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Mugello-Festspiele: Rettet Bagnaia Italiens Ehre?

Von Thomas Kuttruf
Vor gut einem erlebte Mugello eine MotoGP-Sause erster Güte: Als Pecco Bagnaia vor Enea Bastianini über den Zielstrich donnerte, erinnerte der Italien-GP in Sachen Stimmung an die besten Tage der Ära Valentino Rossi.

Den siebten Grand Prix der Saison 2024 erreichte MotoGP-Doppelweltmeister Francesco Bagnaia als Zweiter der WM-Tabelle. Mit 39 Punkten Rückstand (auch dank eines Crashs beim Catalunya-GP) auf Jorge Martin erreichte der Held der Tifosi die Toskana – damit war klar, dass Pecco Bagnaia Mugello in jedem Fall auch hinter dem Spanier verlassen würde.

Doch der Champion zog alle Register und holte maximale Punkte. Nach einem Sieg beim Sprint war die Laune rund um die Piste von Mugello bereits großartig – denn Jorge Martin hatte die Zielflagge am Samstag nicht gesehen.

Beim Großen Preis von Italien, den das Werksteam aus Bologna zu Ehren der Nationalkicker ganz in Blau bestritt, steigerte sich die Dramaturgie zum perfekten Italo-Festival. Pecco Bagnaia, der sich im Q2 als Fünfter nur einen Platz in Reihe 2 gesichert hatte, kehrte bereits aus dem ersten Umlauf als Führender zurück. Grande Pecco – etwas anderes war zunächst in größerem Umkreis nicht mehr zu hören.

Am Doppelsieg der Startnummer 1 zweifelte bei herrlichen Bedingungen niemand. Doch an diesem Tag wollte der Renngott mehr als einen einfachen GP-Sieg. Um die Tifosi vollends in Rage zu bringen, setzte er Teamkollege Enea Bastianini einen Extra-Schuss Mut. In der letzten Kurve der letzten Runde vollendete «La Bestia», stach in einem Sensationsmanöver ausgerechnet an WM-Spitzenreiter Martin vorbei, holte sich Platz 2 und dem Chef Bagnaia weitere vier WM-Punkte. Mugello tobte wie nur selten zuvor.

Im Rückblick bieten die Ereignisse von Mugello Stoff für einen eigenen MotoGP-Roman. Denn es war in Mugello, als klar wurde, dass Jorge Martin den Wettlauf mit Marc Marquez um den zweiten Platz neben Pecco Bagnaia verlieren würde. Und – Bastianini hatte erfahren, dass die Zeit als Ducati-Werksfahrer abgelaufen ist. 24 Stunden später war Jorge Martin als Aprilia-Werksfahrer bestätigt, weitere 48 Stunden trug Marc Marquez offiziell einen roten Dress.

Nicht nur sportlich, der Italien-GP vor einem Jahr stand zu 100 Prozent im Zeichen von Ducati und Italien selbst. Denn neben Bagnaia und Bastianini war mit Fabio Di Giannantonio ein weiterer Landsmann mit einer Desmosedici in die Top 7 gefahren. Zuschauer, die 2024 nur den GP von Mugello sahen, mussten davon ausgehen, es handele sich um eine reine Meisterschaft des Werks aus dem nur eine Stunde entfernten Bologna.

KTM hatte in GasGas-Farben mit Pedro Acosta beim Sprint mit Platz 3 aufgezeigt, doch das war es dann auch mit der Gegenwehr. Komplett unsichtbar, die Japaner. Yamaha-Pilot Alex holte einen WM-Punkt. Fabio Quartararo landete dahinter und wurde von KTM-Wildcard-Pilot Pol Espargaro geschlagen. Honda, null Punkte. Zehn Jahre nach dem letzten Sieg einer RC213V mit Marc Marquez war der Tiefpunkt des Projekts erreicht.

Zurück in der Realität. Dass am kommenden Wochenende erneut Ducati-Corse-Fahnen geschwenkt werden, daran zweifelt bei aktuellem WM-Stand niemand. Bedenken gibt es dagegen an der Favoritenrolle Pecco Bagnaias. Siegen 2022, 2023 und 2024 zum Trotz: Der bisherige Saisonverlauf sieht nun spanische Piloten auf der Desmosedici an vorderster Front.

Marc Marquez kommt wie Jorge Martín 2024 mit einer klaren WM-Führung nach Italien. Der Spanier weiß, dass Teamkollege Pecco Bagnaia alles auf eine Wiederholung der jüngsten Siegesfahrten setzen wird.

Enea Bastianini dürfte 2025 als Störfaktor eher keine Rolle spielen, seinen Part wollen dafür die beiden VR46-Piloten Fabio Di Giannantonio und Franco Morbidelli übernehmen. Ein Sieg in der Toskana fehlt der von Rossi-Kumpel «Uccio» Salucci geführten Mannschaft aus Tavulli noch.

Und dann wäre da noch Marco Bezzecchi. Ein Duell Bezzecchi gegen Marquez – Aprilia gegen Ducati – auch diese Episode wäre dem anstehenden Italien-GP zuzutrauen. 2024 haderte «Bezz» mit der Ducati und wurde 13., bester Aprilia-Pilot war Vinales, der die RS-GP immerhin auf Rang 8 ins Ziel steuerte.

Die größte Motivation der weiteren MotoGP-Konkurrenz aus Österreich und Japan – einen Nicht-Italiener auf einem Nicht-Italo-Rennen ins Parc Fermé zu bringen. Richtet man sich nach 2024, dann hat Pedro Acosta die besten Karten, überragende Italien-Festspiele zu vermasseln. Auf der RC16 war er mit den Rängen 3 und 5 einziger Nicht-Ducati-Pilot in den Top 7.

WM-Stand nach 16 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 233 Punkte. 2. A. Marquez 201. 3. Bagnaia 140. 4. Morbidelli 115. 5. Di Giannantonio 99. 6. Zarco 97. 7. Bezzecchi 79. 8. Acosta 76. 9. Aldeguer 73. 10. Quartararo 59. 11. Vinales 48. 12. Ogura 43. 13. Marini 38. 14. Binder 35. 15. Bastianini 31. 16. Miller 31. 17. Rins 31. 18. Mir 27. 19. R. Fernandez 25. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 6. 23. Oliveira 3. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 282 Punkte. 2. Honda 119. 3. KTM 106. 4. Aprilia 103. 5. Yamaha 89.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 373 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 274. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 214. 4. Red Bull KTM Factory Racing 111. 5. LCR Honda 97. 6. Monster Energy Yamaha 90. 7. Aprilia Racing 87. 8. Red Bull KTM Tech3 Racing 83. 9. Trackhouse MotoGP Team 68. 10. Honda HRC Castrol Team 65. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 37.

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