Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Pieter Breddels (Honda): «Bradl unsere erste Wahl»

Von Ivo Schützbach
Die erste Testfahrt absolvierte Stefan Bradl noch mit dem 2016er Motorrad

Die erste Testfahrt absolvierte Stefan Bradl noch mit dem 2016er Motorrad

Beim Honda World Superbike Team blieb für 2017 kaum ein Stein auf dem anderen. Was sich alles ändert und was das niederländische Team von seiner neuen Fahrerpaarung erwartet, verrät Technik-Manager Pieter Breddels.

2007 wurde James Toseland auf Honda Superbike-Weltmeister, seither hat der weltgrößte Motorrad-Hersteller die seriennahe Meisterschaft nie besser als auf Rang 3 abgeschlossen (Jonathan Rea 2014).

Für 2017 wird viel Geld in die Hand genommen. Die ausgereizte CBR1000RR der vergangenen Saison mit seiner seit 2008 nahezu unveränderten Basis wurde eingestampft. In der neuen Saison wird eine Neuentwicklung in einer speziellen Rennversion, genannt SP2, zum Einsatz kommen. Seit Anfang Januar wird in der Werkstatt im niederländischen Nieuwleusen am neuen Einsatzmotorrad gearbeitet.

Ebenfalls neu ist  das Fahrerduo Nicky Hayden und Stefan Bradl und als Hauptsponsor Red Bull.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Pieter Breddels, dem Technical Manager des Honda World Superbike Teams, zum Interview zusammen.

Mit neuem Motorrad und zwei ehemaligen MotoGP-Fahrern: Wenn Honda damit nicht gewinnt, wann dann? Vielleicht nicht im ersten Jahr, aber im zweiten?

Das könnte sogar sein. So klar haben wir darüber noch nicht geredet. Für das zweite Jahr könnte man das verlangen und sagen.

Wird es euch bei der Motorradentwicklung helfen, dass ihr zwei ehemalige MotoGP-Fahrer haben werdet, die über viel Prototypenerfahrung verfügen?

Ja, das ist so. Es ist nach wie vor so, dass man bei den Superbikes gewisse Dinge entwickeln darf, zum Beispiel die Elektronik. Da dürfen wir sogar mehr machen, als mit der Einheits-ECU in MotoGP möglich ist.

Bezüglich der Geometrie des Motorrades sind Änderungen zwar beschränkt, aber man kann Sachen ändern wie die Steifigkeit der Schwinge oder die Umlenkung.

Mit Hayden, Checa, Guintoli und Aoyama hattest du die letzten Jahre vier MotoGP-Fahrer. War es tatsächlich so, dass sie bei der Entwicklung mehr Input gegeben haben als Superbike-Piloten wie Xaus, Kiyonari oder Neukirchner?

Ja, das kann man so sagen.

Wie war Jonathan Rea als Entwicklungsfahrer?

Er war gut. Wenn er gut drauf war, machte er klare Aussagen. Aber das war nicht immer so. Wir hatten auch schlechte Rennen, in denen es schwierig war herauszufinden, in welche Richtung es gehen muss.

Johnny ist kein schlechter Entwicklungsfahrer. Aber bei den MotoGP-Jungs merkt man, dass sie mehr getestet haben. Hinzu kommt, dass sie für gewöhnlich schon älter sind, wenn sie zu den Superbikes kommen und entsprechend mehr Erfahrung haben. Das hilft.

Mit Stefan Bradl hast du das Glück, dass er mit 27 Jahren noch jung aber trotzdem schon sehr erfahren ist.

Das ist so. Bei allem Respekt, aber als Checa zu uns kam, war er 36 oder 37.

Alle Punkte, in denen die MotoGP-Fahrer in der Entwicklung besser sind, gehen nur auf die Erfahrung zurück? Oder hat es auch etwas damit zu tun, dass jeder MotoGP-Pilot auf einem sehr hohen fahrerischen Level ist?

Alle Fahrer, welche die letzten Jahre von MotoGP zu den Superbikes kamen und in MotoGP erfolgreich waren, fuhren auch bei den Superbikes an der Spitze. Sie waren gleich auf höchstem Niveau. Die Umstellung auf das Superbike und Pirelli-Reifen scheint auch nicht so schwierig zu sein, das können sie alle. Die Pirelli bewegen sich zwar mehr, das Feedback ist aber wirklich gut. Zu spüren, wo das Limit ist, ist kein Problem.

Gab es je die Überlegung, euren Supersport-Fahrer Patrick Jacobsen auf das Superbike zu setzen? Nun ist er zu MV Agusta abgewandert.

Ja, wir hatten eine Liste mit Fahrernamen, bevor wir Bradl unter Vertrag nahmen. Jacobsen stand darauf, aber nicht ganz oben. An der Spitze stand von Anfang an Stefan. Wir hatten auch Bautista, Laverty, Giugliano, Alex Lowes und Camier drauf.

Die Entscheidung für Bradl fiel aus Überzeugung oder mangels Alternativen?

Wir hatten immer das Szenario, dass wenn Michael van der Mark geht, Stefan erste Wahl ist. So lief es dann auch.

Bradl wollte zu uns und wir wollten ihn. Das ist so, wie es mit Nicky Hayden lief, beide Seiten müssen das richtige Gefühl haben.

Manchmal sagen Fahrer in den Verhandlungen, dass sie auch woanders hin können. Dann bekommst du als Team nicht das Gefühl, dass sie unbedingt bei dir fahren wollen. Entweder er will das, oder nicht. Keine Seite ist gerne zweite oder dritte Wahl.

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