Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

SidecarCross-WM Markelo: Bax/Cermak siegten souverän

Von Axel Koenigsbeck
Den Gegnern keine Chance: Bax/Cermak (82) vor Vanluchene/Bax (2), Varik/Kunnas (5) und Veldman/Janssens (31)

Den Gegnern keine Chance: Bax/Cermak (82) vor Vanluchene/Bax (2), Varik/Kunnas (5) und Veldman/Janssens (31)

Bei bestem Frühlingswetter fand im tückischen Sand von Markelo der Auftakt zur Motocross-Gespann-Weltmeisterschaft statt – mit einigen Überraschungen.

Nachdem der dritte Grand Prix in Oss/NL Anfang Juni aufgrund einer kommunalen Verfügung abgesagt werden musste, bleiben den Teams nur mehr zwölf Chancen, WM-Punkte zu sammeln. Die letztjährige WM im «Corona-Format» mit nur vier Veranstaltungen hatte bereits gezeigt, wie wichtig unter solchen Umständen jeder Zähler ist. Schlechte Platzierungen oder gar Ausfälle lassen sich kaum mehr kompensieren.

Vor allem dann nicht, wenn man einem derart souveränen Team wie Etienne Bax/Ondrej Cermak Paroli bieten will. Der Champion und sein neuer Beifahrer präsentierten sich ebenso wie ihr augenscheinlich bärenstarker Husqvarna-Viertakter in Bestform. Das niederländisch-tschechische Duo zeigte optimale Starts und münzte diese bravourös in unangefochtene Siege um. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Die weiteren Helden der letzten Saison taten sich schwer. Marvin Vanluchene/Robbie Bax hatten zunächst Probleme mit der Hinterradbremse, Julian Veldman/Glenn Janssens konnten das Tempo von Bax schlichtweg nicht mitgehen. Und Koen Hermans verbot der Rennarzt nach einem Sturz in der samstäglichen Qualifikation den Start wegen Verdachts auf eine Gehirnerschütterung nach zeitweiliger Ohnmacht. Im zweiten Lauf stürzte Veldmans gleich im Innenradius der ersten Kurve und blockierte dadurch den direkt folgenden Vanluchene. Derweil zog der Rest des Feldes außen vorbei.

So setzten sich vor allen Kert Varik/Lari Kunnas – noch Führende in der Deutschen Meisterschaft – mit zwei Podiumplätzen bestens in Szene. Auch Gert van Werven/Ben van den Bogaart zeigten in beiden Läufen starke Leistungen, bis sie im zweiten Durchgang schwer stürzten. Das Rennen musste abgebrochen werden, der bewusstlose van Werven wurde zunächst vor Ort behandelt und dann ins Hospital transportiert. Da bei roter Flagge die Runde vor dem Rennabbruch gewertet wird, bekamen die Niederländer immerhin noch fünfzehn Punkte gutgeschrieben.

Neben den Gastgebern waren die Briten erstaunlicherweise mit deutlich mehr Gespannen als die Belgier vertreten. Von den sechs Insel-Teams sammelten Brett Wilkinson/Joe Millard genug Punkte für einen dritten Rang im WM-Zwischenstand. Man darf gespannt sein, ob sie angesichts der hohen Reisekosten bei den nächsten GP ebenso zahlreich präsent sind. Dagegen gab es tschechische Starter nur in der ebenfalls in Markelo stattfindenden Quad-EM. Und das, wo immerhin zwei der verbleibenden Sidecar-GP in Tschechien stattfinden.

Bleibt die Bilanz der deutschsprachigen Gespanne zu beleuchten. Die DM-Topfavoriten Benjamin Weiss/Patrick Schneider haben nach drei Jahren Pause offensichtlich wieder ihren Rhythmus gefunden und überzeugten im ersten Lauf mit Platz 11. Nach dem zweiten Start mussten die Vorarlberger sich von weit hinten vorkämpfen, was auf dieser brutalen Piste unbedingt ein Kunststück ist. Ihre DM-Verfolger Adrian Peter/Nicky Debruyne punkteten ebenfalls beide Male, obwohl der Marburger sich beim Rennrad-Training mit nicht witterungsgerechter Kleidung eine heftige Erkältung zugezogen hatte und konditionell angeschlagen war.

Joachim Reimann stürzte im ersten Lauf und verzichtete auf einen zweiten Start. Der Badener hatte Martin Betschart nun als Partner für die weitere Saison gewinnen können. Doch war der an sich konditionsstarke Schweizer nach fast drei Jahren Rennpause für den überraschenden Einsatz nicht entsprechend vorbereitet. So verzichtete man zur Risiko-Minimierung klugerweise auf die Teilnahme am zweiten Rennen. Aber die vier Wochen bis zum GP im tschechischen Loket dürften Betschart zum Erreichen der gewohnten Top-Form reichen.

Durch Reimanns Havarie wurden André Knübben/Simon Lenz eingebremst. «Zwei Runden später stürzten wir selbst», resümierte Knübben. Mit Verdacht auf eine beschädigte Vordergabel wurde das Gespann instandgesetzt, doch nach vier Runden des zweiten Laufes mussten Knübben/Lenz vor dem Rennabbruch aufgeben.

Das zweite Schweizer Team Fabian Hofmann/Marius Strauss hatte ebenfalls kein Glück und beendete den GP ohne Punkte-Ausbeute. Ihren Landsmann Andreas Lenherr jr. traf es allerdings härter. Im sonntäglichen Warm-up mit Fahrer Iljen Kops stürzte das Gespann unglücklich und Lenherr zog sich mutmaßlich einen Bänderriss im Schulterbereich zu.

Halbwegs zufrieden zeigten sich lediglich Marco Heinzer/Ruedi Betschart. Nach Problemen mit einem durch Steinschlag beschädigten Schalldämpfer kämpften sich die Schweizer in beiden Läufen aus der zweiten Reihe in die Punkteränge und rangieren zunächst auf Platz 9 der WM. Betschart beendete das zweite Rennen allerdings mit blutender Lippe nach Steinschlag. «Zum Glück sind alle Zähne okay», kommentierte er lapidar.

Bereits am kommenden Sonntag findet in Kamp-Lintfort das traditionelle Motocross zum Maifeiertag statt. Fast ebenso traditionell starten dort die Gespanne im Kampf um DM-Punkte. Weniger traditionell ist, dass dort auch die ersten Läufe zum Gespann-Veteranencup stattfinden. Aber das macht einen Besuch für Dreirad-Fans noch attraktiver.

Resultate Motocross-Gespann-WM Markelo/NL:

1. Lauf: 1. E. Bax/O. Cermak (NL/CZ), WSP-Husqvarna. 2. J. Veldman/G. Janssens (NL/B), CPD-Mega. 3. Varik/Kunnas (EST/FIN), WSP-Husqvarna. 4. Gert van Werven/van den Bogaart (NL), WSP-TM. 5. Vanluchene/R. Bax (B/NL), WSP-Zabel. 6. Wilkinson/Millard, (GB), WSP-AMS. 7. Wijers/L. van de Putten (NL), WSP-Zabel. 8. J. Brown/Horton (GB), VMC-Zabel. 9. Foden/Cooper (GB), WSP-Zabel. 10. S. Brown/Chamberlain (GB), VMC-AMS. 11. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel. 12. Mulders A. van der Wiel (NL), WSP-Zabel. 13. Heinzer/Betschart (CH), VMC-KTM. 14. K. Prunier/E. Prunier (F), WSP-Zabel. 15. T. van der Lagemaat/de Veene (NL/B), WSP-Zabel. 16. Gordejev/Stupelis (EST/LV), WSP-Husqvarna. 17. Peter/N. Debruyne (D/B), WSP-Zabel. 18. Hodges/J. Wilkinson (GB), WSP-Zabel. 19. J. Keuben/Lebreton (NL/F), VMC-Zabel. 20. Vos/Susebeek (NL), VMC-Zabel. 23. Hofmann/Strauss (CH), VMC-Zabel. 27. A. Knübben/Lenz (D), WSP-KTM. 29. J. Reimann/M. Betschart (D/CH), VMC-Zabel.

2. Lauf: 1. Bax/Cermak. 2. Varik/Kunnas. 3. Wilkinson/Millard. 4. J. Keuben/Lebreton. 5. Sanders/Rostinct (B/F), WSP-Zabel. 6. Van Werven/van den Bogaart (NL), WSP-TM. 7. Wijers/van der Putten. 8. J. Brown/Horton. 9. Heinzer/Betschart. 10. Gordejev/Stupelis. 11. Veldman/Janssens. 12. Mulders/A. van de Wiel. 13. T. van der Lagemaat/de Veene. 14. Reesna/Chopin (EST/F), WSP-Zabel. 15. Kinge/Phelps (GB), WSP-Zabel. 16. Wisselink/Tourbier (NL/F), WSP-Zabel. 17. Prunier/Prunier. 18. Peter/Debruyne. 19. Weiss/Schneider. 20. Foden/Cooper. 24. Hofman/Strauss. 27. A. Knübben.

WM-Stand nach 2 von 14 Läufen: 1. E. Bax, 50 Punkte. 2. Varik 42. 3. Wilkinson 35. 4. van Werven 33. 5. Veldman 32. 6. Wijers 28. 7. J. Brown 26. 8. Heinzer 20. 9. J. Keuben 20. 10. Mulders 18. 16. Weiss 12. 20. Peter 7.

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