Moped gehupft. Das waren fast nur «installation laps»; ich bin nicht richtig zum Fahren gekommen. Für die Performance-Tests war Dani Pedrosa zuständig. Ich bin an diesen drei Tagen nur mit gebrauchten Reifen unterwegs gewesen.

Ich bin in diesem Jahr so gut wie gar nicht gefahren… Das hat sich in Texas entsprechend auf meine Performance ausgewirkt.

Bei so einem Grand Prix bist du viel mit neuen Reifen unterwegs und oft mit weichen Mischungen. Dann kommen das Quali und das Sprintrennen dazu. Ein riesiger Unterschied, alles ungewohnt für einen Testfahrer. Dazu kommt der Druck, weil deine Rundenzeiten auf der ganzen Welt live zu sehen sind.

Ja, von null auf hundert wieder schnell fahren zu müssen, das funktioniert halt nicht. Dazu ist der Level im Fahrerfeld heute viel zu hoch und das Material zu ausgeglichen. Es kämpfen alle Hersteller ums Podest.

Das haben wir eigentlich alles gewusst, wir haben das erwartet. Es war für mich persönlich und für viele Zuschauer trotzdem überraschend, dass wir von den Zeiten her so weit hinten waren. Aber ich habe das fast vermutet, denn ich bin bisher nicht genug gefahren.

Daher bin ich sehr dankbar, dass mir KTM und das Team den Rücken stärkt und versteht, was ich mache, auch wenn wir teilweise 4 Sekunden langsamer waren als die Spitze.

Aber es weiß jeder von den Beteiligten, was los ist. Ich brauche jetzt einfach Zeit auf dem Motorradl und hoffe, dass ich sie kriege, damit ich dahin kommen kann, wo ich hingehöre.

Pit Beirer hat dich am Mittwoch nach dem Portimão-GP besucht und ich gefragt, ob du dir zutraust, für Pol Espargaró einzuspringen. Du hast dir einen Tag Bedenkzeit auserbeten.

Ja, genau. Weil ich mache es gern und es ist eine Ehrensache.

Aber ich habe eine Nacht drüber geschlafen, weil wir alle gewusst haben, dass es eine schwierige Aufgabe wird, da ich so wenig «track time» mit dem MotoGP-Bike hatte.

Da braucht man dann schon einmal eine Nacht Bedenkzeit, um zu überlegen: Macht das Sinn? Tut man sich das an?

Aber im Endeffekt haben wir lange miteinander geredet.

Eigentlich muss man den Rest ausblenden, auch was sich andere vielleicht denken, auch wenn es auf den ersten Blick hart ist, so weit hinten zu sein.

Aber als Testfahrer kann es mir nur etwas bringen, wenn ich diese Grand Prix fahre, auch wenn es noch so brutal hart ist und wenn wir noch so weit hinten sind.

Aber es nützt mir für meine Zukunft als MotoGP-Testfahrer. Es geht bei diesen GP-Einsätzen nicht zuletzt darum, mehr Fahrzeit auf dem Motorrad zu bekommen.

Deshalb habe ich mich entschlossen, ins kalte Wasser zu springen, auch wenn ich meinen Ruf damit nichts Gutes tue.

Aber für KTM und für meine persönliche Zukunft machte es Sinn. Deshalb habe ich dann gesagt: «Gut, das machen wir.»

Ergebnisse MotoGP Austin/USA (16.4.):

1. Alex Rins (E), Honda,
2. Luca Marini (I), Ducati, +3,498 sec
3. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +4,936
4. Maverick Viñales (E), Aprilia, +8,318
5. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +9,989
6. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +12,049
7. Johann Zarco (F), Ducati, +12,242
8. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +20,399
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +27,981
10. Augusto Fernández (E), KTM, +28,217
11. Michele Pirro (I), Ducati, +32,370
12. Jonas Folger (D), KTM, +1:08,065 min
13. Brad Binder (ZA), KTM, +1:23,012
– Stefan Bradl (D), Honda, 2 Runden zurück
– Takaaki Nakagami (J), Honda, 9 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 12 Runden zurück
– Pecco Bagnaia (I), Ducati, 13 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 14 Runden zurück
– Raúl Fernández (E), Aprilia, 14 Runden zurück
– Aleix Espargaró (E), Aprilia, 1. Runde nicht beendet
– Jorge Martin (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet
– Alex Márquez (E), Ducati, 1. Runde nicht beendet

MotoGP-Ergebnis Sprint, Austin (15.4.):

1. Bagnaia, Ducati, 10 Rdn in 20:35,270 min
2. Rins, Honda, + 2,545 sec
3. Martin, Ducati, + 4,706
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 5,052
5. Brad Binder, KTM, + 8,175
6. Bezzecchi, Ducati, + 8,877
7. Marini, Ducati, + 9,453
8. Oliveira, Aprilia, + 10,768
9. Miller, KTM, + 12,448
10. Viñales, Aprilia, + 12,739
11. Zarco, Ducati, + 14,251
12. Mir, Honda, + 14,988
13. Nakagami, Honda, + 15,592
14. Morbidelli, Yamaha, + 16,534
15. Raúl Fernández, Aprilia, + 19,290
16. Augusto Fernández, KTM, + 23,128
17. Di Giannantonio, Ducati, + 25,626
18. Bradl, Honda, + 25,787
19. Quartararo, Yamaha, + 27,169
20. Folger, KTM, + 46,973
– Alex Márquez, Ducati, 4 Runden zurück
– Michele Pirro, Ducati, 5 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 42 Rennen:

Bezzecchi, 64 Punkte. 2. Bagnaia 53. 3. Rins 47. 4. Viñales 45. 5. Zarco 44. 6. Marini 38. 7. Quartararo 34. 8. Alex Márquez 33. 9. Binder 30. 10. Morbidelli 29. 11. Martin 29. 12. Miller 26. 13. Aleix Espargaró 18. 14. Oliveira 16. 15. Augusto Fernández 14. 16. Di Giannantonio 13. 17. Nakagami 7. 18. Marc Márquez 7. 19. Mir 5. 20. Pirro 5. 21. Folger 4. 22. Raúl Fernández 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 103 Punkte. 2. Honda 54. 3. Aprilia 51. 4. KTM 49. 5. Yamaha 43.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 102 Punkte. 2. Prima Pramac 73. 3. Aprilia Racing 63. 4. Monster Energy Yamaha 63. 5. Ducati Lenovo 58. 6. Red Bull KTM 56. 7. LCR Honda 54. 8. Gresini Racing 46. 9. CryptoDATA RNF 18. 10. GASGAS Tech3 18. 11. Repsol Honda 12.

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