Exklusiv: Yamaha über Toprak in der MotoGP

Luca Marini: «Habe alles falsch gemacht»

Von Sebastian Fränzschky
Anstatt mit Honda-Markenkollege Johann Zarco in Frankreich um den Sieg zu kämpfen, fuhr Luca Marini beim MotoGP-Rennen in Le Mans zwei Mal durch die Box und ärgerte sich über seine Fehlentscheidung.

Es war ein schwacher Trost, dass Honda-Werkspilot Luca Marini beim MotoGP-Rennen in Le Mans als Elfter immerhin noch fünf Punkte für die Meisterschaft kassierte. Während HRC-Markenkollege Johann Zarco beim Heim-Grand-Prix einen historischen Sieg feierte, fehlte Marini das nötige Selbstvertrauen.

Beim Start hatte sich Marini wie Zarco für Regenreifen entschieden. Doch nach einer Runde steuerte Marini die Boxengasse an, um auf Trockenreifen zu wechseln – was sich rückblickend als falsche Entscheidung herausstellte. Denn als der Regen nach wenigen Runden wieder zunahm, musste Marini ein zweites Mal an die Box kommen, um wieder auf Regenreifen zu wechseln.

«Ich habe alles falsch gemacht», erkannte Marini selbstkritisch nach dem Frankreich-Grand-Prix. Selbst von Startplatz 16 aus hatte der Italiener die Chance, das Rennen zu gewinnen, wenn er auf Regenreifen geblieben wäre. Doch anstatt sich mit Zarco um den Sieg zu duellieren, kam er mit 92,5 Sekunden Rückstand ins Ziel.

«Dieses Rennen war in erster Linie eine Chance», trauerte Marini einem guten Ergebnis hinterher. «Ich ärgere mich sehr über mich selbst. Ich habe einfach alles falsch gemacht. Ich traf zweimal die falsche Entscheidung. Das ist wirklich schade.»

«Rückblickend ist es natürlich immer einfach, zu sagen, dass es richtig war, mit Regenreifen zu starten», blickte Marini auf seine Entscheidung zurück. Doch nach dem Start war er überzeugt, dass es ein Fehler war, mit den profilierten Reifen zu starten.

«Mein Start war wirklich gut. Ich fuhr hinter den Fahrern mit Slicks, die richtig schnell waren. Der Asphalt war komplett trocken. Ich war mir sicher, dass die Reifen die 26 Runden nicht durchhalten würden. Doch nach vier Runden setzte der Regen erneut ein», ärgerte sich Marini über die Entwicklung des Rennens.

Nach dem zweiten Boxenstopp fuhr Marini mit großem Rückstand seine Runden und profitierte von einigen Ausfällen. Er kam schlussendlich als Vorletzter ins Ziel. «Im Nassen hatte ich kein schlechtes Gefühl. Auch mein Renntempo war nicht schlecht», erklärte der Honda-Pilot.

Letztlich dominierte das Bewusstsein, eine riesige Chance nicht genutzt zu haben. Die Frage, ob er mit Zarco um den Sieg hätte kämpfen können, beantwortete Marini ohne lange nachdenken zu müssen: «Sicher!»

«Ich hätte um den Sieg oder um den zweiten Platz kämpfen können, weil mein Renntempo wirklich gut war», so Marini. Mit Zarcos Sieg ging eine lange Honda-Durststrecke zu Ende und gleichzeitig endete die Siegesserie von Ducati.

Klar ist aber auch, dass Zarco ohne die Boxenstopps seiner Kollegen wohl nicht gewonnen hätte. Markenkollege Marini bezeichnete das Fahrverhalten der Honda im Nassen als «nicht wirklich gut».

Er beanstandete vor allem Probleme beim Hineinfahren in die Kurven: «Am Kurveneingang kämpften wir wie immer mit der Haftung am Hinterrad. Und auch die Haftung auf der Reifenflanke ist schwer zu kontrollieren. Wir verbessern uns aber, auch bei derartigen Bedingungen. Und das ist der wichtigste Aspekt.»

Abschließend äußerte sich Marini auch noch über die neue Regel beim Start, die bei einem Motorradtausch vor dem Start zwei Long-Lap-Penaltys vorschreibt. Diese Regel wurde vor dem Frankreich-Grand-Prix eingeführt, um chaotische Zustände wie in Austin zu verhindern und Klarheit zu schaffen. Insgesamt 13 Fahrer nutzten die neue Regel und nahmen zwei Strafrunden in Kauf, um mit Slicks starten zu können.

«Jetzt ist es einfacher, die Startaufstellung zu verlassen und das Motorrad zu wechseln, weil man nur zwei Long-Laps absolvieren muss. Warum also nicht zwei Long-Laps in Kauf nehmen, anstatt 40 Sekunden zu verlieren, um das Motorrad zu wechseln?», zeigte Marini Verständnis für die Entscheidungen seiner Gegner.

In Le Mans kostet ein Motorradwechsel oder eine Durchfahrt durch die Boxengasse deutlich mehr Zeit als auf anderen Strecken. Gemäß dem alten Reglement hätte ein Fahrer bei einem Motorradwechsel unmittelbar vor dem Start durch die Boxengasse fahren müssen – eine deutlich härtere Strafe als zwei Long-Lap-Penaltys.

«Hier ist die Boxengasse super lang. Die Reifen kühlen dabei stark ab. Die erste Runde ist dann immer sehr schwierig. Doch wir können den Boxenausgang nicht ändern. Es ist ein bisschen gefährlich. Deshalb müssen wir besonders vorsichtig sein», beschrieb Marini die Situation auf der MotoGP-Rennstrecke in Frankreich.

Ergebnisse MotoGP Le Mans, Rennen (11. Mai):

1. Johann Zarco (F), Honda, 26 Runden in 45:47,541 min
2. Marc Márquez (E), Ducati, +19,907 sec
3. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +26,532
4. Pedro Acosta (E), KTM, +29,631
5. Maverick Viñales (E), KTM, +38,136
6. Takaaki Nakagami (J), Honda, +59,527
7. Raúl Fernández (E), Aprilia, +1:10,302 min
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +1:10,363
9. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +1:25,791
10. Ai Ogura (J), Aprilia, +1:26,529
11. Luca Marini (I), Honda, +1:32,535
12. Alex Rins (E), Yamaha, +1:35,357
13. Enea Bastianini (I), KTM, 1 Runde zurück
14. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 1 Runde zurück
15. Franco Morbidelli (I), Ducati, 1 Runde zurück
16. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 1 Runde zurück
– Alex Márquez (E), Ducati, 4 Runden zurück
– Miguel Oliveira (P), Yamaha, 8 Runden zurück
– Brad Binder (ZA), KTM, 20 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), Yamaha, 21 Runden zurück
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 23 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 26 Runden zurück

Ergebnisse MotoGP Le Mans, Sprint (10. Mai):

1. Marc Márquez (E), Ducati, 13 Runden in 19:49,022 min
2. Alex Márquez (E), Ducati, +0,530 sec
3. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +2,164
4. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +2,840
5. Maverick Viñales (E), KTM, +5,285
6. Johann Zarco (F), Honda, +7,939
7. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +8,367
8. Alex Rins (E), Yamaha, +8,930
9. Joan Mir (E), Honda, +9,858
10. Raúl Fernández (E), Aprilia, +11,599
11. Jack Miller (AUS), Yamaha, +12,238
12. Luca Marini (I), Honda, +12,458
13. Enea Bastianini (I), KTM, +12,540
14. Ai Ogura (J), Aprilia, +13,610
15. Franco Morbidelli (I), Ducati, +13,752
16. Takaaki Nakagami (J), Honda, +15,381
17. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +15,904
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +27,507
19. Pedro Acosta (E), KTM, +28,342
20. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +44,807
– Brad Binder (ZA), KTM, 9 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 12 Runden zurück

WM-Stand nach 12 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 171 Punkte. 2. A. Marquez 149. 3. Bagnaia 120. 4. Morbidelli 85. 5. Di Giannantonio 74. 6. Zarco 72. 7. Quartararo 56. 8. Aldeguer 48. 9. Acosta 46. 10. Ogura 43. 11. Viñales 40. 12. Bezzecchi 38. 13. Marini 37. 14. Binder 32. 15. Bastianini 31. 16. Rins 23. 17. Miller 19. 18. R. Fernandez 15. 19. Mir 12. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 217 Punkte. 2. Honda 85. 3. KTM 76 4. Yamaha 72. 5. Aprilia 62.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team, 291 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 197. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 159. 4. Monster Energy Yamaha 79. 5. Red Bull KTM Factory Racing 78. 6. LCR Honda 72. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 71. 8. Trackhouse MotoGP Team 58. 9. Honda HRC Castrol Team 49. 10. Aprilia Racing 46. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 24.

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