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Romano Albesiano (Aprilia): «Wir stehen am Anfang»

Von Günther Wiesinger
Aprilia Racing hat das MotoGP-Comeback um ein Jahr vorgezogen und unternimmt jetzt die Testfahrten unter Rennbedingungen. Renndirektor Romano Albesiano schildert die aktuellen Probleme.

Das Aprilia Racing Team Gresini erlebte in Katar das erwartete mühselige Debüt in der MotoGP-Weltmeisterschaft, eigentlich ist es ja eine Rückkehr nach dem Ausstieg Ende 2004, damals wurde eine 990-ccm-Dreizylinder eingesetzt.

Alvaro Bautista und Marco Melandri hielten sich auf dem Losail Circuit konstant unter den letzten vier der 25 Teilnehmer.

Im Rennen schied Bautista bereits nach der ersten Runde aus – Marc Márquez war auf seiner Aufholjagd mit ihm zusammengestossen.

Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano hat trotzdem seinen Optimismus nicht verloren.

Aber er weiss, der Übergang von der Claiming-Rule-ART-Maschine zu einem reinrassigen MotoGP-Prototyp wird noch geraume Zeit für sich in Anspruch nehmen.

Die Motorgehäuse stammen immer noch aus der Serien-RSV4, gab er bei den Wintertests zu bedenken.

Und: Heimkehrer Suzuki ist stärker, hat aber auch eineinhalb Jahre Testvorsprung. Suzuki wollte eigentlich bereits 2014 in die WM einsteigen. Aprilia hingegen hat im letzten Juli entschieden, das Comeback von 2016 auf 2015 vorzuziehen.

Romano, beim ersten Sepang-Test Anfang Februar habt ihr zwei unterschiedliche Motorräder in der Box gehabt. Eine Version vom November 2014 und eine neue Version, die eigentlich die Rennmaschine von 2015 darstellen sollte. S?ie fand aber bei den Piloten wenig Anklang?

Im Grunde verwenden wir jetzt die erste Version des Chassis, also Stand November 2014, wir haben aber viele Komponenten von unserer zweiten Maschine eingebaut. Es ist eine Mixtur zwischen den beiden Motorrädern.

Beim ersten Sepang-Test gab es ein paar Lichtblicke. Aber jetzt ist wenig Fortschritt zu sehen, wenn man die Ergebnisse anschaut. Bautista fehlten im Quali 2 Sekunden auf die Bestzeit, Melandri sogar 3,8 Sekunden.

Die zwei Tests in Sepang waren ganz gut. Alvaro hatte ein gutes Gefühl. Aber als wir zum Katar-Test kamen, ging irgendetwas schief, das Feeling war schlecht, schlechter als in Malaysia. Wir hatten viel Mühe, um das Gefühl der Fahrer zu verbessern. Alvaro fand erst am Samstag in Katar im Qualifying wieder mehr Vertrauen zur Maschine, besonders zum Vorderreifen. Wir kämpfen also, um wieder dorthin zu kommen, wo Alvaro den ganzen Winter war.
Wir sind nicht weit weg von einem akzeptablen Set-up der Maschine. Aber es ist sehr leicht, sich in die falsche Richtung zu bewegen und dadurch sofort in Schwierigkeiten zu geraten.

Wo stecken die grössten Hindernisse? Beim Chassis?

Unsere Hauptprobleme sind im Moment das Chassis und die Elektronik.

Aprilia nützt die hauseigene APX-Software. Die kommt aus der Superbike-WM und sollte doch ausgereift sein?

Es ist unsere Software, ja, aber unser Know-how damit bezieht sich mehr auf die Superbike-WM als auf die MotoGP. Hier haben wir zum Beispiel eine unterschiedliche Grip- und Reifensituation; da müssen wir erst Erfahrungswerte sammeln. Wir haben im Winter Informationen über die Bridgestone-Reifen gesammelt. Aber jede Piste liefert ihre eigene Geschichte.
Wir hatten zum Beispiel im Warm-up von Katar am Sonntag wirklich Mühe. Wir hatten zu viel Kontrolle bei der Traktionskontrolle, es wurde zu viel Power weggenommen. Wir wollten den Reifen schonen, haben aber zu viel Leistung gekappt. Deshalb mussten wir fürs Rennen wieder alles umstellen. Es ist mühsam, wenn man keine Daten aus dem Vorjahr hat.

Und Gresini hat keine Daten, weil sie alle Honda gehörten und dort geblieben sind?

Ja, wir haben diese Daten nicht. Ausserdem haben wir ein anderes Motorrad.

In der Open-Class wird jetzt die Einheits-ECU von Marelli verwendet. Diese Firma arbeitet seit mehr als zehn Jahren eng mit eurem Erzrivalen Ducati zusammen. Ein schlechtes Omen für 2016? Honda wettert auch heftig dagegen.

Bei der Elektronik kommt es grossteils darauf an, mit welchen Daten du sie füttern kannst. Du musst die korrekten Daten und Zahlen kennen. Das ist ein langwieriger Prozess. Wir müssen eine Menge lernen.

Es sieht so aus, als müsste Aprilia die Zielsetzung für 2015 revidieren. Firmenchef Roberto Colaninno will Top-Ten-Plätze sehen. Zumindest in der zweiten Saisonhälfte.

Ich weiss nicht... Ich habe immer gesagt, wir wären wirklich froh und glücklich, wenn wir in der zweiten Saisonhälfte um Top-Ten-Plätze fighten könnten. Eine Position in der Nähe von Platz 10 ab der Sommerpause, das ist ein ambitiöses Ziel. Aber man muss sich ehrgeizige Ziele setzen.

Habt ihr Sorgen mit dem Motor? Bist du zufrieden mit der Performance? Der pneumatische Ventiltrieb funktioniert klaglos?

Auch auf diesem Gebiet stehen wir am Beginn. Die moderne MotoGP-Technologie ist neu für uns. Wir haben uns bei der Pneumatik seit dem ersten Test stark verbessert, wir haben keine Sorgen mit der Zuverlässigkeit mehr. Wir haben jetzt ein Rennen hinter uns, das war ein wertvoller Prüfstein.
Wie gesagt, der Motor macht uns im Augenblick nicht die grössten Sorgen.

Mit den Fahrern bist du zufrieden? Marco Melandri fällt aber gegen Bautista stark ab. Er kommt einfach nicht in Fahrt?

Ich bin sehr happy mit Bautista. Marco hat Schwierigkeiten. Wir hoffen, dass er sie lösen kann.

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