Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Moto2-WM als Kernschmelze

Kolumne von Alex Hofmann
Aus der spanischen Meisterschaft: Noyes

Aus der spanischen Meisterschaft: Noyes

Es gibt jetzt viele Motorradrennserien, die als Sprungbrett für die neue Moto2-Viertakt-WM dienen können.

Es ist nicht lange her, da musste sich ein Motorradrennfahrer bereits früh in seiner Karriere entscheiden, wohin die Reise führen sollte. Der Weg in die Königsklasse der 500er-Bestien führte ausschliesslich über die kleinen Zweitaktklassen.

Immer wieder haben sich erfolgreiche Superbike-Piloten ins Haifischbecken der Zweitakt-Spezialisten gewagt, aber die meisten haben eher versagt. Superbike-Asse Carl Fogarty, Scott Russell, «Nitro Nori» Haga, Troy Corser und James Toseland sind recht ordentlich in der Grand-Prix-Szene unterwegs gewesen, richtig überzeugen konnte aber keiner.

Zu unterschiedlich waren die Anforderungen an die Fahrer zwischen Superbikes und GP-Sport. Es gab für beide Serien echte Spezialisten!

Mit der Einführung der MotoGP-Viertaktklasse 2002 wurde die erste Brücke zwischen diesen beiden Welten geschlagen. Der Umstieg auf Viertakt-Prototypen führte zum vermehrten Einsatz der Elektronik, mit deren Hilfe die Fahrbarkeit verbessert wurde. Ich hatte zum Glück noch die Chance, zwei echte Zweitakt-Monster zu fahren. 2002 bei Red-Bull-Yamaha (als Ersatz für McCoy) und bei West-Honda (als Ersatz für Capirossi).

Auf diese Erfahrung bin ich stolz, denn seither kann ich mir erklären, wieso Doohan, Rainey und Schwantz bereits mit 30 Jahren erste graue Haare hatten. Die 500er waren giftige Miststücke. Dagegen waren meine letzten MotoGP-Rennen auf der 800er-Ducati ein echter Erholungsurlaub …
Colin Edwards und Troy Bayliss waren später die ersten Eingereisten mit guten MotoGP-Resultaten. Der Umstieg von seriennahen Bikes auf den Hightech-Prototyp gelang nun besser. Ben Spies wird beweisen, dass Quereinsteiger jetzt auf Anhieb erfolgreich sein können.

Dieses Jahr folgt der nächste Schritt mit der Einführung der Moto2. Meiner Meinung nach die Kernschmelze aller Meisterschaften und Klassen.

Wer sich die Ergebnisse der ersten Tests genau angeschaut hat, rieb sich wahrscheinlich die Augen. Richtig gesehen? Ein schneller unbekannter Amerikaner! Ein namenloser Kolumbianer, der gewaltig am Kabel zieht? Wo kommen die her?

Kenny Noyes, Claudio Corti und Yonny Hernández waren die Überraschungen der ersten Testfahrten. Doch so überraschend ist dieses Resultat eigentlich nicht. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass diese Burschen extrem viel Viertakt-Erfahrung haben und dazu noch in guten Meisterschaften unterwegs waren.
Von der Spanischen Meisterschaft direkt zum Moto2-Weltmeister?

Wohl eher nicht, denn ausserhalb Spaniens werden sie auf Neuland treffen. Aber ausschliessen will ich es nicht. Einen Viertakter schnell fahren, das können diese GP-Neulinge gewiss. Und genau das ist der Punkt! Während in der Vergangenheit die teure Lernphase über die Zweitakt-Klassen 125 und 250 ccm ging, gibt es nun eine günstigere -Alternative.

Echte Talente werden künftig aus der BSB, IDM, Superstock, US-Meisterschaft, Superbike-WM, Supersport-WM und Spanischen Meisterschaft direkt quer einsteigen können. Vorbei sind die Zeiten der langen Lernjahre. Sie müssen sich nur noch an die neuen Strecken und neue Umgebung gewöhnen.

Die Moto2-WM wird spannend. Macht euch auf Überraschungen gefasst und erwartet das Unerwartete.

Ich kann den Saisonauftakt in Katar am 11. April kaum erwarten.

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