Lucas Coenen (KTM): Ist der WM-Zug jetzt abgefahren?

Lucas Coenen verlor in Schweden den Anschluss an die WM-Spitze
Wenn Red Bull KTM-Werksfahrer Lucas Coenen in diesem Jahr nicht Weltmeister wird, dann hat er seinen Titel in Uddevalla verloren. Selbst aus seinem unmittelbaren Umfeld kommen keinerlei Erklärungen für den plötzlichen Leistungseinbruch, außer, dass er einfach nur ein schlechtes Wochenende hatte. Die Lage an der Tabellenspitze hat sich in Schweden grundlegend verändert. Bis zum 15. WM-Lauf in Lommel befand sich WM-Leader Romain Febvre (Kawasaki) klar in der Defensive. Sein Vorsprung schmolz von Rennen zu Rennen und Lucas schien eindeutig im Vorteil zu sein: Nach Matterley Basin, WM-Runde 12, waren es noch 32 Punkte, dann 15, 10 und vor Uddevalla nur noch 9 Pünktchen. Coenen war in dieser Phase der Weltmeisterschaft dabei, die WM-Führung zu übernehmen.
Doch es kam anders: WM-Runde 16 in Uddevalla beendete der Belgier auf den Rängen 6, 7 und 12. Es war sein zweitschlechtestes Ergebnis der Saison. Nur beim Saisonauftakt in Argentinien holte Lucas einen Punkt weniger: 27 Zähler. In Argentinien trat er aber auch mit einer kurz davor zugezogenen Handverletzung an, die zwar kleingeredet wurde, aber heute wissen wir, dass Coenens Leistung in Argentinien weit von seinem tatsächlichen Potenzial entfernt war.
Die Erklärung der schlechten Starts greift für Uddevalla also viel zu kurz, denn Coenens Rundenzeiten waren das ganze Wochenende über nicht auf Top-Level und lagen oftmals mehrere Sekunden pro Runde hinter den Zeiten der Spitzenpiloten. Im ersten Lauf verlor Lucas 40 Sekunden zur Spitze, im zweiten sogar mehr als eine Minute.
Es bleibt zu hoffen, dass sein plötzlicher Leistungseinbruch keine gesundheitliche Ursache hat. Zur Erinnerung: Max Nagl hadert seit Wochen mit einer bakteriellen Infektion. In den USA mussten Aaron Plessinger und Jason Anderson wegen unerklärlicher Erschöpfungserscheinungen die Saison vorzeitig beenden. Falls Coenen ebenfalls gesundheitliche Probleme hätte, würden diese jedoch wie ein Staatsgeheimnis gehütet, denn das würde der Konkurrenz einen mentalen Vorteil verschaffen und genau das ist zu verhindern.
In Uddevalla verlor Coenen satte 32 Punkte auf insgesamt 41 Zähler gegenüber Romain Febvre auf Platz 1. Das nächste Rennen ist schon am kommenden Wochenende im Sand von Arnheim. Dort hat Coenen seine vielleicht letzte Chance, das Blatt noch einmal zu seinen Gunsten zu wenden. Hoffentlich ist er fit und kann die WM-Entscheidung noch einmal offenhalten. Es wäre dem Youngster zu gönnen.
Nach dem Rennen in Uddevalla gab sich der 18-Jährige extrem wortkarg: «Ich kann nicht viel sagen: Schlechte Starts und dann noch Pech, das ist alles.»
MXGP Uddevalla:
1. Romain Febvre (F), Kawasaki, 1-1
2. Jeffrey Herlings (NL), KTM, 2-2
3. Calvin Vlaanderen (NL), Yamaha, 3-4
4. Maxime Renaux (F), Yamaha, 5-3
5. Glenn Coldenhoff (NL), Fantic, 6-5
6. Ruben Fernandez (E), Honda, 4-8
7. Jan Pancar (SLO), KTM, 8-6
8. Lucas Coenen (B), KTM, 7-12
9. Andrea Bonacorsi (I), Fantic, 9-14
10. Pauls Jonass (LT), Kawasaki, 15-10
WM-Stand nach 16 von 20 Läufen:
1. Romain Febvre (F), Kawasaki, 794 Punkte
2. Lucas Coenen (B), KTM, 753, (-41)
3. Glenn Coldenhoff (NL), Fantic, 572, (-222)
4. Ruben Fernandez (E), Honda, 502, (-292)
5. Calvin Vlaanderen (NL), Yamaha, 480, (-314)
6. Andrea Bonacorsi (I), Fantic, 424, (-370)