KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Das spezielle Punktesystem beim MXoN

Von Thoralf Abgarjan
Der deutsche Superstar Max Nagl will in Kegums erneut den Gegnern das Heck zeigen

Der deutsche Superstar Max Nagl will in Kegums erneut den Gegnern das Heck zeigen

Das Motocross der Nationen ist das wichtigste Rennen des Jahres. Nur in diesem Rennen treten die WM-Dominatoren gegen die US-Gladiatoren an. Das Rennen hat Brisanz und einige Besonderheiten.

Während es bei jedem anderen Rennen darum geht, möglichst viele Punkte zu holen, geht es beim Motocross der Nationen allein darum, so wenig wie möglich Punkte zu kassieren!

Das Team, welches am Ende des Tages die wenigsten Punkte erhält, gewinnt die Mannschaftsweltmeisterschaft.

Das System ist einfach: Die Platzierung der Zielankunft entspricht der vergebenen Punktezahl. Es gibt für das Endergebnis genau ein Streichresultat. Das schlechteste Ergebnis eines Teams wird nicht gezählt. So sollen verzerrte Ergebnisse durch unglückliche Umstände wie Unfälle oder technische Defekte minimiert werden. Bei 6 Ergebnissen werden also nur die 5 besten Zieleinläufe addiert.

Es finden 3 Finalläufe statt, in denen jeweils 2 Fahrer einer jeden Nationalmannschaft gegeneinander antreten.

Jede Nationalmannschaft stellt 3 Fahrer. Je einen Piloten pro Klasse:

MX2: bis 250cc/4Takt oder 125cc Zweitakt
MXGP: bis 450cc/4Takt, 250cc Zweitakt
OPEN: Freie Hubraumwahl

Die «Zweitaktregel» ist ohne praktischen Belang, da es im Feld unter normalen Verhältnissen keine Zweitaktmaschinen gibt. In der OPEN-Klasse sind überwiegend 450er-Viertakt-Maschinen am Start.

In den Rennen treten jeweils zwei Klassen gegeneinander an:

Rennen 1: MXGP + MX2
Rennen 2: MX2 + OPEN
Rennen 3: MXGP + OPEN

Die Fahrer der Klassen MX2 und OPEN haben jeweils nur eine extrem kurze Pause zwischen den beiden Rennen und werden daher physisch besonders stark gefordert.

Die MX2 Fahrer sind mit ihren 250cc-Viertaktmaschinen leistungsmäßig gegen die 450cc-Viertaktmotorräder unterlegen. Allerdings sind die 250er wendiger zu fahren. Beim Motocross der Nationen 2013 auf hartem Boden in Teutschenthal fuhren der Deutsche Ken Roczen und der Amerikaner Eli Tomac mit ihren 250er-Maschinen die schnellsten Rundenzeiten des gesamten Starterfeldes. Beide waren schneller, als die schnellsten 450er-Piloten.

Die Strecke in Kegums ist im Gegensatz zum Talkessel aber selektiver in Hinblick auf Motorleistung. Im Sand spielt Leistung eine viel größere Rolle, als auf Hartboden. Antonio Cairoli, Dylan Ferrandis und Henry Jacobi werden es gegen die leistungsmäßig überlegenen Gegner der Klasse MXGP und OPEN in Lettland besonders schwer haben. Wenn aber Cairoli mit den stärkeren Maschinen mithalten würde, wäre diese Leistung umso höher zu bewerten.

Die USA gehen in Kegums als favorisiertes Team ins Rennen, erreichten aber in der Qualifikation durch Stürze von Eli Tomac und Jeremy Martin nur Rang 9 hinter Deutschland. Belgien gewann die Qualifikation trotz eines Totalausfalls von Julien Lieber. Bei den Belgiern griff das Streichresultat. Das Beispiel USA zeigt: Zwei Ausrutscher sind zu viel, um ganz vorn dabei sein zu können.

Die Qualifikation spielt aber für das Ergebnis im Kampf um die begehrte Chamberlain-Trophy keine Rolle. Am Renntag werden die Karten komplett neu gemischt.

Team USA darf keinesfalls vorzeitig abgeschrieben werden, auch wenn Belgien, Frankreich und Großbritannien die beste Performance in den Qualifying-Rennen abgeliefert haben.

Das MXoN ist und bleibt DAS Rennen des Jahres, dessen Ausgang unvorhersehbar ist, das viele Unwägbarkeiten bereithält und das an Spannung durch kein anderes Rennen zu übertreffen ist.

Das MXoN ist der Olymp des Motocross.

Und: Es kann nur einen Sieger geben!

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