Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Michelin bringt neuen Vorderreifen erst für 2026

Von Thomas Kuttruf
Mit einer überraschenden Nachricht meldete sich MotoGP-Reifenausrüster Michelin am heutigen Freitag in Misano zu Wort. Rennsport-Chef Piero Taramasso verkündete: «Der neue Vorderreifen kommt erst 2026.»

Während des offiziellen MotoGP-Tests im Anschluss an den San Marino-GP hatten alle Piloten der Königsklasse erstmals die Chance, Erfahrungen mit einem neu entwickelten Vorderreifen zu sammeln. Bei dem Slick handelt es sich um eine komplette Neukonstruktion, die ursprünglich 2025 als neue Basis eingeführt werden sollte. Dazu kommt es nun nicht. Der Reifenkonzern aus Frankreich hat entschieden, die neue Basis mit einem Jahr Verspätung und damit erst zur Saison 2026 einzusetzen.

Piero Taramasso zu der strategischen Entscheidung: «Wir haben uns erst nach dem jüngsten Test in Misano entschieden, die eigentlich für die kommende Saison geplante Einführung auf 2026 zu verschieben. Der Test in Misano verlief positiv und wir haben sehr viele Daten und Erfahrungen gesammelt. Dennoch ist es unser Ziel, einen Reifen zu bringen, mit dem alle Piloten der MotoGP glücklich sind.»

Im Anschluss an den nur kurzen ersten Test (30 min) des neuen Pneus gab es geteilte Meinungen unter den Piloten. Während sich etwas die WM-Spitzenreiter Jorge Martin und Franceso Bagnaia überzeugt bis begeistert von der Neuentwicklung zeigten, haderte Marc Marquez mit dem trägen Gefühl.

Zum weiteren Verständnis holte der Michelin-Manager weiter aus: «Man muss verstehen, um den Reifen für 2025 zu bringen, wollten wir den ersten Test bereits in Mugello machen. Der fiel aber im wahrsten Sinne ins Wasser. Und nach nur einem Test wäre es zu früh. Zwar waren die Bedingungen in Misano gut, aber unserer Meinung nach reicht ein guter Test nicht aus. Wir wollen den Reifen nun bei den nächsten Tests in Valencia und dann auch in Sepang weiter zur Reife bringen.»

Taramasso ergänzt: «Ziel ist es dann, während den wenigen offiziellen Tests 2025 auch den neuen Reifen weiter zu testen. So haben die Fahrer dann ausreichend Möglichkeit, sich auf die Neuentwicklung einzustellen.»

Laut Piero Taramasso hat dies auch im Hinblick auf die Zukunft große Bedeutung: «Der neue Reifen ist fast ein Kilo leichter, besteht teilweise aus Materialen und ist so ausgelegt, dass er auch ab 2027 mit der neuen MotoGP-Generation funktionieren wird. Es ist kein Geheimnis, dass Michelin auch ab 2027 weiter als Ausrüster in der MotoGP aktiv sein will und wir hoffen hierzu, mit der Dorna noch im Laufe der Saison den entsprechenden Vertrag zu schließen.»

Entwicklungsziel des neuen Reifens war es auch, die Problematik zu großer Unterschiede beim vorgeschriebenen Luftdruck in den Griff zu kriegen. Nun müssen Fahrer und Teams bis Ende 2025 mit der bestehenden Situation klarkommen.

Piero Taramasso sieht die Lager hierzu aber unter Kontrolle: «Fakt ist, es hat eine Weile gedauert, um die entsprechenden Erfahrungen zu sammeln. Aber die Teams haben sich längst das nötige Wissen angeeignet, um das Thema Luftdruck gut zu kontrollieren. Einige Mannschaften arbeiten mit extrem genauen Berechnungen und so steigt der Luftdruck nicht mehr über 2,0 bar. Es stimmt, dass es in der Vergangenheit Fälle gab in denen der Luftdruck eskaliert ist, aber das ist nun aussortiert.»

Und wie schätzt Michelin die Reaktion der Fahrer auf die Verschiebung ein? Taramasso: «Jene Piloten, die den Reifen zunächst sehr gelobt haben, vor allem Pecco Bagnaia und Jorge Martin, werden nicht sehr glücklich sein. Unser Wunsch wäre es gewesen, den Reifen früher zu bringen, aber mit der sehr geringen Testzeit durch den vollen Gesamtkalender war es nicht möglich. Und es geht darum, sicherzustellen, dass es für alle Piloten passt. Der Vorderreifen ist hochsensibel – er gibt den Piloten das Vertrauen.»

Nachvollziehbar ist, dass sich Michelin sträubt, eine neue Vorderreifen-Generation nach nur einem 30-minütigen Test freizugeben. Doch die Entscheidung wird große Auswirkungen haben. Nachdem auch mit einem Einfrieren der Motorenentwicklung zu rechnen ist und nun klar ist, dass die aktuellen Reifen im Renneinsatz bis Ende 2025 identisch bleiben, wird sich auch der heutige Leistungsstand nur minimal verschieben.

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