MotoGP-Finale: Verschiebung, Verlegung, Absage?

Doohan und Stoner schätzen Márquez‘ Wechsel ein

Von Kai Schulte-Lippern
Marc Márquez war mit seiner Repsol-Honda lange sehr erfolgreich. Zahlreiche Verletzungen und Probleme mit der RC213V hielten ihn jedoch in den jüngsten Jahren von der Spitze fern. Der Wechsel zu Ducati soll das ändern.

Nach sechs WM-Titeln, 59 MotoGP-Siegen, 64 Pole-Positions und elf Saisons für das Repsol-Honda-Werksteam in der Königsklasse wurde im Oktober verkündet, dass Marc Márquez für 2024 zu Gresini Ducati wechselt. Es ist bekannt, dass Honda zurzeit mit der RC213V kein konkurrenzfähiges Motorrad zur Verfügung stellt. Das spiegelte sich 2023 in den Ergebnissen des 30-jährigen Superstars wider.

«Er hatte eigentlich keine andere Wahl und musste wechseln. Denn die Ergebnisse sind nicht vorhanden, dazu kommt der Frust über das Entwicklungstempo. Für mich ist er immer noch der talentierteste Fahrer. Ihm fehlt leider das richtige Motorrad, um sein Talent zu zeigen», meinte der fünffache Weltmeister Mick Doohan im Interview mit motogp.com.

Hondas einstiges Aushängeschild wurde seit seinem letzten WM-Titel 2019 vom Verletzungspech regelrecht heimgesucht. 2020 zog sich Marc Márquez beim verspäteten Saisonauftakt in Jerez eine komplizierte Verletzung am Oberarm zu, mit der er bis 2022 Probleme hatte. 2021 kehrte die Diplopie (Doppelsichtigkeit) aufgrund eines Sturzes im Training zurück.

Auch 2023 fehlte Márquez schon mehrfach in der Startaufstellung: Ein gebrochener Mittelhandknochen hielt in von drei Grands Prix fern. Auf die Hauptrennen auf dem Sachsenring und in Assen verzichtete er dann wegen der Nachwirkungen von fünf Stürzen in 40 Stunden beim Motorrad Grand Prix Deutschland. Die schwache Honda erleichterte ihm die Aufgabe augenscheinlich nicht. In der zweiten Saisonhälfte seit dem Silverstone-GP schaffte er es nur in vier von neun Rennen in die Top-Ten – davon nur einmal aufs Podium.

Dass der achtfache Weltmeister überaus talentiert ist, steht außer Frage. Mit dem Wechsel ins Ducati-Kundenteam von Gresini wird sich zeigen, ob es wirklich am Motorrad lag oder ihn die zahlreichen Verletzungen schließlich doch aus der Bahn geworfen haben.

«Von Verletzungen zurückzukommen und nie ganz in seine alte Form zurückzufinden, ist frustrierend, wenn man unsicher ist, ob es an einem selbst und der Fahrweise oder am Hersteller und am Motorrad liegt», erklärte Casey Stoner die Lage von Márquez. «Mit seinem Wechsel will er den Grund dafür herausfinden und wieder an die Spitze kommen.»

Der zukünftige Ducati-Pilot möchte kein weiteres Jahr verschwenden, auf die Entwicklung der Honda zu warten. «Wir kennen alle Marcs Talent. Wir müssen nur sehen, ob er diese letzten Details finden kann und ob das Motorrad zu ihm und seiner Fahrweise passt. Bei vielen ist die Vorfreude groß, ihn wieder an der Spitze zu sehen. Wir werden aber abwarten müssen, wie sich das Ganze entwickelt. Das lässt sich nicht vorhersagen», rundete Stoner sein Statement zu Márquez‘ Wechsel ab.

Mit seinem Wechsel in das Gresini-Ducati-Lager bringt Márquez nicht nur frischen Wind in sein Umfeld hinein, sondern erhält zeitgleich Zugang zu einem wettbewerbsfähigen und bereits bewährten Motorrad – wenn er auch kein aktuelles Werksmotorrad aus Borgo Panigale steuern wird, sondern eine GP23, auf der Pecco Bagnaia und Jorge Martin in diesem Jahr um die WM-Krone kämpfen.

Márquez, der von Honda die Freigabe für eine Teilnahme am Valencia-Test nach dem Saisonfinale erhielt, wird die Winter-Tests hauptsächlich damit verbringen, das Motorrad auf sich einzustellen und sich an den neuen Untersatz zu gewöhnen – ein großer Unterschied zur diesjährigen Arbeit mit Honda. In dieser Saison teste Márquez zahlreiche Updates, wodurch er sich nie hundertprozentig auf die Rennen konzentrieren konnte.

«Ich zweifle nicht daran, dass er gute Resultate einfahren wird», ist Doohan überzeugt. «Wenn sich das 2024er-Motorrad nicht zu stark vom 2023er-Bike unterscheidet, wird er mit Sicherheit konkurrenzfähig sein.»

Ergebnis MotoGP-Rennen, Buriram (29.10.):

1. Martin, Ducati, 26 Rdn in 39:40,045 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,253 sec
3. Binder*, KTM, + 0,114
4. Bezzecchi, Ducati, + 2,005
5. Quartararo, Yamaha, + 4,550
6. Marc Márquez, Honda, + 5,362
7. Marini, Ducati, + 6,778
8. Aleix Espargaró**, Aprilia, + 7,303
9. Di Giannantonio, Ducati, + 7,569
10. Zarco, Ducati, + 9,377
11. Morbidelli, Yamaha, + 11,168
12. Mir, Honda, + 11,990
13. Bastianini, Ducati, + 12,323
14. Nakagami, Honda, + 14,537
15. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,093
16. Miller, KTM, + 17,640
17. Augusto Fernández, KTM, + 21,307
18. Pol Espargaró, KTM, + 21,435
– Viñales, Aprilia, 3 Runden zurück
– Alex Márquez, Ducati, 14 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, 20 Runden zurück

*= 1 Platz zurück («track limits» in der letzten Runde)
**= 3-Sekunden-Strafe (2. Reifendruck-Vergehen der Saison)

Ergebnis MotoGP-Sprint, Buriram (28.10.):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:41,593 min
2. Binder, KTM, + 0,933 sec
3. Marini, Ducati, + 1,841
4. Marc Márquez, Honda, + 3,503
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 3,581
6. Bezzecchi, Ducati, + 4,029
7. Bagnaia, Ducati, + 4,121
8. Alex Márquez, Ducati, + 6,727
9. Zarco, Ducati, + 7,323
10. Miller, KTM, + 9,240
11. Quartararo, Yamaha, + 9,339
12. Mir, Honda, + 10,356
13. Bastianini, Ducati, + 12,312
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,390
15. Morbidelli, Yamaha, + 15,535
16. Pol Espargaró, KTM, + 15,644
17. Oliveira, Aprilia, + 17,753
18. Viñales, Aprilia, + 22,675
19. Nakagami, Honda, + 37,854
OUT: Di Giannantonio (Kupplung), Augusto Fernández (Sturz)

MotoGP-WM-Stand nach 33 von 39 Rennen:

1. Bagnaia, 389 Punkte. 2. Martin 376. 3. Bezzecchi 310. 4. Binder 249. 5. Aleix Espargaró 198. 6. Zarco 194. 7. Viñales 170. 8. Marini 164. 9. Quartararo 145. 10. Miller 144. 11. Alex Márquez 117. 12. Di Giannantonio 93. 13. Morbidelli 84. 14. Marc Márquez 81. 15. Oliveira 76. 16. Augusto Fernández 67. 17. Rins 54. 18. Nakagami 52. 19. Bastianini 45. 20. Raúl Fernández 40. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 24. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 589 Punkte (Weltmeister). 2. KTM 321. 3. Aprilia 287. 4. Honda 166. 5. Yamaha 165.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 570 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 474. 3. Ducati Lenovo Team 444. 4. Red Bull KTM Factory Racing 393. 5. Aprilia Racing 368. 6. Monster Energy Yamaha 229. 7. Gresini Racing 210. 8. CryptoDATA RNF 120. 9. LCR Honda 112. 10. Repsol Honda 105. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 88.

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