Sidecarcross der Nationen: Die Favoriten dominierten

Von Axel Koenigsbeck
Start zur Quali B: Sekunden später wird Adrian Peter (32) vom Motorrad gestreift

Start zur Quali B: Sekunden später wird Adrian Peter (32) vom Motorrad gestreift

Wie erwartet gewann das niederländische Team das Gespanncross der Nationen im tschechischen Kramolin vor Großbritannien und Estland. Die Belgier fuhren überraschend ohne Medaille heim.

Man musste bei diesem SMXoN keine prophetische Gabe haben, um den Sieg der Niederländer vorherzusagen. Mit den Weltmeistern Etienne Bax/ Ondrej Cermák, den WM-Vierten Gert van Werven/Ben van den Bogaart sowie dem WM-Fünften Koen Hermans mit dem Belgier Robbe de Venne im Boot wundert dieses Ergebnis nicht. Mit zwei Laufsiegen und einem fünften (!) Rang als Streichresultat kann die Teamleistung nur als souverän bezeichnet werden.

Etwas überraschender war die Verteilung der weiteren Medaillen. Hier hätte man die Belgier mit den WM-Dritten Marvin Vanluchene/Robbie Bax sowie Davy Sanders/Luc Rostingt und dem «Freestyler» Jason van Daele mit Beifahrer Eduard Soenens als Anwärter vermutet. Doch das Rennen um Silber machten die Briten, allen voran Stuart Brown/Josh Chamberlain mit den Laufrängen zwei und drei.

Dass die estländische Equipe mit den Vize-Champions Kert Varik/Lari Kunnas und den WM-Achten Gert Gordejev/Kaspars Stupelis ein gewichtiges Wort bei der Verteilung der Medaillen mitreden würde, war ebenfalls zu erwarten. Tatsächlich lagen sie in der Endabrechnung einen Zähler vor den Belgiern. Bemerkenswert ist zudem der Auftritt der Letten mit dem Youngster Daniels Lielbardis. Als Ersatz für dessen Zwillingsbruder Bruno sprang der litauische Routinier Konstantinas Beleckas ein. Flankiert wurde der Erfolg des Duos von Mãris Rupeiks/Kaspars Liepinš, die sich schon vor geraumer Zeit aus dem WM-Geschehen zurückgezogen haben. Aber auch Didzis Gorbenko ließ mit Unterstützung des Franzosen Rodolphe Lebreton aufhorchen. Lohn des Engagements: Endrang fünf für Lettland.

Von den deutschsprachigen Nationen schlugen sich die Schweizer am besten. Was hauptsächlich den WM-Stars Marco Heinzer/Ruedi Betschart zu verdanken ist. Mit den Rängen vier und sechs legten sie den Grundstock für den siebten Platz. Die Youngster Sven und Marc Buob traten nach Rang 15 zu ihrem zweiten Einsatz nicht mehr an und lieferten damit das Streichresultat, womit die Plätze 18 und 19 des WM-unerfahrenen Mike Bolliger mit Evergreen Martin Betschart im Beiwagen für die Endabrechnung umso wichtiger waren.

Weitgehend auf Benjamin Weis/Patrick Schneider stützte sich das Team Austria. Die mutmaßlichen Deutschen Meister 2022 riskierten für zwei elfte Ränge im Hinblick auf das DM-Finale in Dreetz (9.10.) nicht mehr als notwendig. Zumal sie bereits in der Qualifikation gewarnt wurden, als «Stu» Brown Schneider ohne Not ins Kreuz fuhr. Nachher von den Vorarlbergern darauf angesprochen, konnte sich der für seinen rustikalen Fahrstil bekannte Brite an nichts erinnern. Anton Wanger/Ralf Schimpel und Fritz Umgeher/Andreas Rottensteiner kamen über Rang 23 nicht hinaus. Dennoch genügte die Teamleistung für den zehnten Rang hinter…

… richtig – hinter Deutschland. Dabei war das Aufgebot des DMSB vielversprechend. Adrian Peter/Nicky Debruyne, Marcel Faustmann und Tobias Blank/Justin Blume sind in der DM die Kandidaten für die Plätze hinter Weiss/Schneider und bringen einige WM-Erfahrung mit. Doch in Kramolin lief es überhaupt nicht rund. Stress kam bereits in der Qualifikation auf. Marcel Faustmann hatte auf seinen Stammbeifahrer Julian Zimmermann verzichten müssen, weil der sich beim WM-Finale eine Knie-Verletzung zugezogen hatte. Für ihn sprang spontan Oliver Sebastian Lamp ein. Das Zusammenspiel mit dem Estländer funktionierte deutlich besser als das Getriebe von Faustmanns Motor, womit das Duo auf den letzten Quali-Platz zurückgeworfen wurde. In den beiden Wertungsläufen hielt die Technik immerhin stand. Das Resultat wäre im ersten Lauf erfreulicher ausgefallen, wenn der Motor nicht bei einem Crash im Startgetümmel abgestorben wäre.

Noch spektakulärer gestaltete sich der Einsatz von Adrian Peter. Im Quali-Race preschte sein Gespann ohne Fahrer aus der ersten Kurve, nachdem Peter von einem Konkurrenten aus dem Sattel geholt worden war. Dann beim ersten Start aus der zweiten Reihe kommend schlug ein Stein im Kill-Schalter ein. Immerhin konnte die deutsch-belgische Formation noch auf Rang 16 vorfahren. Beim zweiten Start kam das Duo gut weg. Doch dann stellte sich das Gespann auf und schlug hart im tschechischen Boden ein. Debruyne blieb unversehrt, Peter nicht. Mit Verdacht auf Frakturen des linken Fußes und des Schlüsselbeins verzichtete der Hesse auf eine Konsultation der tschechischen Ärzte, um sich daheim genauer untersuchen zu lassen. So fuhren am Ende Tobias Blank/Justin Blume die Platzierungen ein, die das deutsche Team nicht völlig untergehen ließen.

Für das deutsche Quad-Trio lief es noch übler. Nico Zerbst, Miro Romeo Cappuccio und Manfred Zienecker landeten auf dem 14. Und damit vorletzten Platz. Österreich und die Schweiz nahmen nicht teil. Die Teams der USA gewannen vor Irland und Frankreich.

Resultate SMXoN Kramolin/CZ:

1. Lauf: 1. Vanluchene/R.Bax (B/NL), WSP-Zabel. 2. S.Brown/J. Chamberlain (GB), WHT-Husqvarna. 3. E.Bax/Cermák (NL/CZ), WSP-Husqvarna. 4. Heinzer/R.Betschart (CH), VMC-KTM. 5. Gert van Werven/Van den Bogaart (NL), WSP-TM. 6. D.Lielbardis/Beleckas (LV), WSP-Zabel. 7. K.Prunier/E.Prunier (F), WSP-Zabel. 8. Gordejev/Stupelis (EST/LV), WSP-Husqvarna. 9. Rupeiks/ Liepinš (LV), WSP-Zabel. 10. Moulds/Gray (IRL), WSP-Husqvarna. 11. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel. 12. Foden/Cooper (GB), WSP-Zabel. 13. Chanteloup/Villaines (F), WSP-Zabel. 14. Reesna/Niitsoo (EST), WSP-Zabel. 15. S.Buob/M.Buob (CH), WSP-Zabel. 16. Peter/Debruyne (D/B), WSP-Zabel. 17. Faustmann/Lamp (D/EST), VMC-Zabel. 18. Federico Fiorini/Filippo Fiorini (I), WSP-Zabel. 19. Variakojis/Antons (LT/LV), WSP-Husqvarna. 20. J.Boukal/ Viton (CZ), WSP-Zabel. 23. Umgeher/Rottensteiner (A), VMC-Mega.

2. Lauf: 1. Hermans/de Venne (NL), WSP-Husqvarna. 2. Varik/Kunnas (EST/FIN), WSP-Husqvarna. 3. S.Brown. 4. Van Werven. 5. Gordejev. 6. Wilkinson/Millard, (GB/CZ), WSP-AMS. 7. Rupeiks. 8. Hamard/Hupon (F), VMC-Zabel. 9. Van Daele/Soenens (B), WSP-Mega. 10. Gorbenko/Lebreton (LV/F) WSP-Zabel. 11. Weiss. 12. Chanteloup/Villaines (F), WSP-Zabel. 13. Sanders/Rostingt (B/F), WSP-Zabel. 14. Polívka/Zatloukal (CZ), WSP-Zabel. 15. J.Boukal. 16. Campbell/Graham (IRL), VMC-Zabel. 17. Blank/Blume (D), VMC-Zabel. 18. Variakojis. 19. Bolliger/M.Betschart (CH), VMC-Mega. 20. Žižlavský/Hanulik. 23. Wanger/Schimpel (A), WSP-Mega. 28. Peter.

3. Lauf: 1. E.Bax. 2. Vanluchene. 3. Varik. 4. Hermans. 5. Lielbardis. 6. Heinzer. 7. Wilkinson. 8. Sanders. 9. Prunier. 10. Gorbenko. 11. Foden. 12. Cerný/Chopin (CZ/F), WSP-Jawa. 13. Hamard. 14. Blank. 15. Polívka. 16. Reesna. 17. Faustmann. 18. Bolliger. 19. Fiorini. 20. Králícek/P.Boukal (CZ), WSP-Zabel. 23. Wanger. 28. Umgeher.

SMXoN-Endstand: 1. Niederlande 13 Punkte, Großbritannien 29, 3. Estland 32. 4. Belgien 33. 5. Lettland 37. 6. Frankreich 49. 7. Schweiz 62. 8. Tschechien 76. 9. Deutschland 81. 10. Österreich 91. 11. Irland 102. 12. Litauen 103. 13. Tschechien B (108). 14. Italien 116. 15. Dänemark 123.

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