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Cal Crutchlow: Márquez auf Ducati wäre langweilig

Von Nora Lantschner
Cal Crutchlow sorgte in Motegi schon am Donnerstag für Unterhaltung

Cal Crutchlow sorgte in Motegi schon am Donnerstag für Unterhaltung

Yamaha-Testfahrer Cal Crutchlow kehrt in Motegi mit einer Wildcard in die MotoGP-WM zurück und beleuchtet bei der Gelegenheit die Situation von Superstar Marc Márquez.

Erstmals seit dem letztjährigen Saisonfinale am 6. November 2022 in Valencia bestreitet Cal Crutchlow an diesem Wochenende in Motegi wieder einen Grand Prix – also fast elf Monate später. Sorgen vor dem Aufeinandertreffen mit seinen Mittstreitern in einer Rennsituation hat der Yamaha-Testfahrer deshalb aber nicht.

«Sie sollten vor mir Angst haben. Denn ich bin zuletzt im April mit einem anderen Fahrer auf der Strecke gewesen. In Aragón und hier in Motegi habe ich danach allein getestet. Sie sollten also Angst davor haben, dass ich den Bremspunkt in Kurve 1 verpasse», hielt der Brite trocken fest. «Es scheint jetzt ja jede Woche eine Massenkarambolage in der Startkurve zu geben. Ich werde also fünf Sekunden später losfahren und dann acht Plätze in einer Kurve gutmachen», hatte Cal auch schon eine nicht ganz ernst gemeinte Strategie parat.

Dann unterstrich der 37-jährige Routinier: «Ich fühle mich okay. Klar werden die Referenzen ein bisschen anders sein, ich bin aber auch kein Rookie. Ich freue mich darauf, einige andere Motorräder auf der Strecke zu sehen und nicht nur irgendeinen Marshal, der an der Strecke sitzt und währenddessen noch seiner Frau auf dem Smartphone Nachrichten schickt.»

Erklärtes Ziel von Cals Wildcard-Einsatz ist laut Yamaha, die Entwicklung voranzutreiben. Große Neuheiten sind an seiner M1 – abgesehen vom Spezial-Look des Yamalube RS4GP Racing Teams – aber nicht zu erwarten. «Wir müssen einige Teile besser verstehen. Es ist nichts, was wir nicht schon getestet hätten, aber wir müssen anfangen, einige Dinge ganz auszusortieren oder zu behalten.»

Interessanter sind die Ausführungen des dreifachen GP-Siegers zur Zukunft seines ehemaligen Honda-Markenkollegen Marc Márquez. Der achtfache Weltmeister selbst hütete sich auch in Motegi vor einem klaren Bekenntnis und trieb das Rätselraten somit weiter voran.

«Ich habe keine Ahnung, was ich an Marcs Stelle tun würde», schickte Crutchlow voraus. Eine Meinung hat der Brite natürlich trotzdem – und die brachte er gewohnt deutlich zum Ausdruck: «Ich habe aber immer gesagt: Wenn Marc auf eine Ducati wechseln würde, bräuchten alle anderen erst gar nicht mehr anzutreten. Und deshalb will ich nicht, dass er es macht. Ich wünsche mir, dass er die Wende mit Honda schafft.»

Der Hintergrund: «Mir ist es im Grunde egal, ich will einfach ein gutes Rennen im TV sehen», erläuterte Cal, der seine Karriere als Rennfahrer nach der Saison 2020 beendet hat. «Ich glaube, Marc ist noch immer der beste Fahrer und das größte Talent, mit dem ich das Privileg hatte zu fahren. Ich bin zur selben Zeit eine Honda gefahren. Ich wusste, was er tat, und ich habe es auch verstanden. Ich konnte es aber nicht umsetzen. Sein Talent war unglaublich und ich glaube nicht, dass er dieses Talent verloren hat. Ich glaube einfach, dass ihn sein Motorrad im Moment nicht das machen lässt, was er zu tun gewohnt war. Würde es das Bike zulassen, glaube ich, dass er noch immer an der Spitze der WM stehen würde. Wenn er also zu Ducati geht, wäre es vielleicht komplett langweilig. Die andere Story wäre dagegen, dass er mit Honda das Comeback schafft. Ich glaube, das könnte für alle eine bessere Geschichte sein.»

«Wir wissen, dass Yamaha und Honda die besten Motorräder der Welt bauen können, weil sie es viele Jahre lang getan haben», fuhr Crutchlow fort. «Ducati hat 15 Jahre nicht gewonnen, Aprilia war nirgends, KTM hat gerade erst angefangen, wirklich stark zu werden. Das kann sich aber wieder ändern. In fünf Jahren sind die zwei japanischen Hersteller vielleicht wieder voll an der Spitze und die anderen im Nirgendwo. So ist der Rennsport.»

«Honda und Yamaha sind starke Hersteller. Sie wissen, wie man ein Motorrad baut, sie haben gute Ingenieure», bekräftigte der Yamaha-Testfahrer. «Das Problem ist, dass sie ihre Arbeitsweise verändern müssen. Denn das, was sie immer getan haben, funktioniert jetzt nicht mehr. Die Spielregeln haben sich verändert, das ist die Realität. Wir müssen offener sein – das weiß Yamaha und ich bin überzeugt, Honda weiß es auch. Wenn sie anfangen, schneller zu agieren und besser zu reagieren, und zwar unvoreingenommener, und vielleicht nicht zu sehr auf Nummer sicher gehen, bin ich zuversichtlich, dass sie es schaffen werden.»

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