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Bradl: Die Chance genützt

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl zieht Bilanz

Stefan Bradl zieht Bilanz

LCR-Honda-Pilot Stefan Bradl spricht im ersten Teil des Exklusiv-Interviews offen über die Schwierigkeiten in der Königsklasse, sein besonderes Verhältnis zu Valentino Rossi und vergebene Podestchancen.

Stefan Bradl hatte sich im Dezember 2011 für seine erste MotoGP-Saison einiges vorgenommen. Er wollte in der ersten Saisonhälfte um Plätze zwischen 5 und 8 fighten und in der zweiten Saisonhälfte Ränge unter den ersten fünf anpeilen. Das war schon damals ein sehr kühner Plan. Aber der LCR-Honda-Pilot hat ihn in die Tat umgesetzt.
Der Moto2-Weltmeister von 2011 holte bereits beim vierten WM-Lauf in Le Mans Platz 5 und kämpfte bei vier Rennen (Assen, Mugello, Aragón und Valencia) um einen Podestplatz.

Du hast dir vor einem Jahr viel vorgenommen und die Erwartungen sogar übertroffen. Du hättest gleich beim Auftakt in Katar Sechster werden können. Wie sieht dein persönliches Resümee nach dem ersten Jahr aus?
Mit der Steigerung während der Saison hat es gepasst. Aber wir waren im Freitag-Training bis zur Saisonmitte manchmal richtig schlecht. Da lagen manchmal nur noch die Claiming-Rule-Piloten hinter uns. Wir haben uns dann aber gesteigert, waren manchmal schon im ersten Freitag-Training gut dabei. Das ist uns im Oktober auch in übersee meistens gut gelungen. Wenn wir schon am Freitag näher an der Spitze dran waren, hatten wir auch für das Qualifying bessere Chancen. Auch die Steigerung von der Platzierung und vom Abstand zur Spitze her war zufriedenstellend.

Du hast erstmals in Barcelona im Juni schon einen sehr guten Freitag hingekriegt.
Ja, da habe ich mich von Anfang an gut zurechtgefunden. Da hat gleich alles gepasst. Dort habe ich erstmals gezeigt, dass ich auch am ersten Tag, sogar von der ersten Minute an, auf dieser Strecke mit dem neuen Motorrad zurechtkomme. Das hat mir gezeigt, dass ich nicht ein Jahr lang warten muss, bis es auch am Freitag schon geht.

Schon nach dem Katar-GP hast du im Spass erwähnt: Den Rossi habe ich im Griff. Das war auch keine Selbstverständlichkeit.
Ja, aber er punktet halt dauernd. Valentino ist nur in Laguna Seca runtergefallen. Aber er ist sehr konstant. Wenn er merkt, er kann in einem Rennen nur Neunter werden, dann wird er halt Neunter. Da bin ich noch ein bisschen zu ungeduldig und zu hektisch. Dann passieren halt Fehler. Aber man merkt auch: Wenn er unterlegenes Material hat, wird er trotzdem Sechster in der WM, was überhaupt nicht schlecht ist. Seine Konstanz und die Anzahl seiner Zielankünfte sind beeindruckend. Im Griff habe ich ihn schon. Von den Einzelergebnissen und vom Speed her war ich deutlich besser als Rossi. Nur bei der Konstanz war ich unterlegen. Ich habe mir den BMW-Qualifying-Award angeschaut: Da war ich als Siebter sogar besser als Bautista.

Aber du hast einmal erwähnt, den Rossi zu überholen sei nicht das Gleiche wie einen Barberá oder Hayden zu überholen.
Ja, das hat noch ein bisserl was mit Respekt zu tun. Ich glaube, das hat sich gelegt… Aber er ist eine Legende. Es hat auch damit zu tun, dass ich ihn immer angehimmelt habe. Als ich ihn 2003 beim Rookies-Cup auf dem Sachsenring erstmals live gesehen habe, als er bei uns einen Auftritt hatte, da habe ich fast keine Luft mehr gekriegt… Schon vorher hat der Papa mal bei Dainese ein Autogramm von Valentino mit persönlicher Widmung abgeholt. Da habe ich mich gefreut wie irgendwas. Das war dann mein Schlaf-T-Shirt. Aber der Kampf gegen ihn in Brünn hat Spass gemacht, als wir direkt miteinander zu tun hatten. Auch bei diversen anderen Rennen. Es ist etwas Besonderes. Wenn ich ihn überholt habe, habe ich ihm immer genug Platz zum überleben gelassen.

Nicky Hayden hat dich kürzlich bei SPEEDWEEK.DE auch gelobt. Er hat gemeint: Hoffentlich wird Bradl nicht noch besser.
Es ist ein grundsätzliches Problem, dass die Ducati-Fahrer generell zu langsam sind; das Motorrad ist nicht schnell genug. Ich hoffe natürlich, dass ich noch schneller werde.

Dein Teamchef Lucio Cecchinello hat gesagt, 2012 wären vier oder fünf Podestplätze möglich gewesen.
Ja, Assen, Mugello, Aragón mit Sicherheit, Valencia. Das fällt mir auf Anhieb ein. Lassen wir es bei vier.

Wie sehr ärgert dich, dass es nie geklappt hat? Wo wäre ein Podestplatz am ehesten machbar gewesen?
Man kann das positiv oder negativ sehen. Man kann sagen, seien wir froh, dass wir über diese Möglichkeiten reden können. Es hätte ja auch sein können, dass wir als bestes Ergebnis einen sechsten Platz erreichen und jedes Mal 20 Sekunden vom Podest weg sind.

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