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Fabio Di Giannantonio ließ den Pokal verschwinden

Von Nora Lantschner
Fabio Di Giannantonio (Ducati) stand in Valencia zum dritten Mal in seiner MotoGP-Karriere auf dem Podium, nachträglich verlor er den zweiten Platz allerdings wegen eines Reifendruck-Vergehens – nicht aber die Trophäe.

Auf der Ziellinie trennten Fabio Di Giannantonio beim Saisonfinale in Valencia nur 0,176 sec von Weltmeister Pecco Bagnaia und damit seinem zweiten MotoGP-Sieg. Auch Platz 2 bejubelte «Diggia» bei seinem letzten Auftritt als Gresini-Fahrer aber ausgelassen.

Allerdings kam nach der Siegerehrung und der Pressekonferenz mit den Top-3 von den FIM MotoGP Stewards die Mitteilung: Wegen seines zweiten Reifendruck-Vergehens (nach dem Sprint in Valencia) bekam Di Giannantonio drei Strafsekunden aufgebrummt, die ihn im Klassement auf den vierten Rang hinter Johann Zarco und Brad Binder zurückwarfen.

Auf die Frage, ob er den Pokal für den zweiten Platz inzwischen zurückgegeben habe, legte der künftige VR46-Ducati-Pilot mit einem Grinsen einen Finger an den Mund: «Pssst! Ich weiß nicht, wo sich die Trophäe jetzt befindet», fügte er lachend an. «Das ist einfach passiert.»

So groß sei der Frust über den verlorenen Podestplatz auch nicht gewesen, schilderte Diggia dann. «Klar, es gibt die Regel, und als wir analysiert haben, was gefehlt hat, war es kein großer Fehler. Der Luftdruck war wirklich an der Grenze, wir haben den Mindestwert um 0,01 bar verpasst, es geht da um zwei Runden. Es war also eine kleine Sache und ich kann mich deshalb auch nicht über das Gresini Team beklagen. Sie standen hinter mir, als wir auf dem letzten Platz im Grid waren, und wir haben gemeinsam gearbeitet, um das Maximum zu erreichen. Wenn wir auf dem maximalen Level sind, kann ich nicht wütend werden, wenn uns einmal ein Vergehen unterläuft. Wir haben ein großartiges Rennen gemacht und nehmen einfach das Positive mit.»

Zur Erinnerung: Der Zielwert für den Vorderreifen, der von Michelin bei 1,88 bar angesetzt wurde (aber je nach Strecke leicht variieren kann), muss im Sprint (bei 15 oder weniger Runden) über 30 Prozent der Zeit eingehalten werden und im Grand Prix (bei mehr als 15 Runden) über 50 Prozent.

Nicht zuletzt aus Sicht der Zuschauer hinterlässt die Reifendruck-Vorschrift aber einen faden Beigeschmack. Ab der kommenden Saison gibt es auch kein gestaffeltes Strafmaß mehr, 2024 droht dann schon beim ersten Vergehen eine Disqualifikation.

Müsste man also künftig die Auswertung der Daten der LDL-Sensoren abwarten, ehe man eine Siegerehrung abhält, um nicht Gefahr zu laufen, das Ergebnis nach den Siegerfotos noch korrigieren zu müssen? «Ja, in gewisser Hinsicht vielleicht schon, weil man feiert und danach den Podestplatz verliert. Für die Show ist es nicht so schön», weiß auch Di Giannantonio. «Wir haben jetzt aber diese Regel, die ist, wie sie ist. Von meiner Seite gebe ich einfach auf der Strecke das Maximum, ich gebe Vollgas. Dann ist es auch eine Teamarbeit, so war es schon immer. Man muss dem Team vertrauen, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen, das gilt für den Reifendruck genauso wie für die Reifenwahl und das Set-up. Das ist eine Teamsache. Wie gesagt, für die Show ist es nicht gut, aber es ist so und wir müssen damit arbeiten.»

War der 25-jährige Römer im Nachhinein froh, den Zielstrich nicht als Sieger gekreuzt zu haben? «Nun ja, auch in dem Fall wäre der Pokal verschwunden», erwiderte er lachend. «Die beste Variante ist natürlich, ein Ergebnis zu feiern und es danach auch zu behalten. Aber wie auch immer, es war schon okay.»

Brad Binder zeigte sich übrigens als fairer Sportsmann und erklärte, aus seiner Sicht bleibe es für ihn auch nach der Zeitstrafe gegen Diggia bei einem vierten Platz. Immerhin weiß der Red Bull-KTM-Star von der Dutch TT nur zu gut, wie es sich anfühlt, Podestplätze nach der Zieldurchfahrt zu verlieren.

Ergebnisse MotoGP-Rennen Valencia (26.11.):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden in 40:48,525 min
2. Johann Zarco (F), Ducati, +0,360
3. Brad Binder (ZA), KTM, +2,347
4. Fabio Di Giannantonio* (I), Ducati, +3,176 sec
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +4,363
6. Alex Márquez (E), Ducati, +4,708
7. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +4,736
8. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +8,014
9. Luca Marini (I), Ducati, +9,486
10. Maverick Viñales (E), Aprilia, +10,556
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +12,001
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +21,695
13. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +43,297
14. Pol Espargaró (E), KTM
– Alex Rins (E), Honda, 19 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 18 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), KTM, 9 Runden zurück
– Marc Márquez (E), Honda, 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Ducati, 5 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Ducati, erste Runde nicht beendet

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

Ergebnisse MotoGP-Sprint Valencia (25.11.):

1. Martin, Ducati, 13 Runden in 19:38,827 min
2. Binder, KTM, +0,190 sec
3. Marc Márquez, Honda, +2,122
4. Viñales, Aprilia, +3,106
5. Bagnaia, Ducati, +4,253
6. Di Giannantonio, Ducati, +4,400
7. Bezzecchi, Ducati, +4,502
8. Alex Márquez, Ducati, +5,578
9. Zarco, Ducati, +5,910
10. Augusto Fernández, KTM, +6,095
11. Raúl Fernández, Aprilia, +7,674
12. Miller, KTM, +8,098
13. Aleix Espargaró, Aprilia, +9,513
14. Pol Espargaró, KTM, +12,453
15. Bastianini, Ducati, +12,599
16. Nakagami, Honda, +13,787
17. Marini*, Ducati, +13,887
18. Morbidelli*, Yamaha, +14,943
19. Rins, Honda, +20,378
20. Savadori, Aprilia, +25,017
– Quartararo, Yamaha, 9 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

MotoGP-WM-Endstand nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.

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