MotoGP: Marc Marquez hatte Motocross-Unfall

Alex Rins: Yamaha-Werksvertrag so gut wie sicher?

Von Günther Wiesinger
Die ersten Mutmassungen sickerten schon im Juni durch, jetzt zeichnet sich der Deal endgültig ab: Alex Rins wird aller Voraussicht nach 2024 neben Quartararo bei Yamaha fahren.

Da die meisten MotoGP-Fahrerverträge bei den Werksteams für zwei Jahre abgeschlossen werden, also zum Beispiel für 2023 und 2024, durften wir uns einen relativen ruhigen Transfersommer gefasst machen. Aber jetzt überstürzen sich die Ereignisse, Spekulationen, Gerüchte, Gespräche und Verhandlungen.

Der Wirbel ging eigentlich schon im April los, als Alex Rins (fünf GP-Siege mit Suzuki) den Texas-GP gewann und danach die Frage erörtert wurde, ob er von HRC für 2024 nicht statt Joan Mir (25) ins Repsol-Team befördert werden sollte. LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello dementierte damals heftig. «Das ist unmöglich, das wird nicht passieren – zu 100 Prozent», erklärte er damals.

Doch inzwischen sieht es ganz anders aus. Schon am 20. Juni berichtete SPEEDWEEK.com von den Verhandlungen von Rins mit dem Monster Yamaha Factory Team. Denn sein Zwei-Jahres-Vertrag mit HRC beinhaltet eine Ausstiegsklausel – wenn er ein Angebot eines MotoGP-Werksteams erhält.

Yamaha macht mit Fabio Quartararo weiter, dessen Gage auf 10 Millionen Euro pro Jahr geschätzt wird. Deshalb darf man die Gerüchte, er werde bei RNF-Aprilia den Platz von Raúl Fernández übernehmen, als Unsinn bezeichnen. Denn dort müsste der Franzose auf 90 Prozent seiner Gage (oder mehr) verzichten.

«Das sind dumme Geschichten», dementierte RNF-Teamprinzipal Razlan Razali diese unqualifizierten Spekulationen gegenüber SPEEDWEEK.com. Und «El Diablo» bestätigte in Assen klipp und klar: «Ich werde auch 2024 bei Yamaha fahren.» 

Der aktuelle WM-Zehnte Miguel Oliveira, der eigentlich für zwei Jahre bei RNF-Aprilia bleiben soll, heizte im Juni neue Spekulationen an. Auf die Frage, ob er lieber einen Platz bei RNF oder einen Sitz in einem der schwächelnden japanischen Werksteams bei Yamaha oder Honda einnehmen würde, antwortete Oliveira mit einem herzhaften Lachen. «Jede Aussicht auf einen Werksplatz ist verlockend», entgegnete er. Er betonte: «Das Level der Meisterschaft ist inzwischen so hoch, dass man ein Bike braucht, das in jedem Bereich gut funktioniert. Natürlich haben die Ducati da einen Vorteil.»

Der schnelle Portugiese hat bereits für 2023 mit Gresini Ducati verhandelt, aber dort bekam Alex Márquez den Vorzug, weil er 1 Million Euro von Estrella Galicia 0,0 mitbrachte.

Massimo Rivola, CEO von Aprilia Racing, erklärte gegenüber SPEEDWEEK.com: «Bei unserem Fahreraufgebot wird sich für 2024 nichts ändern, weder im Werksteam noch bei RNF.»

Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, ließ durchblicken, Yamaha möchte die Frage des zweiten MotoGP-Werkspiloten für 2024 bis Ende Juni geklärt haben. Deshalb verstärken sich jetzt die Hinweise, die Entscheidung sei bereits zugunsten von Texas-GP-Sieger Alex Rins gefallen.  

Die Geduld mit Franco Morbidelli ging bei Yamaha längst zur Neige, auch mit Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu kam keine Vereinbarung zustande. Er entschied sich für die Superbike-WM und BMW.

Morbidelli hat zwar Quartararo beim deutschen WM-Lauf wieder einmal besiegt und auch in Assen im Sonntag-Rennen mit Platz 9 die Yamaha-Ehre gerettet. Aber der Moto2-Weltmeister von 2017 hat seit Mai miterlebt, dass Yamaha auch mit Jorge Martin und Marco Bezzecchi geflirtet hat und sein Sitz gehörig wackelte.

«Morbido» wollte deshalb am liebsten bei Mooney-VR46-Ducati anheuern, aber dort sind die Türen verschlossen, denn Marco Bezzecchi wird dort eine weitere Saison fahren, auch Luca Marini wird bleiben. Die Blutsverwandtschaft mit Teambesitzer Valentino Rossi ist nützlich, dazu sprechen seine respektablen Ergebnisse für ihn.

Auch beim GASGAS Factory Racing Tech3-Team ist einiges in Bewegung. Eigentlich sollten dort 2024 Pol Espargaró und Rookie Augusto Fernández (starker 4. Platz in Le Mans) weiterfahren. Aber jetzt wird ein Sitz für das spanische Supertalent Pedro Acosta (19) benötigt, der in diesem Jahr schon vier von acht Moto2-Rennen gewonnen hat, in der WM nur acht Punkte hinter WM-Leader Arbolino liegt und und dem ein fahrerisches Kaliber vom Format Marc Márquez' nachgesagt wird.

Die Pierer-Gruppe beantragte deshalb einen Startplatz für das Red Bull-Ajo-KTM-Team. Doch die Dorna hat strikt abgelehnt. «Wir wollten für Pedro einen Startplatz», räumte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer ein. «Ducati hat acht Plätze; warum können wir nicht fünf bekommen», pflichtete Teammanager Francesco Guidotti bei.

Doch mutmasslich wird der seit Portimão verletzte Pol Espargaró (32)  überredet, den jüngeren Kollegen Augusto Fernández und Pedro Acosta den Vortritt zu lassen und dafür die Rolle des Testfahrers und Ersatzfahrers zu übernehmen; auch drei Wildcards könnte er pro Saison bekommen.

Von der Dorna bekamen die Pierer-Manager die Empfehlung, für Augusto Fernández lieber einen Platz in einem Kundenteam wie Gresini zu suchen, wo Fabio «Diggia» Di Giannantonio wohl kaum weiterbeschäftigt wird. Doch diesen Plan lehnten die Österreicher ab.

Bei Gresini Racing wird Alex Márquez auch 2024 beschäftigt sein. Der zweite Platz von Fabio «Diggia» Di Giannantonio wackelt gehörig, es sei denn, er fährt bei den nächsten zwei Grand Prix fulminant aufs Podest, was nach seinen zuletzt oft diskreten Vorstellungen nicht zu erwarten ist.

Wer könnte der neue Gresini-Ducati-Fahrer werden? Die Italiener haben ein Auge auf Moto2-Titelanwärter Tony Arbolino geworfen, auch Ausnahmekönner Pedro Acosta wird aufmerksam beobachtet und respektvoll bewundert. Aber KTM wird dieses Juwel nicht freigeben. 

Deshalb macht sich jetzt Morbidelli ernsthafte Hoffnungen auf den zweiten Gresini-Sitz. Arbolino müsste dann noch ein Jahr in der Moto2-WM und bei Marc VDS bleiben. 

Bei Ducati Corse haben die Verantwortlichen bestätigt, dass sich bei Pramac am Fahrerduo mit Martin und Zarco nichts ändern wird.

«Und bei Lenovo werden zu 100 Prozent Bagnaia und Bastianini weiterfahren», bestätigte Sportdirektor Paolo Ciabatti im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Damit steht fest: Bei den Werksteams von Aprilia Racing (Aleix Espargaró, Viñales) und Red Bull KTM (Binder, Miller) sowie Lenovo Ducati wird sich 2024 bei den Fahrerbesetzungen nichts ändern.

Fazit nach acht Grand Prix 2023: Yamaha und Honda haben alle Mühe, talentierte Freiwillige für ihre MotoGP-Maschinen zu finden.

Was bei Repsol-Honda passiert, ist offen: Lorenzo und Alex Márquez sind dort 2019 und 2020 jeweils nur ein Jahr gefahren. Pol Espargaró hat spätestens 2022 im zweiten Jahr die Lust an HRC verloren, bei Joan Mir war der Frust bereits beim zweiten Grand Prix in Termas de Río Hondo nicht mehr zu übersehen. Jetzt hat er wegen der Fingerverletzung von Mugello auf drei Grand Prix verzichtet, obwohl ihn der Rennarzt in Italien für «fit to race» erklärt hat. 

Als WM-Neunzehnten darf man Marc Márquez auch nicht verübeln, wenn er sich mit seinem Manager Jimmy Martinez langsam Gedanken macht, wie er aus dem Vertrag für 2024 herauskommen könnte. Denn vom seit drei Jahren geforderten Sieger-Motorrad fehlt weiter jede Spur. 

Aber der sechsfache MotoGP-Weltmeister wird die Honda-Suppe auch 2024 auslöffeln müssen, wenn er nicht einfach ein Jahr Pause macht. Denn die anderen Werksteams haben entweder kein Interesse oder gar keinen Platz für ihn.

Die MotoGP-Werksteams 2023

Red Bull KTM (Brad Binder, Jack Miller)
Ducati Lenovo (Pecco Bagnaia, Enea Bastianini)
Monster Yamaha (Fabio Quartararo, Franco Morbidelli)
Aprilia Racing (Aleix Espargaró, Maverick Viñales)
Repsol Honda (Marc Márquez, Joan Mir)

Die Kundenteams 2023

GASGAS Tech3 (Pol Espargaró, Augusto Fernández)
Prima Pramac Ducati (Johann Zarco, Jorge Martin)
CryptoDATA-RNF-Aprilia (Miguel Oliveira, Raúl Fernández)
Mooney VR46 Ducati (Luca Marini, Marco Bezzecchi)
Gresini Racing Ducati (Alex Márquez, Fabio Di Giannantonio)
LCR Honda (Alex Rins, Takaaki Nakagami)

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