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Marc Márquez: Wird er ein Kandidat für Pramac Ducati?

Von Günther Wiesinger
Der MotoGP-Transfermarkt treibt überraschende Blüten. Denn der zweite Platz bei Pramac ist zwar für Bezzecchi reserviert, aber lieber will er bei VR46 bleiben. Kommt deshalb Marc Márquez ins Spiel?

Ursprünglich schien sich für die MotoGP-Saison 2023 ein recht überschaubares Transferkarussell anzubahnen, denn bei den Werksteams von Repsol (Marc Márquez, Mir), Ducati Lenovo (Bagnaia, Bastianini), Red Bull KTM (Binder, Miller) sowie Aprilia Racing (Aleix Espargaró, Viñales) waren die Asse auch für 2024 unter Vertrag, es sollte sich nichts ändern.

Beim GASGAS Factory Racing Tech3-Team musste hingegen überlegt werden, wie die Anwärter Pol Espargaró (fixer Vertrag für 2024), Rookie Augusto Fernández (KTM hatte eine Option auf ihn für 2024) und Moto2-WM-Leader Pedro Acosta auf die beiden Plätze verteilt werden sollten. Denn Acosta stellte schon im April klar, dass er an einer dritten Moto2-Saison kein Interesse habe, zumal Piloten und Landsleute wie Alex Rins, Maverick Viñales und Rául Fernández nur eine Saison in der Mittelgewichtsklasse verbracht haben.

Und während bei Ducati im Juni noch geplant war, auch das Pramac-Team mit Martin und Zarco unverändert zu lassen und LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello nach dem Sieg von Alex Rins in Texas noch überzeugt war, der Spanier werde auch 2024 «zu 100 Prozent» bei ihm fahren, ist seither einiges in Bewegung geraten.

Rins hat beim Yamaha-Werksteam unterschrieben, Morbidelli bekam dort keinen neuen Vertrag und hat auch das Yamaha-Superbike-WM-Angebot ausgeschlagen. Gleichzeitig hat sich im Juli herauskristallisiert, dass Marco Bezzecchi ins Pramac-Team wechseln könnte, denn nur dort bekommt er eine Desmosedici GP24.

Aber der aktuelle WM-Dritte zögert, denn er fühlt sich im VR46-Team von Valentino Rossi in seinem gewohnten Umfeld extrem wohl. «Wenn er dort bleibt, werden wir ihm das bestmögliche GP23-Paket anbieten», erklärte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti in England gegenüber SPEEDWEEK.com.

Wenn Bezzecchi nicht zu Pramac wechselt, wird dann der WM-Fünfte Johann Zarco dort eine GP24 steuern? Ciabatti: «Das ist sehr wahrscheinlich.»

Der Franzose wäre aber auch bei LCR-Honda willkommen, wo er im Herbst 2019 statt des verletzten Cal Crutchlow bereits drei Grands Prix auf der Honda RC213V bestritten hat.

Warum zögert Ducati bei der Besetzung des zweiten Prima-Pramac-Ducati-Sitzes neben dem aktuellen WM-Zweiten Jorge Martin?

Könnte es sich bei der Ursache dieser Verzögerungstaktik um die Person Marc Márquez handeln?

Denn wenn der Pierer-Mobility-Chef Stefan Pierer einräumt, der sechsfache Weltmeister sei in den letzten Monaten oft bei KTM angeboten worden, so kann man sich vorstellen, dass sein Manager Jaime «Jimmy» Martinez auch bei Ducati angeklopft hat.

Márquez: «Bei Ducati sind alle Fahrer schnell»

«Bei Ducati sind alle Fahrer schnell», hatte Marc Márquez bereits im Herbst 2022 zerknirscht und neidisch festgestellt, während er bei Honda von einer Ernüchterung in die nächste taumelte, im November 2022 beim Test mit dem 2023-Prototyp wieder nur auf Platz 14 landete und nachher bei den Wintertests immer 0,7 bis 0,8 sec einbüsste.

Tatsächlich: 2022 heimsten sieben von acht Ducati-Piloten Siege (Bagnaia, Bastianini, Miller) oder zumindest Podestplätze (Bezzecchi, Zarco und Marini) ein. Nur Fabio Giannantonio gelang beides nicht.

Marc Márquez stellte schon vor der Winterpause fest, der 2023-Prototyp von Honda sei kein Sieger-Motorrad.

Spätestens seit den fünf Crashes auf dem Sachsenring und dem Rückzug vom Rennen in Assen und der neuerlichen Verletzungsserie ist bei Marc Márquez der Wunsch nach Veränderung zu spüren.

Doch die Pierer Mobility AG hat bisher von der Dorna keine zwei zusätzlichen Startplätze für das Aki Ajo-Team und ein mögliches Dream Team mit Marc Márquez und Pedro Acosta bekommen.

Außerdem stellte Stefan Pierer im Juli gegenüber SPEEDWEEK.com fest: «Marc Márquez passt nicht zu uns.»

Denn KTM hat zwar mit Miguel Oliveira fünf und mit Brad Binder bereits zwei MotoGP-Siege errungen. Aber Pierer gibt zu bedenken: «Wenn Márquez bei uns gewinnt, ist es der Fahrer. Wenn er verliert, ist es mein Motorrad.»

Dieses Argument fiele bei Ducati weg. Denn die Desmosedici war schon 2022 das beste Motorrad im Feld – mit zwölf Siegen und 16 Pole-Positions.

Deshalb warten die Verantwortlichen von Ducati Corse jetzt neugierig ab, ob sich Marc Márquez erstens von Honda trennt und zweitens bei der Pierer Gruppe endgültig keinen Platz bekommt.
Im Frühjahr hatten Gigi Dall’Igna und Paolo Ciabatti auch schon aufmerksam verfolgt, ob der Ausnahmekönner Pedro Acosta (19) eventuell bei KTM zwischen Stuhl und Bank fällt und in ein Ducati-Team (Pramac oder Gresini) transferiert werden könnte. Doch KTM hat die Option auf Acosta (er gewann die Moto3-WM 2021) inzwischen eingelöst.

Alex Márquez, der jüngere Bruder des 59-maligen MotoGP-Siegers, ist bereits 2023 zu Gresini Ducati gekommen und hat vor einer Woche in Silverstone das Sprint-Rennen gewonnen.

Der Moto3-Weltmeister von 2014 und Moto2-Weltmeister von 2019 stellt seinen Bruder seit den Wintertests in Sepang immer wieder in den Schatten.

Bei Pramac stehen mit Jorge Martin und Johann Zarco auch 2023 zwei Red Bull-Athleten unter Vertrag. Das Lenovo-Team hingegen wird von der Energy-Drink-Firma Monster mitfinanziert.

Wenn «Bez» tatsächlich bei Mooney VR46 bleibt, wäre für Marc Márquez einer der begehrtesten Plätze im MotoGP-Grid verfügbar.

Aber so ein überraschender Deal könnte nur klappen, wenn Márquez zugunsten des konkurrenzfähigen Rennmotorrads auf einen Großteil seiner Honda-Gage, die auf 15 bis 20 Millionen Euro geschätzt wird, verzichten würde.

Denn die Gage von Weltmeister Bagnaia wird auf 3,5 Millionen Euro geschätzt. Und die Zeiten der Traumgagen sind bei Ducati vorn, seit der dreifache MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo 2017 und 2018 mit einer Jahresgage von 12,5 Millionen vom preiswerten Andrea Dovizioso (ca. € 1,5 Mio im Jahr) jeweils entzaubert wurde. 

Denn Ducati verkauft nicht 17 Millionen motorisierte Zweiräder wie Honda im Jahr. Im Vergleich zum japanischen Giganten nimmt sich der letztjährige Rekordabsatz von 61.562 Motorrädern recht bescheiden aus. Außerdem muss sich Ducati Corse für 2024 mit einer Budgetkürzung von 10 Prozent herumschlagen. 

Bei Ducati wird bisher betont, eine Verpflichtung von Marc Márquez werde nicht überlegt.

«Wir haben den zweiten Pramac-Sitz Bezzecchi angeboten», ruft Paolo Ciabatti in Erinnerung.

Aber die Situation könnte sich ändern, wenn Bezzecchi bei Pramac absagt, die Pierer-Gruppe auch nach dem Spielberg-Wochenende ohne zusätzliche Teamplätze dasteht und Marc Márquez aus seiner Honda-Abfahrtsspirale (bisher 2023 null Punkte am Sonntag, nur die Plätze 17 und 19 bei den letzten zwei Sprints) nicht herauskommt.

MotoGP-Ergebnisse, Silverstone (6. August):

1. Aleix Espargaró, Aprilia, 20 Runden in 40:40,367 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,215 sec
3. Binder, KTM, + 0,680
4. Oliveira, Aprilia, + 0,750
5. Viñales, Aprilia, + 2,101
6. Martin, Ducati, + 7,903
7. Marini, Ducati, + 9,099
8. Miller, KTM, + 9,298
9. Zarco, Ducati, + 9,958
10. Raúl Fernández, Aprilia, + 19,947
11. Augusto Fernández, KTM, + 20,296
12. Pol Espargaró, KTM, + 1:06,120 min
13. Di Giannantonio, Ducati, + 1:27,605
14. Morbidelli, Yamaha, + 1:28,913
15. Quartararo, Yamaha, + 1:29,075
16. Nakagami, Honda, + 1:38,573
17. Lecuona, Honda, + 1:49,674
– Bastianini, Ducati, 4 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, 6 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 15 Runden zurück
– Alex Márquez, Ducati, 15 Runden zurück
– Mir, Honda, 18 Runden zurück

MotoGP-Ergebnisse Sprint, Silverstone (5. August):

1. Alex Márquez, Ducati, 10 Runden in 21:52,317 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,366 sec
3. Viñales, Aprilia, + 3,374
4. Zarco, Ducati, + 5,671
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 6,068
6. Martin, Ducati, + 7,294
7. Miller, KTM, + 9,415
8. Augusto Fernández, KTM, + 9,850
9. Binder, KTM, + 10,435
10. Oliveira, Aprilia, + 11,247
11. Marini, Ducati, + 17,365
12. Di Giannantonio, Ducati, + 20,063
13. Bastianini, Ducati, + 24,352
14. Bagnaia, Ducati, + 25,527
15. Morbidelli, Yamaha, + 27,191
16. Pol Espargaró, KTM, + 27,693
17. Mir, Honda, + 29,062
18. Marc Márquez, Honda, + 29,326
19. Raúl Fernández, Aprilia, + 29,627
20. Nakagami, Honda, + 29,909
21. Quartararo, Yamaha, + 30,326
22. Lecuona, Honda, + 47,674

WM-Stand nach 18 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 214 Punkte. 2. Martin 173. 3. Bezzecchi 167. 4. Binder 131. 5. Zarco 122. 6. Aleix Espargaró 107. 7. Marini 107. 8. Miller 90. 9. Alex Márquez 75. 10. Viñales 75. 11. Quartararo 65. 12. Morbidelli 59. 13. Augusto Fernández 49. 14. Rins 47. 15. Oliveira 40. 16. Di Giannantonio 37. 17. Nakagami 34. 18. 18. Bastianini 18. 19. Marc Márquez 15. 20. Raúl Fernández 14. 21. Pedrosa 13. 22. Savadori 9. 23. Folger 9. 24. Pirro 5. 25. Mir 5. 26. Petrucci 5. 26. Bradl 5. 27. Pol Espargaró 4.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 317 Punkte. 2. KTM 172. 3. Aprilia 153. 4. Honda 89. 5. Yamaha 84.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 295 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 274. 3. Ducati Lenovo Team 242. 4. Red Bull KTM Factory Racing 221. 5. Aprilia Racing 181. 6. Monster Energy Yamaha 124. 7. Gresini Racing 112. 8. LCR Honda 84. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 62. 10. CryptoDATA RNF 58. 11. Repsol Honda 20.

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