Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Carlos Ezpeleta: «Müssen mit Michelin darüber reden»

Von Frank Weeink
Die Reifendruck-Regel entwickelte sich bereits in den ersten Monaten der Umsetzung zu einem heiklen Thema, das gilt auch im Hinblick auf die MotoGP-Saison 2024. Das sagt Carlos Ezpeleta, Chief Sporting Officer der Dorna.

Mit dem Silverstone-GP Anfang traten die neue Reifendruck-Regel und der entsprechende Strafenkatalog in Kraft. Weltmeister Pecco Bagnaia, Jorge Martin und auch Aleix Espargaró gehörten zu den Assen, die diese Vorschrift sehr deutlich kritisierten. Vor allem die Auswirkungen auf den Vorderreifen standen dabei im Fokus.

Wenn MotoGP-Fahrer im GP-Hauptrennen über mehr als die Hälfte der Distanz mit weniger als 1,88 bar Reifendruck unterwegs waren, bedeutete dass ab dem Britischen Grand Prix eine offizielle Verwarnung für den ersten Regelverstoß. Bei weiteren Verstößen drohten Zeitstrafen von 3, 6 und 9 Sekunden. Im Sprint muss der von Michelin vorgegebene Zielwert über 30 Prozent des Rennens eingehalten werden.

Seitdem erhielten 16 Fahrer eine Verwarnung, vier bekamen eine Zeitstrafe von drei Sekunden – lange nach dem Rennen: Aleix Espargaró, Franco Morbidelli, Luca Marini und Fabio Di Giannantonio. Letzterer verlor dadurch beim Saisonfinale in Valencia nach der Siegerehrung und der Pressekonferenz der Top-3 noch seinen hart erkämpften zweiten Platz. Espargaró dagegen wurde beim Thailand-GP nachträglich vom fünften auf den achten Platz durchgereicht.

Carlos Ezpeleta, Chief Sporting Officer der Dorna, zeigt im Interview mit SPEEDWEEK.com Verständnis für die Fahrer und für Reifenhersteller Michelin.

Carlos, eine Sache, die den Fahrern Kopfzerbrechen bereitet, ist das Problem mit dem Reifendruck. Könnte sich der vorgegebene Mindestdruck beim Vorderreifen, aktuell bei 1,88 bar, künftig ändern? Ein Verstoß gegen diese Regel bedeutet im nächsten Jahr die sofortige Disqualifikation.

Es wurde weder bestätigt noch angekündigt, dass eine Disqualifikation die unmittelbare Strafe sein wird. Eine Reifendruck-Regel ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des Rennsports und existiert in vielen Motorsportarten. Ich glaube, Michelin ist der beste Reifenlieferant, den es gibt, und wir müssen ihnen gegenüber sehr respektvoll sein, da sie die Experten sind. Dieses Thema einer Mindestreifendruck-Regel wurde sowohl von den Herstellern als auch von Michelin aus Sicherheitsgründen angeregt. Leider ist es zu einem sehr heiklen Thema geworden, da viele Fahrer und Teams auf unsichere Weise mit sehr niedrigen Drücken gefahren sind und wir ein Mindestlimit einführen mussten.

Wir müssen mit Michelin sprechen, um herauszufinden, ob es möglich ist, diese Vorgabe auf einen niedrigeren Wert zu senken, der natürlich noch sicher sein muss und mit dem sich die Fahrer etwas wohler fühlen. Kleine Druckänderungen können einen großen Unterschied bei den Motorrädern bewirken. Die Fahrer und Motorräder sind so gut, die Konkurrenz so groß, dass wir mit Michelin darüber sprechen wollen, diesen Zielwert für den Reifendruck zu senken.

Außerdem glaube ich, dass jeder verstehen muss, dass sich die Motorräder in den letzten vier, fünf Jahren sehr verändert haben und Michelin diesbezüglich keine «Warnung» erhalten hat. Die Belastung des Vorderreifens ist sehr hoch geworden und wir werden mit Michelin darüber sprechen, wie wir das in Zukunft verbessern können.

Du sagst, dass es bisher keine Bestätigung für die Disqualifikation bei Regelverstößen im nächsten Jahr gegeben hat. Als die Zeitstrafen für 2023 eingeführt wurden, hieß es jedoch, dass üblicherweise die Disqualifikation die Folge sei, zunächst aber noch eine Ausnahme gemacht wurde, weil das System während einer laufenden Saison eingeführt wurde.

Darüber müssen wir mit Michelin sprechen. Es war die ursprüngliche Idee und wir müssen sehen, wie die Tests vor der Saison verlaufen. Michelin bringt viel neues Material mit und bleibt ein unglaublicher Partner des Sports. Sie bringen einen neuen Spezialreifen, der weniger empfindlich auf das Fahren im Windschatten und die Aerodynamik reagiert, sodass sich das alles mit Sicherheit positiv auswirken wird.

Wenn es nach dir ginge, könntest du dir vorstellen, die Regel so beizubehalten, wie sie 2023 umgesetzt wurde? Also mit einer ersten Verwarnung, gefolgt von gestaffelten Zeitstrafen, vor einer etwaigen Disqualifikation.

Wenn Michelin glaubt, dass es möglich ist, den Zielwert zu senken, ist das etwas, das allen helfen wird. Wie du weißt, sprechen wir bereits mit den Herstellern über die neuen Vorschriften ab 2027 und es wird große Änderungen geben. Wir müssen auch in Zukunft vorsichtig sein. Aber Michelin bringt bereits neue Reifen zu den Tests vor der Saison mit, die ihrer Meinung nach weniger sensibel auf diese Dinge reagieren werden.

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