Roberta Ponziani hatte keine Ahnung, wie gut sie ist

Roberta Ponziani
Obwohl Motorradsport in Italien sehr populär ist, gab es in der ersten Saison der WorldWCR mit Roberta Ponziani nur eine Stammfahrerin – aus Spanien kamen sechs Teilnehmerinnen! In diesem Jahr ist mit Beatrice Barbera eine zweite Italienerin mit von der Partie, die bisher aber nur Platzierungen jenseits der Top-20 einfahren konnte.
Anders Ponziani: Die WM-Fünfte des Vorjahres fuhr in Cremona im ersten Lauf als erste Nichtspanierin einen Sieg ein und belegt in der Gesamtwertung aktuell den dritten Platz. «Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass ich so stark sein würde», gesteht Ponziani. «Ich habe mit Minibikes angefangen, bin dann auf eine 300er umgestiegen und bin nie Moto3 oder eine 600er gefahren, also hatte ich keine Erwartungen, als ich letztes Jahr in der WorldWCR angefangen habe, weil ich nicht so viel Erfahrung hatte. Ich kannte weder alle Strecken noch dieses Motorrad und hatte nicht die Erfahrung von Maria oder anderen, die bereits an Weltmeisterschaften teilgenommen hatten. Von den Stärksten bin ich diejenige mit der geringsten Erfahrung.»
Dabei war die aus einer Bäckerfamilie stammende 29-Jährige kurz davor, Helm und Lederkombi an den Nagel zu hängen. «Vor fünf Jahren habe ich darüber nachgedacht, aufzuhören», verriet die Italienerin. «Aber jetzt gibt es eine Weltmeisterschaft, also gibt es vielleicht in weiteren fünf Jahren eine Superbike-Meisterschaft für Frauen. Vieles kann sich ändern, wenn man bedenkt, dass ich vor nicht allzu langer Zeit das einzige Mädchen war, das in Italien Minibikes fuhr.»
In jungen Jahren setzte sich Ponziani gegen männliche Gegner durch. «Mein Vater glaubte zunächst nicht, dass ich gut war, aber dann begann ich Rennen zu fahren und gewann die italienische Minibike-Meisterschaft gegen die Jungs. Ich war über viele Jahre das einzige Mädchen, das in diesen Kategorien gegen die Jungs antrat», erzählte die zugängliche Ponziani. «Vor der Einführung der reinen Frauenserie bin ich gegen Männer Rennen gefahren und bin vielleicht Zehnte geworden. Ich hatte Spaß in den nationalen Klassen, hatte aber keine internationalen Ambitionen, um dort gegen die Männer anzutreten. Jetzt haben wir eine Weltmeisterschaft, und ich bin glücklich, weil ich ein Ziel vor Augen habe – ich will gewinnen. Ich wollte natürlich schon vorher gewinnen, aber gegen Männer ist das schwer.»