MotoGP: Marc Marquez hatte Motocross-Unfall

Marc Márquez: Warum er nicht über KTM & Ducati redet

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez wird auch in Spielberg im Mittelpunkt stehen

Marc Márquez wird auch in Spielberg im Mittelpunkt stehen

Marc Márquez hat sich ein Schweigegelübde auferlegt – er will sich zu Themen wie KTM und Ducati momentan nicht äussern. Aber seine Loyalität gegenüber Honda schwindet.

Die ganze Welt wartet gespannt auf ein Bekenntnis von Marc Márquez, der sich jedoch bereits beim Silverstone-GP nicht konkret zu seiner Zukunft nach der Saison 2023 äußern wollte und vor der Spielberg-GP-Woche mit seinem Manager Jaime «Jimmy» Martinez vereinbart hat, keine Fragen zu beantworten, die Themen wie KTM oder Ducati betreffen.

Aber alle Anzeichen deuten darauf hin, dass der sechsfache MotoGP-Weltmeister einen Markenwechsel ins Auge fasst. Ob sich Márquez mit der Entscheidung noch bis zum Montag-Test in Misano Zeit nimmt, ist offen. Dort wird er erstmals einen Prototyp der 2024-Honda RC213V testen.

Aber schon 2022 wurden dort seine Erwartungen enttäuscht, genauso bei den nächsten Wintertests in Valencia, Sepang und Portimão, wo er jeweils 0,7 bis 0,8 sec auf die Bestzeiten verlor. Eine Weltreise.

Beim Versuch, diese technischen Mängel der Honda durch Harakiri-Spätbremsmanöver wettzumachen, fabrizierte Marc einen Sturz nach dem anderen, 14 insgesamt. Fünf allein am Wochenende des Sachsenring-GP, wo er am Sonntag wegen unterschiedlicher Verletzungen genauso auf das Rennen verzichten musste wie sieben Tage später in Assen.

Marc Márquez, insgesamt achtfacher Weltmeister, will die neun Titelgewinne von Valentino Rossi egalisieren oder übertreffen. Dazu braucht der 30-jährige Spanier endlich wieder ein Sieger-Motorrad.

Nicht 2025 – sondern jetzt!

Marc Márquez erklärte in Assen am Donnerstag, er habe einen Vertrag mit HRC für 2024. Das war freilich kein Geheimnis. Die Frage von SPEEDWEEK.com, ob er 2024 auch tatsächlich für Honda fahren werde, beantwortete er wortreich, ohne etwas Konkretes zu sagen.

Stefan Pierer, Vorstandsvorsitzender der Pierer Mobility und KTM AG, hat im Interview mit SPEEDWEEK.com im Juli klipp und klar berichtet: «Was glaubst du, wie oft uns Marc Márquez in den letzten Monaten schon angeboten worden ist.»

Und das wäre ja nicht der Fall, wenn der 59-malige MotoGP-Sieger weiter treu bis zum Vertragsende zu Honda stehen würde.

Man muss kein Prophet sein, um sich auszumalen: Manager Jimmy Martinez hat auch bei Ducati alle Möglichkeiten abgeklärt, wie es seine Pflicht ist.

Und dort hat sich jetzt offenbar eine vielversprechende Möglichkeit ergeben: Wenn Marco Bezzecchi das Angebot, nächstes Jahr bei Pramac Ducati eine aktuelle GP24-Werksmaschine zu fahren, nicht annimmt, wird der Platz von Johann Zarco verfügbar.

Da die Pierer-Gruppe bisher keinen zusätzlichen MotoGP-Slot bekommen hat und eventuell auch keinen erhalten wird, wenn kein Wunder passiert, wäre ein Wechsel zu Pramac für Marc Márquez ein gangbarer Weg.

Er würde dort zwei GP24 erhalten und könnte Red Bull-Athlet bleiben, denn auch Martin und Zarco sind bei der österreichischen Energy-Drink-Firma unter Vertrag.

Ein Wechsel von Márquez zu Gresini Ducati, wo der zweite Platz neben Alex Márquez für Morbidelli vorgesehen ist, bleibt sehr  unwahrscheinlich. Denn Gresini Racing muss beiden Piloten GP23-Modelle anbieten; Ducati hat außerdem bei Gresini bei der Fahrerwahl kein Mitspracherecht. Und die Nummer 93 würde das Gehaltsschema bei Gresini völlig sprengen, selbst wenn er seine Gagenforderung auf eine Höhe von 5 bis 10 Millionen reduziert, wie zu hören ist.

Doch Aprilia-Rennchef Massimo Rivola meint: «Márquez kann nächstes Jahr auch mit einer GP23 Rennen gewinnen.»

«Márquez hat viel für diesen Sport getan, das ist unbestritten», ergänzte Rivola im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er ist meistens in der Lage, als Fahrer besondere Leistungen zu vollbringen. Das ist immer gut für die Show. Selbst wenn er an einem Wochenende mal fünf Stürze fabriziert – das gehört zu seiner Arbeitsauffassung.»

Rivola meint, Marc Márquez habe die technischen Unzulänglichkeiten der Honda jahrelang durch sein Fahrkönnen, seine Risikobereitschaft und seine Fahrzeugkontrolle übertüncht.

Aber jetzt ist die Konkurrenz von Ducati, Aprilia und KTM zu stark geworden.

Was sagen Gardner und Doohan?

Wayne Gardner, 500-ccm-Weltmeister 1987 auf Rothmans-Honda, hat Márquez kürzlich den Rücktritt empfohlen. «Honda verlässt sich auf Marc Márquez, der sehr schnell ist. Aber ich glaube nicht, dass er ein sehr guter Testfahrer ist. Márquez ist sehr talentiert, aber das Problem ist, dass er kein Testfahrer ist und nicht weiß, wie er das Motorrad verbessern kann», beschrieb Gardner das Honda-Dilemma. «Aus meiner Sicht sollte Márquez zurücktreten, solange er kann. Ich bin ein großer Fan von ihm, aber ich habe Angst, dass er sich verletzt, wenn er versucht an die Spitze zurückzukommen.»

Mick Doohan, fünffacher 500-ccm-Weltmeister auf Honda (1994 bis 1998), kritisierte kürzlich, Honda habe anscheinend den Siegeswillen verloren. «Honda ist ein paar Schritte zurückgefallen», erklärte der Australier. «Und das Aufholen gestaltet sich schwierig. Honda war technisch immer stark. Aber das Racing dreht sich nicht nur um Zahlen, es geht um die Leidenschaft. Deshalb bin ich immer bei Honda geblieben.»

Doohan meint, Marc Márquez würde auf einem Fabrikat wie KTM bessere Siegchancen vorfinden als bei Honda. «Marc war lange ein treuer Honda-Mann. Aber es ist nur ein Arbeitsverhältnis, und es geht ums Geschäft. Marcs Beruf ist das Motorradrennfahren, und er braucht das richtige Büro, um seine Arbeit verrichten zu können. Im Moment klappt das bei Honda nicht. Es wäre interessant zu sehen, was er zum Beispiel bei KTM erreichen könnte. Marc hat auf jeden Fall das Potenzial, um einen weiteren Titel zu gewinnen. Aber die Jahre vergehen wie im Flug… Und Marc fährt nicht mit, um das Startfeld aufzufüllen.»

Pierer über Márquez: «Das passt nicht zu uns»

Kommt für die Pierer-Gruppe einen Verpflichtung von Marc Márquez in Frage, wenn plötzlich noch zwei Startplätze vergeben werden?

KTM-Chef Stefan Pierer: «Wir wollen eines Tages Weltmeister werden. Aber einen Márquez zu verpflichten, ist nicht unser Weg. Wir bauen die Fahrer selber auf, von der Moto3 über die Moto2. Ich glaube auch an Brad Binder und Jack Miller, der ja 2014 bei uns schon um den Moto3-WM-Titel gekämpft hat und jetzt zurückgekehrt ist. Ich sage nicht, Marc Márquez kommt für uns nicht in Frage. Aber das passt nicht zu uns.»

Aber Pierer ist überzeugt, dass weiter die Chance auf zusätzliche Plätze (für das Ajo-Team und womöglich für Márquez und Acosta) besteht. «Da fällt sicher noch der eine oder andere Platz runter. Da wette ich mit dir», versicherte Stefan Pierer im Interview mit SPEEDWEEK.com.

«Wir geniessen jetzt einmal den Heim-GP mit der vollbesetzten KTM-Tribüne und planen für den Österreich-GP kein Announcement», erklärte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer.

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