Smilla Göttlich: Jüngstes Juwel einer Racing-Dynastie
Team Göttlich
Die Rennsaison 2025 war für Smilla Göttlich mit der Hälfte der möglichen Siege im ADAC Junior Cup, nämlich deren fünf, sowie ebenso vielen weiteren Podestplätzen ein Traumjahr. Das finden auch ihr älterer Bruder Lennard und ihr Opa Uwe, die gewissermaßen schuld daran sind, dass sich die 14-jährige Lausitzerin schon vor Jahren ebenfalls mit dem Motorsport-Virus infiziert hat. Uwe Göttlich war einst ein guter Rennfahrer im DDR-Motorradrennsport und nach der Wende ebenso bei den Sidecars.
Sein Enkelsohn Lennard fing ebenfalls auf zwei Rädern an, konvertierte aber bei der erstbesten Möglichkeit, im Jahr 2021 mit 16 Jahren und altersbedingter Sondergenehmigung, ebenfalls zum Dreiradsport, seiner wahren Liebe. In diesem Jahr erlebte er einen von technischen Problemen geplagten schwierigen Saisonanfang und sagte inzwischen den Sidecars Lebewohl. Um seine Leidenschaft trotzdem ausleben zu können, schwang sich der seit dem 14. November 21-Jährige ab Mai an der Seite von Smilla ebenfalls in einen KTM-Moto3-Sattel und erlebte so aus nächster Nähe die Dominanz seiner Schwester.
Dazu befand er rückblickend im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Der Titel ist extrem verdient und hart erarbeitet. Im letzten Rennen in Hockenheim hat man gesehen, wie viel schneller Smilla als der Rest tatsächlich ist, inklusive mir. Manche Rennverläufe waren für sie unglücklich, als sie den Sieg auf den letzten Metern noch verloren hat, das hat es eigentlich unnötig spannend gemacht. Als jemand, der selbst in diesem Jahr gegen sie gefahren ist, kann ich beruhigt sagen, dass sie mindestens zwei Nummern besser war als alle anderen.»
Den Stein im Hause Göttlich ins Rollen gebracht hat einst Uwe Göttlich. «Das wird mir zumindest vorgeworfen», schmunzelte der heute 63-Jährige als Zaungast beim IDM-Finale 2025 in Hockenheim. Ausserdem erklärte er: «Sonst bin ich nicht mehr dabei, denn das kann ich nervlich nicht mehr vertragen. Zum letzten Rennen, weil ja der Titel im Raum stand, bin ich dann aber doch mal gut 1100 Kilometer nach Hockenheim gefahren. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn es ist ja fast nicht zu glauben, was die Kleine so abliefert. Auf der anderen Seite tut es mir für Lennard leid, dass seine Seitenwagen-Odyssee so endete.»
Smilla selbst beteuert heute noch, dass sie nicht in erster Linie nach Hockenheim gefahren sei, um Meisterin zu werden, sondern um zwei gute Einzelgerbnisse einzufahren und die Saison gut abzuschließen. Das hat mit einem Doppelsieg letztendlich auch geklappt. «Ich bin oftmals als Erste aus der letzten Kurve rausgekommen und habe dann doch nicht gewonnen. Von daher war es ein sehr gutes Gefühl, als es dann nochmal als Erste über Start-Ziel ging. Dadurch musste ich ins letzte Rennen nicht mit so viel Druck reingehen. Wir waren das ganze Jahr sehr stark», resümierte sie.
Und wie geht es bei ihr nächstes Jahr weiter? «Das weiß ich noch nicht endgültig. Eigentlich möchte ich gern im Northern Talent Cup fahren, aber das steht alles noch nicht fest. Dieses Jahr haben wir meine zwei Gastauftritte auf dem Sachsenring und in Brno allein gestemmt, aber das Material, welches wir haben, ist ein bisschen unterlegen. Deswegen wollen wir lieber bei einem bestehenden Team fahren. Es muss kein Top-Team sein, bei dem wir unheimlich viel Geld hinblättern. Trotzdem denke ich nicht, dass wir es allein machen.»
Nach super Auftritt auf dem Sachsenring im Rahmen des MotoGP, bei dem sie nach dem Regenrennen am Samstag als Dritte aufs Podest kletterte, muss es doch Interessenten geben? «Ich habe ein, zwei gute Angebote, aber da spielt eben das finanzielle entsprechend mit. Ich hoffe auf ein gutes NTC-Jahr, um nächstes Jahr zur Selektion zum Red Bull MotoGP Rookies Cup zu kommen.»
Zum ersten Mal Pocket Bike gefahren ist sie mit drei Jahren und ihr erstes Rennen bestritt sie mit fünf. «Aber das war alles noch zum Spaß. Mein erstes richtiges Mini-Bike-Jahr 2021 war sehr schlecht, ich glaube ich bin da nur 15. geworden. Ein Jahr darauf bin ich Vize-Meisterin geworden. Da ist mir so ein bisschen aufgefallen, dass, wenn ich mich nicht dumm anstelle, ich nicht schlecht bin, sage ich mal. Den Wunsch, im Grand Prix zu fahren hat, glaube ich, jeder Fahrer und der steht auch bei mir schon sehr lange.»
Physische Nachteile sieht sie als Mädchen bislang noch nicht und meinte dazu: «Im Moment mit den kleinen Motorrädern spielt das noch keine große Rolle, aber wenn das mal kommt, gibt es ja noch die Option Frauen-Weltmeisterschaft. Das ist zwar nicht mein erster Plan, aber es wäre eine Möglichkeit.»
Am vergangenen Wochenende war Smilla Göttlich für das Frauen im Rennsport fördernde italienische Angeluss Team beim Finale des European Talent Cup in Valencia am Start, verpasste aber die Qualifikation fürs Hauptrennen.






