Le Mans: Spitzen-Ferrari disqualifiziert

Oliveira: Jorge Martin brachte ihn zum Nachdenken

Von Manuel Pecino
Miguel Oliveira

Miguel Oliveira

Miguel Oliveira war in den letzten Jahren vom Verletzungspech verfolgt. Im Interview von SPEEDWEEK.com erzählt er von seinem Comeback und seiner Leidenschaft für die MotoGP.

Seit Miguel Oliveira Ende 2022 KTM verlassen hat, konnte er in der MotoGP kein Grand-Prix-Podest mehr erzielen. Der Portugiese hatte in den letzten Saisons als Fahrer für Aprilia und Yamaha nicht viel Glück und musste zahlreiche Verletzungen hinnehmen. Über diese Themen sprach Oliveira in Aragon mit SPEEDWEEK.com-Autor Manuel Pecino.

Miguel, zuallererst: Wie geht es dir körperlich?

Mir geht es besser, so gut wie seit Wochen nicht mehr. Die Verletzung war langwierig, weil sie nicht operiert werden konnte, also mussten wir etwas Geduld haben. Wir haben gewonnen – ich sage gewonnen, weil ich nicht zu 100 Prozent fit war und trotzdem in Le Mans und Silverstone gefahren bin. Es war wie ein Sieg. Ich hatte Zeit, um mich an das Motorrad und das Rennwochenende zu gewöhnen. Jetzt geht es mir gut und ich bin motiviert.

Du hast gesagt, dass dich das, was Jorge Martin in Katar passiert ist, irgendwie zum Nachdenken gebracht hat und du dir die Rückkehr gut überlegt hast. Was hast du damit gemeint?

Ganz einfach: Um in der MotoGP konkurrenzfähig zu sein, muss man körperlich zu 100 Prozent fit sein. Natürlich kann man fahren, aber wenn man nach einer Verletzung zurückkommt – vor allem wenn diese Verletzung einen zu einer Pause von mehr als zwei oder drei Rennen zwingt –, muss man seine Ziele für das Comeback ein bisschen überdenken. Vor allem, weil man im Kopf schnell fahren will, aber nicht kann, weil man körperlich eingeschränkt ist. Und nun ja, die Erfahrung mit Jorge war einfach, dass man von außen sehen konnte, dass er angeschlagen war, dass er schnell fahren wollte und manchmal auch schnell war. Aber der Körper hat nicht mitgemacht, und da muss der Kopf eben ein bisschen mehr arbeiten. Das hat mir einfach in dem Sinne geholfen, dass ich nicht ankommen und mehr leisten wollte, als ich konnte.

Lohnt es sich, zurückzukommen, wenn du nicht 100 Prozent fit bist?

Nein, letztendlich versucht man, so wenig wie möglich zu fahren, um wieder zurückkommen zu können. Klar, wenn man mit zwei oder drei Sekunden Rückstand fährt, macht das keinen Sinn. Aber zurückzukommen, um sich an das Motorrad zu gewöhnen, um auf sichere und relativ wettbewerbsfähige Weise Zeit zu gewinnen, macht schon Sinn. Und genau das habe ich in Le Mans gefunden. Körperlich war ich in der Lage, Motorrad zu fahren, ich war nicht wettbewerbsfähig, aber es war das Minimum, um fahren zu können und ein Gefühl zu bekommen. Und das ist das Gute daran, zu versuchen, wieder Kontakt aufzunehmen.

Als du nach Le Mans zurückgekehrt bist, hast du gesagt: «Wenn man auf dem Sofa sitzt, denkt man über bestimmte Dinge nach.» Was zum Beispiel?

Meiner Erfahrung nach bestärkt mich das nur noch mehr darin, dass die Rennstrecke meine Welt ist. Es gibt nichts Schlimmeres als zu Hause zu sein und zu sehen, dass das, was man am liebsten macht, jemand anderes an deiner Stelle macht. Dann denkst du: «Dieser Typ muss ich sein, ich bin es, der dort sein muss und nicht hier zu Hause.» Zweifel gibt es nicht, denn letztendlich muss man nur daran zweifeln, wie lange es dauern wird, bis man zurückkommt. Aber ja, dir gehen verschiedene Dinge durch den Kopf, und eines davon ist, dass ich diese Welt liebe und mich nicht auf dem Sofa sehen kann – ich sehe mich dort, und dort gehöre ich hin.

In deinem Fall hast du akademisch ein anderes Leben oder beruflich ein anderes Leben. Glaubst du, dass du in dieser Hinsicht anders bist?

Ich glaube nicht, dass ich anders bin, denn jeder hat sein Leben außerhalb des Fahrerlagers, hat seine kleinen Projekte. Ich habe Projekte, die mich beschäftigen, damit ich keine Zeit habe, ins Fahrerlager zu kommen, wenn ich einmal aufhöre. Aber die Wahrheit ist, dass ich seit meinem achten Lebensjahr Motorrad fahre. Und seit meinem achten Lebensjahr kenne ich Rennstrecken, das Fahrerlager, Hotels, Reisen, und wenn das plötzlich weg ist, ist es, als würde man dir einen Teil deines Körpers wegnehmen. Man muss sich zwangsläufig an diese neue Realität anpassen, und im Moment würde ich mir ein Leben nach dem Rennsport vorstellen, in dem ich mich in einem Projekt im Fahrerlager engagiere, sicherlich in der MotoGP.

Im zweiten Teil der Interviews spricht Miguel Oliveira über die Regeländerungen 2027, Markenkollege Fabio Quartararo und seinen Weggang von KTM.

Fortsetzung folgt…


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