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Pit Beirer (KTM): «Die Reifen sollen früher rutschen»

Von Günther Wiesinger
Die MotoGP-Motorräder sollen eingebremst werden. KTM-Rennchef Pit Beirer wünscht sich Reifen mit weniger Grip. «Wenn der Reifen früher anfängt zu rutschen, werden wir automatisch langsamer», meint er.

Das Red Bull KTM Factory Team mit Brad Binder und Jack Miller bildete die große Überraschung beim GP von Spanien in Jerez, als zuerst am Freitag Testfahrer Dani Pedrosa eine Bestzeit erzielte, dann nach dem FP2 drei KTM-Piloten in den Top-8 lagen, nach dem Quali das Trio in den ersten zwei Reihen stand und Binder und Miller schließlich in beiden Rennen auf das Podest donnerten. Wildcard-Pilot Pedrosa glänzte mit den Rängen 6 und 7 und zeigte, dass er mit 37 Jahren noch nichts verlernt hat.

Jetzt sind die Österreicher gespannt, ob sich dieser Höhenflug auch auf den anderen Strecken fortsetzen lässt. Aber KTM war auch in Texas konkurrenzfähig, doch Binder und Miller stürzten im Rennen in aussichtsreicher Position.

Auffallend waren in Jerez auch die Raketenstarts der KTM-Stars – im Sprint und im Volldistanz-Rennen am Sonntag. Für KTM-Berater Heinz Kinigadner war das keine Überraschung: «Unser Start Device funktioniert schon seit einem Jahr ausgezeichnet. Brad Binder hat schon 2022 bei jedem Grand Prix eine ganze Startreihe überholt. Aber da ist er meistens von Platz 15 weggefahren, deshalb hat es niemand bemerkt», sagt der Tiroler.

Jack Miller erklärte in Jerez, die KTM RC16 sei den Ducati Desmosedici ziemlich ebenbürtig. «Wir haben vielleicht eine Nuance weniger Motorleistung, aber das Machen wir durch das perfekte Fahrhalten in den schnellen Kurven wett», stellte der Australier fest.
Pit Beirer, Motorsport-Direktor der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS, freut sich momentan über die erstaunlichen Erfolge der Oberösterreicher. Unglaublich: Binder und Miller verbesserten sich in der Fahrer-WM in Jerez von den Plätzen 9 und 11 auf die Ränge 3 und 4.

Aber gemeinsam mit den Kollegen von Honda, Yamaha, Ducati und Aprilia verhandelt Pit Beirer in diesem Jahr auch über das Technik-Reglement für die Jahre 2026 bis 2031. Das aktuelle Reglement ist bis Ende 2026 fixiert.

Ein Eckpfeiler für 2027 steht bereits fest: Es muss dann zu 100 Prozent Bio Fuel getankt werden, also synthetischer Treibstoff.

Ducati-General-Manager Gigi Dall’Igna rechnet momentan damit, dass durch den Bio Fuel maximal 3 Prozent der Power der fast 300 PS starken 1000-ccm-Vierzylinder-Motoren verloren gehen.

Das ist ganz im Sinne der Dorna, die das Wettrüsten und das pausenlose Sinken Rundenzeiten eindämmen will. Die MotoGP-Klasse soll auf keinen Fall schneller werden.

«Die große Hoffnung war ja, dass uns der Bio Fuel 2027 generell einbremst, ohne dass wir technisch großartig etwas verändern müssen», stellte Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Aber die MotoGP ist auch ein Technologie-Treiber. Du willst besser werden, du strebst nach einem besseren Engineering. Wenn du das erlernt hast, ist es ja Schwachsinn, wenn du es dann wieder mit Gewalt verschlechterst. Das ist ja absurd gegenüber jedem Ingenieur, der etwas erfinden möchte. Das Bio Fuel oder das ‘sustainable fuel’, hat inzwischen eine so hohe Qualität, dass wir froh sein müssen, wenn 3 Prozent Leistungsverlust übrig bleiben.»

«Mein größter Wunsch wäre eigentlich, dass sich auch der Reifenhersteller mit einbringt. Bei den Reifen hätten wir einen Bereich, der jeden Hersteller genau gleich betrifft», ergänzte der KTM-Rennchef. «Wenn wir die Einheitsreifen ändern, könnten wir die Rundenzeiten erhöhen. Leider sehe ich momentan wenig Mitstreiter im Paddock bei diesem Thema, wenn ich das anspreche. Wenn der Reifen früher anfängt zu rutschen, werden wir automatisch langsamer, und die Fahrer haben wieder einen größeren Grenzbereich. Dann können gute Piloten ihre absolute Fahrerqualität wieder besser ans Tageslicht bringen. Über den Reifen könnten wir elegant den Speed runterbringen und die Rundenzeiten erhöhen. Wir könnten den Topfahrern wieder ein Werkzeug in die Hand geben, mit dem sie den Unterschied herstellen können. Wir wollen nicht lauter Computerspiele, wo alle Piloten in den Rennen in Formation hintereinander herfahren.»

Beirer weiter: «Wir sehen ganz klar, es gibt schon noch außergewöhnliche Motorradrennfahrer in diesem Fahrerfeld, dazu einige sehr gute. Doch der außergewöhnliche Fahrer sollte meiner Meinung nach den Unterschied machen können. Das gelingt ihm im Moment nicht, weil die Technik gegenwärtig zu gut ist. Deshalb ist es mein Wunsch, dass der Reifenhersteller ein wenig auf die Rekordjadgen verzichtet. Natürlich wollen die Michelin-Techniker zeigen, was sie können. Aber der Grenzbereich zwischen extrem gut und einem Sturz ist für die Fahrer mittlerweile extrem schmal. Das ist alles kein Wunschkonzert, aber das sind Themen, die jetzt auch in der Hersteller-Vereinigung MSMA diskutiert werden.»


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