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Werden Bradl und Reiterberger so gut wie Neukirchner?

Von Ivo Schützbach
Mit 848 Punkten, zwei Siegen und zehn Podestplätzen ist Max Neukirchner der erfolgreichste Deutsche in der Superbike-WM. Stefan Bradl (Honda) und Markus Reiterberger (BMW) wollen in seine Fußstapfen treten.

Abgesehen von Max Neukirchner 2008 mischte noch nie ein Deutscher in der Superbike-WM an der Spitze mit. Der Sachse fuhr damals für Alstare Suzuki, eroberte sieben Podestplätze, darunter Siege in Monza und Misano, und wurde hinter Troy Bayliss, Troy Corser, Noriyuki Haga und Carlos Checa WM-Fünfter.

2017 sehen wir mit Stefan Bradl (Red Bull Honda) und Markus Reiterberger (Althea BMW) zwei Bayern in der Superbike-WM denen zugetraut wird, in die Fußstapfen Neukirchners zu treten.

SPEEDWEEK.com sprach mit Max Neukirchner darüber, was er von seinen Landsleuten hält und was er ihnen zutraut.

Max, hast du erwartet, dass Reiti in seiner ersten WM-Saison solche Hochs und Tiefs erleben wird? Er fuhr siebenmal in die Top-10 und wurde WM-16.

Nein, ich dachte, dass er permanent zwischen Platz 10 und 6 fahren würde und auch ein paar Highlights setzt. Er ist ein sehr konstanter Fahrer, hatte letztes Jahr aber auch viel Pech. In Malaysia hätte er Dritter werden können, dann passiert etwas am Motorrad. Dann der Sturz in Misano und die schwere Verletzung.

Wäre Reiti mit seiner IDM-Mannschaft in die WM, dann wäre die Saison anders verlaufen.

Althea fuhr das erste Jahr mit BMW, das Team hat nicht immer auf die Wünsche von Markus gehört. BMW hatte stellenweise andere Vorstellungen als Althea, Reiti saß zwischen den Stühlen.

Genau. Markus ist so etwas von erfahren, was das Fahrwerk betrifft. Er weiß was er braucht, trotzdem behandelten sie ihn wie ein kleines Kind.

Ich hatte nicht so ein Talent wie er, was das Fahrwerksverständnis betrifft, in der Motorradabstimmung ist er sehr gut.

Was meinst du zum Superbike-Einstieg von Stefan Bradl?

Stefan ist kein schlechter Fahrer. Wenn er sich wohlfühlt, dann kann er auch Gas geben und sehr schnell sein. Ich bin gespannt, wie er sich in dem Team fühlt und im Paddock – ich bin auch schon für Ten Kate gefahren.

Es gibt unterschiedliche Fahrer. Die einen kommen aus MotoGP und reißen gleich einen Sieg nach dem anderen. Andere haben damit zu tun, überhaupt mal zu gewinnen – Nicky Hayden zum Beispiel.

Was ich als Nachteil von Bradl sehe ist, dass er mit den Fans nicht so will. Manchmal muss man da drüberstehen und auch machen, wenn man nicht will. Das vermisse ich bei ihm. Ich verstehe, dass er sich voll konzentrieren will – das kommt bei den Fans aber nicht gut an. Er ist zu verkrampft.

Das ist wie bei Lorenzo und Rossi. Rossi ist auch sehr konzentriert – trotzdem lacht er und winkt, wenn er an den Zuschauern vorbeigeht. Das langt oft schon. Lorenzo geht einfach weiter und guckt noch nicht mal hin.

Du kennst das Superbike- und das MotoGP-Fahrerlager, außerdem das Ten-Kate-Team. Bradl kommt aus dem Aprilia-Werksteam in MotoGP: Ist das ein Kulturschock, wenn er zu Ten Kate und den Superbikes geht?

Nein, Ten Kate ist sehr professionell. Sie haben das gleiche Niveau wie ein gutes MotoGP-Team und sind sehr organisiert.

Was war bei dir 2010 das Problem, dass du mit Ten Kate und Honda keinen Erfolg hattest?

Permanent vorne mit der Honda fuhr nur Jonathan Rea.

Das stimmt nicht ganz. Carlos Checa wurde 2008 WM-Vierter, holte Siege und Podestplätze. Michael van der Mark und Nicky Hayden wurden 2016 WM-Vierter und -Fünfter und standen auch mehrfach auf dem Podium.

Ich hatte damals kein Gefühl für die Honda. Ich habe immer versucht – wenn ich es versuchte, lag ich auf der Schnauze.

Das Motorrad war komplett anders als die Suzuki. Die Suzuki war relativ einfach zu fahren. Und mit ihr konnte man hohen Kurvenspeed fahren, das habe ich sehr gemocht. Das ging mit der Honda gar nicht. Mit ihr musste man brachial spät bremsen, spitz in die Kurven reinfahren und das Motorrad dann wieder sehr früh aufstellen.

Das sollte einem ehemaligen MotoGP-Fahrer wie Bradl entgegenkommen?

Eigentlich ja.

Es heißt doch, dass ein guter Rennfahrer alles fahren kann. Ich hielt dich immer für einen guten, trotzdem klappte es auf der Honda nicht.

Für mich muss immer alles perfekt passen: Team, Motorrad, Mechaniker, alles drum und dran. Wenn das passt, dann kommt auch die halbe Sekunde extra, die man für ganz vorne braucht.

Bei mir hat das nicht gepasst. Vielleicht kam das damals auch noch von meinem Unfall, das kann keiner sagen. Ich wollte Motorrad fahren, vielleicht lag es am Kopf, dass ich nicht alles herausholen konnte, wegen dem Sturz in Monza 2009. Das kann nicht mal ich beurteilen. Ich habe mich immer wohlgefühlt und alles gegeben. Aber es kann schon sein, dass mir das letzte Bisschen durch den Sturz fehlte.

Es reicht ja, wenn dir 0,3 sec pro Runde fehlen, dann bist du ewig hinter dem Teamkollegen.

Genau. Dann verzweifelst du auch schnell.

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