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Stefan Bradl und seine vier Schwachstellen

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl hat 2012 und 2013 bei weitem nicht alle Podestchancen genützt. Das Team hat die Schwachstellen identifiziert.

«Ich will Stefan Bradl nicht nur 2014 weiter im Team haben, sondern in den nächsten zehn Jahren», sagte LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello nach der Pole-Position von Stefan Bradl am 22. Juli 2013 beim « Red Bull US GP» in Laguna Seca.

Und nach dem WM-Finale in Valencia vor drei Wichen erklärte der Italiener: «Als wir Stefan hier in Valencia 2011 nach seinem Moto2-Titelgewinn erstmals testen liessen, habe ich sofort gesehen, dass sein Fahrstil sehr gut zur MotoGP passt. Er hat mich stark an Casey Stoner erinnert. Aber dass Stefan so gut wird, habe ich damals nicht erwartet.»

Immerhin hat der Bayer schon 2012 bei Rennen wie in Assen, Mugello, Aragón und Valencia klare Podestchancen gehabt.
In der abgelaufenen Saison lag er in der WM bis zum Crash und Knöchelbruch in Sepang an sechster Stelle der WM (nach Rang 8 im Jahr 2012), er hat Bestzeiten am Freitag auf dem Sachsenring erzielt, er hatte Pole und Warm-up-Bestzeit in Laguna, führte auf dem Sachsenring und in Laguna (dort sogar 19 Runden lang) und heimste dort als Zweiter seinen ersten Podestplatz ein. Im Oktober gelang Bradl noch die Bestzeit im 50-Minuten-Training am Sonntag in Motegi.

Cecchinello lobte den WM-Siebten in den höchsten Tönen. «Stefan ist intelligent, aussergewöhnlich gut erzogen, er hat einen klaren Kopf. Und dass er jetzt für 2014 bei HRC unter Vertrag ist, also zum Programm eines Werkes wie Honda gehört, beweist das Vertrauen von Honda in seine Zukunft.»

Aber bei LCR-Honda wurden die Leistungen Bradls in der Saison 2013 genau analysiert – und Schwachstellen ausfindig gemacht.
Er muss in Linkskurven 1 bis 2 Grad mehr Schräglage fahren, er muss die Hinterbremse stärker benützen, er muss bei manchen Richtungswechseln schneller werden – und sich in der zweiten Rennhälfte verbessern.

Der Fall Hinterbremse wurde bereits gelöst. Bradl fuhr beim Valencia-Test 0,8 Sekunden schneller als im Qualifying – nicht zuletzt dank einer neuen Brembo-Hinterradbremse.

Thema zweite Rennhälfte: In Valencia lag Bradl nach 13 Runden vier Sekunden hinter der Spitze, in den restlichen 17 Runden büsste er weitere 19,4 Sekunden ein. Das liegt zum Teil daran, dass die Gegner mit gebrauchten Reifen besser zurechtkommen. «Ausserdem habe ich in Valencia gesehen, dass ich Rossi nicht erwische, und von hinten hat keine Gefahr gedroht», hält Bradl fest. «Also habe ich gesagt, ich will erstmals in einem Leben in Valencia Punkte holen und Sechster werden. Ich war in Valencia richtig nervös. Wir fanden lange kein anständiges Set-up. Ich wusste nicht, was mich im Rennen erwartet. Ich hatte Angst, dass ich den Anschluss zur vorderen Gruppe verliere.»

Im Sommer wurde bei LCR-Honda für die zweite Saisonhälfte die Devise ausgegeben, Bradl solle Crutchlow den fünften WM-Rang abspenstig machen. Tatsächlich heimste Bradl zwischen Laguna Seca und Sepang 71 Punkte ein, Crutchlow nur 49. Aber dann verpasste Bradl wegen des Knöchelbruchs von Malaysia zwei Rennen. Crutchlow hatte am Schluss 32 Punkte mehr als der Deutsche.

Schwächeperiode nach dem Laguna-Seca-GP

Das Team und Bradl sind sich aber bewusst, dass es nach dem Highlight von Laguna Seca in Indy, Brünn und Silverstone (Siebter und zweimal Sechster) alles andere als wunschgemäss lief. «Ich war in Indy in den Morgen-Trainings sehr schnell. Wir sind geflogen! Aber ich bin fast in jedem Training gestürzt. Dadurch hat mein Selbstvertrauen gelitten.

Crew-Chief Christophe Bourguignon hatte in dieser Phase manchmal das Gefühl, Bradl sei am Freitag und Samstag zu entspannt gefahren.

Immerhin gelang 2013 der erste Podestplatz, auch in Austin, auf dem Sachsenring und in Aragón bestanden Aussichten auf einen Top-3-Platz. Cechinello: «In Sepang und Phillip Island hätten wir auch sehr gut ausgesehen.» Bradl heimste im Vorjahr 135 Punkte ein, in dieser Saison 156. Trotz der beiden Nuller von Malaysia und Australien.

Der Auftrag für 2014 ist klar: Bradl soll näher an Rossi und Pedrosa heranrücken – und dadurch regelmässig um Podestplätze fighten.
«Die Topfahrer blieben mit Márquez, Lorenzo, Pedrosa und Rossi die gleichen wie bisher», meint Teambesitzer Lucio Cecchinello. «Stefan muss sich weiter steigern. Damit er Gegner wie Bautista, Pol Espargaró, Aleix Espargaró, Scott Redding und Nicky Hayden besiegen kann. Ausserdem wissen wir nicht, wie stark die Fahrer aus der Open-Klasse mit vier Liter mehr sein werden. Wir haben 2014 sicher ausgezeichnete Möglichkeiten. Ein Ziel muss sein, dass wir jene vier Rennen beenden, bei denen wir in diesem Jahr durch Stürze nicht gepunktet haben», gibt Cecchinello als Zielsetzung vor.

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