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Pedro Acosta: Welchen Unterschied ein Jahr macht

Von Werner Jessner
Genau heute vor einem Jahr stieg Pedro Acosta auf die Kalex von Red Bull KTM Ajo, um die Mission Moto2-Weltmeister mit dem ersten IRTA-Test zu beginnen. Unfassbar, was seither passiert ist. Ein Jahr im Zeitraffer.

Es geht so schnell in der MotoGP: Nach seinem Traum-Debüt vergangenes Wochenende in Katar fragen sich die ersten Experten und Fans schon, wann der 19 Jahre junge Spanier seinen ersten GP gewinnen wird. Doch Obacht mit den jungen Pferden: Lasst uns einen Moment innehalten und rekapitulieren, woher dieser junge Mensch kommt, und was er in den letzten 12 Monaten geleistet hat.

17. März 2023, Portugal

Pedro Acosta steigt in Portimão auf das orange Bike, der Triumph-Dreizylindermotor schüttelt sich unter ihm. Nachdem er seine erste Moto2-Saison auf Platz 5 beendet hatte, ist der Druck für dieses Jahr groß: Er soll, nein, muss den Titel holen. In der ersten Session holt er sich erwartungsgemäß Bestzeit, doch am Ende des Tages ist Aron Canet Schnellster – ausgerechnet Canet, der noch nie ein Moto2-Rennen gewinnen könnte. Im Lauf des Tests steigert sich Acosta drastisch und stellt einen neuen Rundenrekord auf. Das Rennen am Sonntag darauf gewinnt er. Und die schnellste Rennrunde schnappt er sich auch.

16. April 2023, USA

Nach einem verkorksten Regenrennen in Argentinien mit Platz 12 steht Meisterschafts-Favorit Acosta bereits unter Druck: In der WM liegt er nur auf Platz 3, 12 Punkte hinter Leader Tony Arbolino. Das Rennen auf dem Circuit of the Americas gerät zum Nägelbeißer: Pedro ringt Arbolino um 0,146 Sekunden nieder. Noch immer liegt er in der WM zurück.

14. Mai 2023, Frankreich

GP in Le Mans, das Motorrad-Fest des Jahres vor ausverkauftem Haus. Mehr Stimmung geht nicht. Im Eifer des Gefechts gehen drei Fahrer so hart zu Boden, dass das Rennen abgebrochen und neu gestartet werden muss. Beim Re-Start übernimmt Arbolino die Führung, Pedro macht von Platz 3 aus Druck – nur um in Kurve 5 im Infight mit Alonso Lopez die Front zu verlieren. Der Meisterschafts-Favorit kommt ohne Punkte aus Le Mans zurück.

11. Juni 2023, Italien

Vier Wochen lang war Zeit, um über den Crash in Frankreich nachzudenken, vier Wochen ohne Rennen. Zeigt Acosta in Mugello Nerven? Nein, zeigt er nicht. Als es am meisten zählt, haut er am lautesten auf die Pauke, übernimmt gleich nach dem Start die Führung und ist nie gefährdet. Platz 2 wird Meisterschafts-Leader Arbolino weniger zu denken geben als der Rückstand: 6 Sekunden sind eine Welt.

18. Juni 2023, Deutschland

Das MotoGP-Fest auf dem Sachsenring. Tony Arbolino zeigt einen Raketenstart, doch Pedro ringt ihn nieder und gewinnt sein viertes Saisonrennen – abermals in dominanter Manier. Noch immer führt Arbolino in der WM, doch die Hintergrundgeräusche werden lauter: Honda habe Acosta ein Angebot für die kommende Saison unterbreitet, MotoGP zu fahren. Sein Talent ist unübersehbar. Und bei KTM/GASGAS sind alle Plätze für 2024 belegt, scheint es.

20. August 2023, Österreich

Der GP auf dem Red Bull Ring ist für alle KTM-Piloten ein Heimspiel. Höchstens noch beim F1-Rennen sind die Tribünen annähernd so orange wie in der MotoGP. Wenn sich die Liebe der Fans dort einzig auf Max Verstappen konzentriert, fliegt sie hier allen KTM-Piloten zu. Pedro Acosta hat mittlerweile die WM-Führung übernommen. Alle wollen ihn hier siegen sehen. Im Qualifying stürzt er, richtet das Bike auf, bringt es in die Box ­ und holt sich vor den Augen der Fans und der KTM-Prominenz die Pole Position. Den Sonntag beendet er auf Platz 2 – eine kleine Entscheidung. Die Entscheidung über seine Zukunft ist noch immer nicht gefallen, obwohl sehr viele mit einer Bekanntgabe hier beim KTM-Heimspiel gerechnet haben.

24. September 2023, Indien

Der GP auf dem Buddh International Circuit ist für alle Fahrer neu. Es gibt Aufregung, wieder einmal. Abenteuerliche Bedingungen vor und auch nach Rennstart: Abbruch nach Massencrash. Alle müssen neue Konzentration finden. Pedro bleibt cool, gewinnt und baut die WM-Führung auf beinahe schon komfortable 29 Punkte aus. Beeindruckend, weil unbeeindruckt. Er weiß nämlich noch immer nicht, wo er 2024 fahren wird.

15. Oktober 2023, Indonesien

Wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass Pedro Acosta 2024 tatsächlich in die MotoGP aufsteigt, und zwar bei GASGAS Tech3 als Kollege seines alten Kumpels Augústo Fernández. Nun gilt es, in der WM den Sack zuzumachen. Startplatz 4 ist da kein Hindernis: Holeshot, Platz 1 nach der ersten Kurve, Führung. Es ergibt sich ein schöner Fight mit Aron Canet, den Pedro routiniert für sich entscheidet. Der WM-Zweite Tony Arbolino hat immer weniger zu melden, je länger die WM dauert. Acostas Vorsprung wächst und wächst.

12. November 2023, Malaysien

Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis Pedro jüngster Moto2-Weltmeister der Geschichte wird, aber in der Vergangenheit flatterten im Endspurt der WM oft die Nerven. Nicht 2023: Im Unterschied zu den beiden vorangegangenen Jahren bleibt der Youngster diesmal nervenstark: Mit einem zweiten Platz hinter einem immer stärker aufgeigenden Fermín Aleguer holt sich Acosta nach dem Moto3-Titel 2021 zwei Jahre später auch jenen der mittleren Kategorie.

10. Januar 2024, Österreich

Was ist Pedro Acosta in der MotoGP zuzutrauen? Viele mahnen, die Erwartungen niedrig zu halten. ServusTV-Experte und Rookies-Mentor Gustl Auinger, bekannt dafür, «seine Buam» schützen zu wollen, kennt ihn seit frühen Tagen im Red Bull Rookies Cup. Er sagt: «Pedro kommt mit dem Label des absoluten Überfliegers in die MotoGP. Als einziger Neuling im Feld sind alle Augen auf ihn gerichtet. In den kleinen Kategorien war er mindestens so gut wie Marc Márquez. Damit musst du einmal umzugehen lernen. Gottseidank hat er ein sehr gutes Umfeld, dass dafür sorgt, dass er die Bodenhaftung nicht verliert. Der Weg, der vor ihm liegt, ist unendlich schwierig, und ich hoffe das Beste.» Er ist nicht der einzige, der zu Geduld mahnt. Bloß KTMs Motorsport-Chef Pit Beirer erzählt, dass Acosta sich von seinem Team verbittet, ihn als Frischling zu betrachten. Sie sollen ihn behandeln wie jeden anderen, erfahrenen Rennfahrer auch.

3. Februar 2024, Malaysien

Just an jenem Platz, an dem Pedro seinen Moto2-Titel geholt hat, findet sein erster MotoGP-Test statt. Wie sehr wird ihn das große Bike das Fürchten lehren? Den ersten Tag des Shakedown beendet er auf Platz 2. Am zweiten Tag ist er Dritter. Am dritten Tag stürzt er – und holt Bestzeit.

10. März 2024, Katar

Pedro Acosta fährt ein fehlerfreies MotoGP-Debüt, in dem er sowohl in Sprint als auch GP Punkte sammelt, sich in Sichtweite der Spitze hält und sogar Marc Márquez erfolgreich attackiert.

Nach einem Jahr minus einer Woche ist dieser junge Mann in der MotoGP angekommen.

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