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Stefan Pierer (KTM): Wie sieht die Saisonbilanz aus?

Von Günther Wiesinger
Die Pierer-Gruppe blickt auf eine erfolgreiche GP-Saison: In der MotoGP-WM halten sich Binder und Miller unter den Top-7. In der Moto3-WM führt Holgado; in der Moto2 liegt Acosta nur 8 Punkte hinter Arbolino.

Die Pierer Mobility AG beteiligt sich 2023 erstmals mit zwei Konzernmarken an der MotoGP-Weltmeisterschaft. Brad Binder und Jack Miller bilden das Red Bull KTM Factory Team; beim neu formierten GASGAS Factory Tech3-Team von Hervé Poncharal sind Pol Espargaró und Moto2-Weltmeister Augusto Fernández beschäftigt.

Stefan Pierer, der Vorstandsvorsitzende der Pierer Mobility AG, der über die KTM AG auch eine 25,1 Prozent-Beteiligung an der italienischen Edelmarke erworben hat, zieht im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com nach acbt von 20 Grand Prix eine Zwischenbilanz.

Stefan, bei den Wintertests war kaum ein KTM-Pilot in den Top-Ten zu finden. Es gab drei neue Werksfahrer und Anpassungsprobleme. Aber inzwischen liegen Binder und Miller in der WM auf den Plätzen 4 und 7.

Ich würde einmal sagen, wir sind auf dem richtigen Weg. Mehr geht immer. Und vor allem kommen jetzt noch einige Technik-Updates.

Uns fehlt etwas, um gewinnen zu können, aber es fehlt nicht viel.

Mit der Performance der Piloten bist du zufrieden?

Ja, absolut, absolut. Der Jack ist der Jack. Aber er ist nach dem Abgang von Rossi der beliebteste Fahrer. Außerdem ist Australien einer meiner wichtigsten Märkte.

Jack hat eine andere Stimmung reingebracht, Jack und Brad verstehen sich gut.

Klar, Brad ist stabiler auf dem Motorradl.

Aber ich schätze Jack sehr. Er hat ja bei uns 2014 in der Moto3-Klasse seine ersten GP-Siege erreicht und im Team von Aki Ajo um den Titel gekämpft. das ist einfach unser Familiengedanke.

Im GASGAS-Team ist Pol Espargaró bisher verletzt ausgefallen. Rookie Augusto Fernández schlägt sich sehr beachtlich, er war Vierter in Le Mans und punktet regelmäßig.

Ja, deshalb haben wir den MotoGP-Vertrag mit Augusto bereits verlängert. 

Wie stark ärgerst du dich, wenn Brad Binder in Assen am Samstag und am Sonntag wegen Missachtung der «track limits» jeweils vom dritten auf den vierten Platz strafversetzt wird und zwei Podestplätze verliert?

Ja, man muss da einen Blick in die Vergangenheit werfen und sich an 2004 erinnern, als Rossi in Jerez Gibernau ins Kiesbett abgedrängt hat. Damals gab es keinen Penalty. Oder das Duell Rossi gegen Stoner in Laguna Seca: Da ist Rossi in der «Corkscrew» eine Abkürzung durch den Schotter gefahren. Damals wurden die «track limits» noch anders behandelt. In der Formel 1 gibt es ja inzwischen ähnliche Diskussionen.

Diese vielen Strafen sind ein bisschen an den Haaren herbeigezogen.

Nachdem es bei Brad am Samstag passiert war, hätte es sich vielleicht beim zweiten Mal vermeiden lassen. Das wäre nicht notwendig gewesen.

Aber es ist, wie es ist.

In der Moto3-Klasse könnte Dani Holgado auf der Tech3-KTM 2023 den vierten Titel für die Pierer-Gruppe in Folge gewinnen – nach Arenas, Acosta und Guevara.

In der Moto3 sind wir mit den zwei Red Bull-KTM-Teams von Aki Ajo und Hervé Poncharal sehr gut aufgestellt; dazu kommt die GASGAS-Mannschaft von Aspar Martinez und das Husqvarna-Team von Peter Öttl.

Da können wir unsere Talente gut verteilen.

Und in der Moto2-WM haben wir ein stabiles Team mit Aki Ajo, der uns immer Nachschub für die MotoGP-Klasse ausbildet.

Ajo muss einen Nachfolger für das Moto2-Team verpflichten, da Acosta in die MotoGP aufsteigt. Jake Dixon (bisher GASGAS) soll ein Kandidat sein. Holgado wäre auch ein logischer Anwärter.

Ich habe volles Vertrauen zu Aki, dass er wieder einen Spitzenfahrer findet. Er kann dir da sicher mehr dazu sagen. 

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