Romain Febvre (Kawa) siegt und setzt sich deutlich ab
Wie eng im Motocross Sieg und Niederlage beieinanderliegen können, zeigte der 16. Lauf zur Motocross-WM im schwedischen Uddevalla in eindrucksvoller Weise: Unter dem Jubel der Fans auf den Felsen über der Strecke fuhr Lokalmatador Isak Gifting (Yamaha) im zweiten MXGP-Lauf des Tages das Rennen seines Lebens: Gut gestartet rangierte der Privatfahrer zunächst hinter Febvre, Herlings und Gajser im Bereich der Top-4. In Runde 11 stürzte Tim Gajser (Honda) auf Platz 3 liegend, sodass sich der Schwede plötzlich auf Podiumskurs befand. Bis zu diesem Zeitpunkt parierte er alle Angriffe der beiden Yamaha-Werksfahrer Calvin Vlaanderen und Maxime Renaux hinter ihm. Die beiden Factory-Piloten übten so viel Druck aus, dass sie gemeinsam Jeffrey Herlings (KTM) auf Platz einholten. Gifting ging permanent ans Limit und fuhr, als gäbe es kein Morgen. In der vorletzten Runde bremste er sich an einer Bergab-Passage an Jeffrey Herlings vorbei auf Platz 2. Schon dieses Ergebnis wäre für den Lokalmatador eine Sensation gewesen, aber Gifting wollte mehr und setzte in der letzten Runde alles auf eine Karte. Der Schwede ging an derselben Stelle, an der er zuvor Herlings überrumpelt hatte, jetzt auch am führenden Febvre vorbei. TV-Kommentator Paul Malin konnte nicht glauben, was er gerade sah und kommentieren musste: Ein Privatfahrer auf dem Weg zum Laufsieg! Die Fans auf den Naturtribünen sprangen auf, um den Laufsieger, der nur noch wenige Kurven vor dem Ziel war, zu feiern. Doch es kam anders: In einer Rechtskehre rutschte Giftings Vorderrad weg und er ging zu Boden. Der Publikumsliebling konnte danach sein Bike nicht mehr in Gang setzen, sodass der gefeierte Held am Ende komplett leer ausging.
Nicht ganz so dramatisch, aber in der Konsequenz ähnlich, ging der Kampf an der Tabellenspitze zwischen Romain Febvre und Lucas Coenen aus. Wenn der belgische Red Bull KTM-Werksfahrer in diesem Jahr nicht Weltmeister wird, dann hat er genau hier und heute seine Titelchancen vertan. Was genau die Ursache seiner plötzlichen Schwächephase war, werden wir vermutlich nie erfahren, aber Lucas kam das ganze Wochenende nicht in Schwung und war in jedem Rennen weit von seiner in dieser Saison gezeigten Pace entfernt. Im zweiten Lauf kam dann auch noch eine gehörige Portion Pech dazu, denn er kollidierte in der ersten Runde mit Andrea Bonacorsi (Fantic) und musste danach dem gesamten Feld hinterherfahren. Platz 12 war am Ende sogar noch ein Geschenk des gestürzten Publikumslieblings Gifting, sonst hätte es für Coenen im zweiten Rennen nur für Platz 13 gereicht.
Das vermasselte Wochenende von Lucas Coenen und der gleichzeitige Dreifach-Triumph von Romain Febvre hat die Verhältnisse an der Tabellenspitze nun komplett verändert. Coenen war vor dem Schweden-Grand-Prix nur noch 9 Punkte von Febvre und der WM-Führung entfernt. Nach Platz 6 im Qualifikationsrennen wurden daraus 14 Punkte, nach Platz 7 im ersten Lauf schon 25. Im zweiten Sonntagsrennen büßte Coenen auf Platz 12 dann weitere 16 Punkte gegenüber Febvre ein. Damit erhöhte sich sein Rückstand auf beträchtliche 41 Punkte. So schnell kann es an einem schlechten Grand-Prix-Wochenende gehen und deshalb bewahrheitet sich wieder einmal die alte Rennfahrer-Weisheit, dass man eine Meisterschaft an seinen schlechten Tagen gewinnt oder verliert.
Dritter auf dem Podium war erneut Calvin Vlaanderen mit einem 3-4-Ergebnis. «Ehrlich gesagt war es das spektakulärste Rennen meines Lebens», erklärte Vlaanderen auf dem Podium.
Jeremy Seewer (Ducati), der im ersten Lauf heftig abgeflogen war und dabei von seiner Ducati getroffen wurde, beendete den zweiten Lauf auf Platz 11. Beta-Werksfahrer Tom Koch konnte zum zweiten Lauf nicht antreten und Maximilian Spies (KTM) verpasste im zweiten Rennen auf Platz 21 knapp die Punkteränge.
Schon am kommenden Wochenende geht es im niederländischen Arnheim weiter mit WM-Lauf 17. Dieser Grand Prix wird dann auch bereits der letzte WM-Lauf der Saison in Mitteleuropa sein, denn danach geht es mit den verbleibenden WM-Läufen in der Türkei, China und Australien in die Endphase der WM 2025.
Für Sieger Romain Febvre war der Sieg in Schweden ein bedeutender Schritt in Richtung Titelgewinn. 41 Punkte sind eine Menge, aber wie schnell sich die Lage ändern kann, hat der heutige Tag ebenfalls gezeigt. Es bleibt also in jedem Falle spannend bis zum Schluss.
MXGP Uddevalla:
1. Romain Febvre (F), Kawasaki, 1-1
2. Jeffrey Herlings (NL), KTM, 2-2
3. Calvin Vlaanderen (NL), Yamaha, 3-4
4. Maxime Renaux (F), Yamaha, 5-3
5. Glenn Coldenhoff (NL), Fantic, 6-5
6. Ruben Fernandez (E), Honda, 4-8
7. Jan Pancar (SLO), KTM, 8-6
8. Lucas Coenen (B), KTM, 7-12
9. Andrea Bonacorsi (I), Fantic, 9-14
10. Pauls Jonass (LT), Kawasaki, 15-10
11. Roan van de Moosdijk (NL), KTM, 12-13
12. Tim Gajser (SLO), Honda, 27-7
13. Quentin Marc Prugnieres (F), Honda, 13-15
14. Brent van Doninck (B), Honda, 20-9
15. Brian Bogers (NL), Fantic, 11-18
16. Hakon Fredriksen (N), Yamaha, 14-17
17. Mattia Guadagnini (I), Ducati, 10-22
18. Jeremy Seewer (CH), Ducati, 26-11
19. Adam Sterry (GB), KTM, 28-16
20. Kevin Brumann (CH),Husqvarna, 16-28
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23. Maximilian Spies (D), KTM, 18-21
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25. Cato Nickel (D), Husqvarna, 23-24
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29. Tom Koch (D), Beta, 29-DNS
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DNS: Jago Geerts (B), Yamaha
DNS: Alberto Forato (I), Honda
DNS: Kevin Horgmo (N), Honda
DNS: Noah Ludwig (D), KTM
WM-Stand nach 16 von 20 Läufen:
1. Romain Febvre (F), Kawasaki, 794 Punkte
2. Lucas Coenen (B), KTM, 753, (-41)
3. Glenn Coldenhoff (NL), Fantic, 572, (-222)
4. Ruben Fernandez (E), Honda, 502, (-292)
5. Calvin Vlaanderen (NL), Yamaha, 480, (-314)
6. Andrea Bonacorsi (I), Fantic, 424, (-370)
7. Maxime Renaux (F), Yamaha, 423, (-371)
8. Jeffrey Herlings (NL), KTM, 406, (-388)
9. Jeremy Seewer (CH), Ducati, 341, (-453)
10. Tim Gajser (SLO), Honda, 327 (-467)
…
22. Tom Koch (D), Beta, 86, (-708)
…
25. Kevin Brumann (CH), Husqvarna, 66, (-728)
26. Maximilian Spies (D), KTM, 42, (-752)
27. Hakon Fredriksen (NOR), Yamaha, 41, (-753)
28. Marcel Stauffer (A), KTM, 38, (-756)
...
32. Noah Ludwig (D), KTM, 22, (-772)
…
41. Cato Nickel (D), Husqvarna, 6, (-788)
…
54. Mark Scheu (D), Husqvarna, 1, (-793)