Hervé Poncharal: «Alle profitieren vom Pedro-Effekt»
Hervé Poncharal mit MotoGP-Sensation Pedro Acosta
Zu einem sehr geschickten Zeitpunkt, als die Ducati-Corse-Strategen noch am Fall «Márquez-Martin» herum operierten, ging man in der KTM-Racing-Zentrale in die Offensive. Einen Tag bevor für Jorge Martin der Traum von einer Position im Ducati-Werksteam platzte, bestätigten Motorsport-Direktor Pit Beirer und der nach Mugello gereiste Hubert Trunkenpolz (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Pierer Mobility AG) nicht nur die Verlängerung des Vertrags mit MotoGP-Rohdiamant Pedro Acosta, sondern zugleich die Beförderung des 20-Jährigen ins Red Bull KTM-Werksteam.
Nur gut sechs Monate nachdem Acosta erstmals in die Tech3-Box marschiert war, ist Teambesitzer Hervé Poncharal den hochkarätigen Spanier bereits bald wieder los. Anstatt wie ursprünglich geplant für zwei Jahre in der extrem erfahrenen französischen Equipe zu bleiben, wird Acosta nach nur einem Lehrjahr in dem Semi-Werksteam den weiteren Aufstieg nehmen.
Hervé Poncharal ist nach der offiziellen Bestätigung alles andere als am Boden zerstört. In einem Telefonat mit der Redaktion verweist der Prinzipal auf das große Bild: «Durch mein herausragend gutes Verhältnis mit der Pierer Mobility Gruppe und dem ganzen Management, muss ich keine politisch korrekten Aussagen machen. Fakt ist, uns allen, damit meine ich das gesamte KTM-MotoGP-Projekt, war sehr schnell klar, dass mit Pedro etwas Außergewöhnliches geschieht. Bereits in Portimao, als übrigens auch Stefan Pierer und Hubert Trunkenpolz vor Ort waren, da haben wir gemeinsam miterlebt, dass sich dieser junge Mann in ganz kurzer Zeit von einem Rookie zu einem Anführer entwickelt hat.»
Poncharal schwärmt: «Dabei rede ich jetzt nicht nur von dem Ergebnis und seinem ersten Podium, es ist seine gesamte Herangehensweise. Pedro ist in der Lage diese Rolle wahrzunehmen und deswegen ist es nur logisch, dass er diesen Schritt direkt nachzieht.»
Der Franzose geht noch einen Schritt weiter: «Ich sage das ganz bewusst und ehrlich – ich begrüße seinen Wechsel ins Werksteam. Denn je mehr Pedro von sich in das gesamte Projekt einbringen kann, desto mehr profitieren wir alle davon. Ich nenne es den Pedro-Effekt. Man muss Pedro Acosta, auf und abseits der Strecke, als MotoGP-Führungskraft verstehen. Und obwohl sich Pedro auch mit unserer Mannschaft sehr sicher und wohl fühlt, seine Rolle ist ihm auch selbst bewusst und er hat sich sehr gefreut.»
Poncharal, der auch die Präsidentschaft der Teamvereinigung IRTA innehat, betont außerdem: «Und wir sollten auch nicht vergessen, wir haben noch eine sehr lange gemeinsame Saison vor uns. Ich gebe auch zu, es wäre natürlich sehr schön, wenn Pedro mit uns seinen ersten MotoGP-Sieg feiern würde. Wir schauen nicht nach vorne und denken an einen Abschied. Denn erstens bleibt Pedro in der Gruppe – das ist das entscheidende – und wir haben noch sehr viele gemeinsame Momente vor uns. Ich habe meinem Team gesagt: Lasst es uns genießen!»