Gigi Dall'Igna (Ducati): Die Kritik lässt ihn kalt

Von Gerraint Thompson
Der neue Renndirektor Gigi Dall'Igna hat Ducati innerhalb von vier Monaten wieder in den Favoritenkreis befördert. Aber er hütet sich vor kühnen Prognosen.

Die Ducati-Werkspiloten Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow rückten den Stars von Yamaha und Honda beim Reifentest auf Phillip Island ziemlich nahe. Gigi Dall'Igna, General Manager von Ducati Corse, liess die Fahrer in Australien nur mehr mit der Einheits-Elektronik von Magneti Marelli ausrücken.

Die Gegner haben den Ducati-Entschluss, 2014 in der Open Class anzutreten, stark kritisiert. SPEEDWEEK.com hat sich zum Abschluss des Phillip-Island-Tests mit Gigi Dall'Igna unterhalten.

Gigi, wie lautet dein Fazit nach diesem Drei-Tage-Test in Australien?

Wir sind wirklich happy mit der Arbeit, die Bridegestone geleistet hat. Wir wissen ja, dass es 2013 beim Rennen viele Probleme mit den Rennen gab. Bridgestone hat jetzt neue Profile geliefert, neue Konstruktionen und neue Mischungen.
Eine Mischung war gut für die Rundenzeit, auch für die Lebensdauer über die Renndistanz gibt es jetzt keine Probleme mehr.
Wichtig war, dass wir hier einen Hinterreifen rausfinden, der im Rennen die Distanz problemlos übersteht. In dieser Hinsicht haben wir jetzt eine gute Situation.

Andrea Dovizioso war in Sepang dicht an der Spitze dran. Diese eindrucksvolle Performance hat sich hier klar bestätigt?

Für uns ist das sehr wichtig. Denn Phillip Island ist ein ganz anderer Typ von Rennstrecke. Deshalb ist es wichtig, dass die Fahrer unsere Entscheidungen auch hier für gut befunden haben.
Ich bin ziemlich happy. Die Rundenzeiten, die Kommentare der Fahrer – das geht alles in die richtige Richtung. Natürlich haben wir noch einen Rückstand. Aber wir marschieren in die richtige Richtung.

In welchem Bereich habt ihr in Sepang diese klaren Fortschritte erzielt?

Man kann das nicht vergleichen. Diese Piste ist ganz anders als Set-up, also ist auch das Basis-Set-up hier anders. Wir haben den Radstand und andere Dinge verändert. Das ist uns gut gelungen. Wir haben gute Arbeit geleistet.

Du bist beim Valencia-Test im November 2013 zum Ducati-Team gestossen. Was hast du seither verändert?

Ich habe mich zu dieser Frage schon oft geäussert. Ich muss das Bike in vielen verschiedenen Bereichen besser machen. Wir reden da vom Motor, von der Suspension, vom Chassis. Meiner Meinung nach haben wir nicht nur ein Problem, sondern viele verschiedene. Die müssen wir alle lösen.

Die anderen Teams haben die Ducati-Entscheidung für die Open Class lautstark kritisiert. Hast du das erwartet?

Für mich ist am Wichtigsten, dass Ducati alle Reglements eingehalten hat. Wir haben diesen Entschluss gefasst, in die Open Class zu gehen, weil wir das Motorrad verbessern müssen. Die Open-Vorschriften erlauben uns diese Freiheiten. Darum geht es.
Die Reaktion meiner Gegner überrascht mich nicht. Aber so ist das Leben.

Ducati hat hier in Australien nur noch die Einheits-Elektronik verwendet? Es heisst jetzt, Ducati habe Magneti Marelli bei der Entwicklung dieser Software unterstützt, um es vorsichtig auszudrücken?

Ja, das ist doch Bestandteil der Vorschriften. Die Dorna hat alle Teams gebeten, Marelli bei der Entwicklung der Software zu helfen.

Ist das Niveau der Einheits-ECU jetzt sehr nahe an dem Level, den Ducati im Factory-Status verwenden hätte können?

Es gibt leichte Unterschiede. In Sepang hatten wir noch etwas Mühe mit der Open-Software. Hier in Australien haben wir uns entschlossen, gleich mit der Einheits-ECU zu beginnen. Wir haben keine Vergleiche gemacht, den die Open-Software ist die Zukunft für uns. Wir müssen das Motorrad damit zum Laufen bringen.

Ist die Open-Software 80 Prozent der Ducati-Factory-Software? Lässt sich das beziffern?

Wir geben nur Zahlen heraus, wenn sie korrekt sind. Darauf kann ich jetzt keine konkrete Antwort geben.

Was kann man 2014 von Ducati und der GP14 erwarten?

Unser Hauptziel ist es, das Motorrad konkurrenzfähig zu machen und es weiterzuentwickeln. Wir müssen also der Konkurrenz Schritt für Schritt näher kommen. Das ist das Ziel von Ducati unserer Sponsoren.

Cal Crutchlow gilt als unterhaltsamer Kerl, als Sprücheklopfer. Wie fügt er sich ins Team ein?

Es ist gut, so einen lustigen Kerl im Team zu haben. Er sorgt für Stimmung. Cal hat am Dienstag hier eine gute Leistung gezeigt, auch seine Rennsimulation kann sich sehen lassen. Ich bin mit unseren Fahrern sehr glücklich.

In Valencia hast du gesagt, du hast dich seit Jahren auf die Zusammenarbeit mit Andrea Dovizioso gefreut. Haben sich deine Erwartungen bestätigt?

Ja, auf jeden Fall. Dovi ist ein wichtiger Fahrer für Ducati. Er kann alle Unterschiede am Motorrad gut einschätzen. Dazu hat er die Erfahrung mit dem Motorrad vom letzten Jahr. Er kann mir also ein sehr gutes Feedback geben. Das hilft mir bei der Verbesserung des Motorrads.

Wie ist dein Urteil zu Cal Crutchlow?

Ich bin überzeugt, dass wir mit beiden Fahrern gute Resultate erreichen werden. Wir haben die beste Fahrerpaarung, die wir uns vorstellen können.

Wie hilfreich ist es, dass Ducati jetzt in den Rennen 24 Liter statt 20 verbrauchen darf?

Ich kann jetzt nicht erzählen, das sei ein Nachteil... Aber das ist nicht der Schlüssel zum Erfolg. Klar, der zusätzliche Kraftstoff kann in Zukunft einmal bei einem Rennen von Nutzen sein. Aber der wichtigste Vorteil der Open Class ist für Ducati, dass wir das Motorrad während der Saison weiterentwickeln können.

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