Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Miguel Oliveira: Einzelkämpfer aus Portugal

Von Werner Jessner
Miguel Oliveira ist die absolute Ausnahme: Während das iberische Nachbarland Spanien Champion um Champion produziert, muss man schon tief graben, um portugiesische Motorrad-Rennfahrer zu finden.

Als sich ein junger Portugiese namens Miguel Ângelo Falcão de Oliveira 2008 für die zweite Saison in der Geschichte des Red Bull Rookies Cup qualifizierte, konnte noch niemand ahnen, dass soeben die bei weitem erfolgreichste Karriere eines portugiesischen Fahrers in der Motorrad-WM begonnen hatte. Während die Starterfelder der WM voller Rennfahrer aus Spanien waren, musste man jene aus dem Nachbarland mit der Lupe suchen.

Während all der Jahre, in denen der GP in Estoril ausgetragen wurde – also zwischen 2000 und 2012 – gab es keinen einzigen Portugiesen, der eine komplette WM-Saison absolviert hätte. Dafür war es usus, Lokalhelden für ihren Heim-GP mit Wildcards auszustatten. Junge (oder auch nicht mehr so junge) Rennfahrer aus einheimischen Serien wurden gegen Profis auf die Strecke geschickt – und bekamen ihre Grenzen aufgezeigt. Die Namen sagen wohl nur Spezialisten etwas: Die Wildcards 2000 von Paulo Henriques, Emmanuel Carvalho, Manuel Vieira in der Achtelliter-Klasse, von Pedro Monteiro, João Pinto und Filipe Costa zwei Jahre später oder auch jene der Herren José Estrela, João Contente oder Miguel Praia in der 250-ccm-Klasse verbindet, dass sich keiner davon überhaupt für den GP qualifizierte.

Und selbst die, die es schafften, waren einigermaßen weit von WM-Punkten entfernt: Felisberto Texeira kam bei der Premiere anno 2000 auf Platz 18, Miguel Praia 2003 auf Platz 22, und João Fernandes riss 2006 in der Viertelliter-Klasse überhaupt 2 Runden Rückstand auf Sieger Andrea Dovizioso auf. An mangelndem Talent allein kann es nicht gelegen haben, fuhr João Fernandes doch immerhin zwei Mal beim berüchtigten Stadtrennen von Macao in der Supersport-Klasse aufs Podest, und auch Miguel Praia hat eine durchaus erfolgreiche Superbike- und Supersport-Karriere vorzuweisen – wie später auch Ivo Lopes (RB Rookies Cup, Moto2-EM, Superstock, Superbike EM etc.) oder André Pires (MotoE, Superbike).

Miguel Oliveira und sein Vater wollten schließlich für konstanten Nachwuchs aus ihrem Heimatland sorgen und riefen den Oliveira Cup ins Leben, eine Nachwuchs-Serie für 10 bis 14jährige (bei denen schlauerweise die Väter im Rahmenprogramm fahren durften, und zwar mit Naked Bikes, damit es nicht völlig eskaliert). Die Idee war gut, allerdings bereitete ihr die Pandemie nach vier Jahren den Garaus.

Die Chancen, in absehbarer Zeit einen zweiten Oliveira zu finden, sind nicht sonderlich hoch, und das 10-Millionen-Einwohner-Land mit perfekten Motorrad-Bedingungen muss weiterhin hauptsächlich mit einspurigen Gelände-Helden Vorlieb nehmen. Bis auf Miguel verehren die lokalen Fans die Dakar-Stars Hélder Rodrigues, Ruben Faria oder den 2020 tödlich verunglückte Paulo Gonçalves, außerdem natürlich MX2-Vizeweltmeister Rui Gonçalves, mittlerweile ebenfalls in der Wüste zu Hause.

Kommt etwas aus dem Red Bull Rookies Cup nach, wo einst Oliveiras Karriere begann? Leider Fehlanzeige: Miguel war der bislang erste und einzige Portugiese, der sich für die MotoGP-Nachwuchs-Schmiede qualifizieren konnte.

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