Geburtsstunde des neuen Sachsenrings vor 30 Jahren

Der «neue Sachsenring» feiert am 22. August 2025 seinen 30-jährigen Geburtstag
Am 22. August 1995 wurde in Sachsen bei Hohenstein-Ernstthal das sogenannte Verkehrssicherheitszentrum Sachsenring eingeweiht. Keine große Sache, zumindest nicht für die Motorsportwelt. Im Nachhinein betrachtet, war es ein Meilenstein, denn heute wissen wir, dass der neue Sachsenring als Rennstrecke eine Erfolgsgeschichte sondergleichen ist.
Dass nach dem Aus des alten Sachsenrings 1990 Motorsport in dieser Region wieder möglich wurde, ist einem «Kunstgriff» Anfang der 1990er-Jahre zu verdanken, an dessen vorläufigem Ende die offizielle Einweihung des «Verkehrssicherheitszentrums Sachsenring» am 22. August 1995 stand.
Freilich trägt dieses seitdem viel zur Erhöhung der Verkehrssicherheit bei, andererseits war und ist das «VSZ» nicht zuletzt Mittel zum Zweck. Mit diesem konnte nämlich auch der Motorsport wieder aufleben. Zum einen hat man dort eine multifunktionale Anlage, eine der größten und besten dieser Art in Europa, geschaffen und zum anderen ist es über diesen Weg tatsächlich gelungen, den Motorsport dort zu verankern und sogar auf allerhöchster Ebene, sprich die MotoGP, dauerhaft anzusiedeln. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass dieses Gesamtkonstrukt so, und nur so, eigenständig auf wirtschaftlich gesunden Füßen steht.
Nachdem 1990 das letzte Rennen auf dem nicht mehr zeitgemäßen 8,618 Kilometer langen Straßenkurs stattfand, gab es Seitens des hiesigen Motorsportclubs, der Kommunen und Behörden sowie des ADAC Sachsen unter dem öffentlichen Druck der Initiativgruppe Sachsenring ständig Überlegungen und Vorstöße, wie man den Name Sachsenring erhalten und den Motorsport wieder aufleben lassen kann.
Ausgerechnet aus der Hohenstein-Ernstthaler Partnerstadt Hockenheim, eigentlich ein Mitbewerber bei der Prädikatsvergabe, kam der entscheidende Tipp, ein Fahrsicherheitszentrum zu errichten, welches man auch für Rennveranstaltungen nutzen könnte. Der Österreichische Automobil-, Motorrad- und Touring Club, kurz ÖAMTC, war damals schon in Sachen Tests und Training führend. 1994 hatten die Österreicher am Nürburgring das erste Fahrsicherheitszentrum in Deutschland installiert.
Unter der Maßgabe der zusätzlichen motorsportlichen Nutzung und unter Berücksichtigung des sich gerade entwickelnden Gewerbegebiets wurde ein Konzept erarbeitet, das rasch auf breite Zustimmung stieß. Nachdem auch die Frage nach der förderungswürdigen Finanzierung beantwortet war, schritten die Arbeiten nach dem ersten Spatenstich am 30. April 1994 auf dem 24 Hektar großen Gelände der ehemaligen Ziegelei zwischen Goldbach- und Lerchenstraße zügig voran.
Am 22. August 1995 wurde das «Auto, Motor und Sport Verkehrssicherheitszentrum Sachsenring», so der damalige vollständige Name, feierlich eröffnet. Von da an nahm die einzigartige Anlage eine sehr gute Entwicklung. Angefangen mit PKW, Motorrädern und Lastkraftwagen wuchsen Nachfrage und Angebot ständig. Heute ist das Verkehrssicherheitszentrum Sachsenring die erfolgreichste und am besten ausgelastete derartige Anlage Deutschlands. Mit vielen Sonder- und Spezialangeboten wurde das Sortiment ständig erweitert.
Da war aber noch die Sache mit dem Motorsport. Der AMC Sachsenring hatte sich vorsorglich mit der Durchführung und sportlichen Leitung von Rennveranstaltungen anderswo, speziell in Tschechien, fit gehalten, sodass man gute Voraussetzungen hatte, auf der neuen Anlage wieder Rennen zu veranstalten.
Trotz aller Euphorie rings um den Sachsenring, galt es aber noch ein paar Hindernisse zu überwinden. Da war zum Beispiel die Streckenlänge. Hierzu war es notwendig, Teile der (öffentlichen) Lerchenstraße und des Gewerbegebiets in die neue Rennstrecke zu integrieren. Mobile Container, Boxen, Tribünen und Absperrungen mussten angemietet und errichtet werden. Doch kein Berg war zu hoch, kein Hindernis war zu groß, um nicht von den Verantwortlichen und Helfern des Sachsenrings bezwungen zu werden.
Als am 26. Mai 1996 die Pro Superbike und die Deutsche Motorradmeisterschaft den neuen Sachsenring als Rennstrecke einweihten, begann auch in dieser Beziehung eine einmalige Erfolgsgeschichte. Mit dem Faustpfand einer riesigen Fanschar empfahl man sich ab 1998 als Austragungsort für den Großen Preis von Deutschland für Motorräder. 2003 kamen zu diesem Anlass dann erstmals über 200.000 Zuschauer an den Ring.
Viele und kostenintensive Umbaumaßnahmen sind seitdem durchgeführt wurden, die umfangreichste 2000/2001 mit der Norderweiterung des neuen Sachsenrings. Auch wenn einige im Nachhinein gescheit reden – jede dieser Maßnahmen war zu ihrer Zeit notwendig, keineswegs umsonst, aber auch nur in diesen vergleichsweisen kleinen Schritten möglich. So sollte man bei der Argumentation bedenken, dass Verträge für die Austragung der Motorrad-WM nur mit fünfjähriger Laufzeit geschlossen werden und demzufolge Fördergelder nie mit Eimern ausgeschüttet wurden.
Nun, 30 Jahre nach der Eröffnung, blickt der Sachsenring etwa durch die Vertragsverlängerung für die Durchführung des Motorrad-Grand-Prix bis 2031, einer weitergehenden goldenen Zeit entgegen.