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Jonathan Rea spottet: «250/min weniger sind Peanuts»

Von Ivo Schützbach
Ducati hat mit dem Motor der Panigale V4R die Messlatte hoch gelegt. «Bautista hat in den ersten vier Hauptrennen dieses Jahr alles niedergerissen», kritisiert Superbike-Weltmeister Jonathan Rea aus dem Kawasaki-Team.

Nach sechs Siegen in Folge, vier in den Haupt- und zwei in den Sprintrennen, führt Ducati-Werksfahrer Alvaro Bautista die Superbike-WM vor dem Europa-Auftakt im MotorLand Aragon am kommenden Wochenende mit maximalen 124 Punkten an. In den ersten beiden Events in Australien und Thailand war der Spanier überragend, längst verlangen einige Fahrer und Manager von Kawasaki, Yamaha, Honda und BMW, dass die Maximaldrehzahl der V4R von momentan 16.350/min reduziert wird.

Das Reglement erlaubt Promoter Dorna und dem Motorrad-Weltverband FIM, die Drehzahl alle drei Events um 250/min nach oben oder unten zu korrigieren, ist ein Hersteller zu stark oder erfolglos.

Bereits für den vierten Event in Assen Mitte April könnte die Ducati-Drehzahl von 16.350 auf 16.100/min gesenkt werden. Ein «Gott-Paragraph» im Reglement hält der Dorna zudem die Möglichkeit offen, die Werte nach Gutdünken festzulegen, anstatt nach dem komplizierten Algorithmus, den eine externe Firma programmiert hat. Dieser Paragraph wurde bislang aber noch nie angewandt.

«250/min weniger sind Peanuts», meinte Kawasaki-Werksfahrer Jonathan Rea zu der möglichen Reduktion bei Ducati. «Ich bin keiner Techniker, weiß also auch nicht, welche Auswirkungen das auf ihr Motorrad hätte. Wir haben in einer Saison fast 1400/min verloren und trotzdem fuhr ich anschließend schneller. Wenn du die Drehzahl runterschraubst, dann siedelst du die Motorleistung eben in einem anderen Bereich an – das ist einfach. Nein, einfach ist es natürlich nicht, technisch ist das für die Ingenieure sehr schwierig. Letztlich ist es aber nicht die Drehzahl, welche den Riesenunterscheid ausmacht.»

Die Saison wird also weitergehen, wie wir es in den ersten beiden Events gesehen haben, hakte SPEEDWEEK.com nach. «Ich hoffe nicht», unterstrich der vierfache Weltmeister. «Viele Leute reden jetzt darüber, dass auch ich viele Rennen gewonnen habe. Aber ich gewann meine Rennen mit einer Sekunde Vorsprung und hatte Kämpfe mit Chaz Davies und Tom Sykes. Für mich war es in meinen vier Jahren mit Kawasaki einzigartig, wenn ich ein Rennen mit mehr als sechs Sekunden Vorsprung gewann. Bautista hat in den vier Hauptrennen dieses Jahr alles niedergerissen. Sein Vorsprung ist zu groß, die Show ist nicht dieselbe. Das ist aktuell unsere Herausforderung, wir können nicht mehr tun, als unser Bestes geben.»

«Ob es Bautista genießt, dass sein Motorrad 25 PS mehr hat», stellte Rea eine rhetorische Frage. «Wie schnell sie auf den langen Geraden sind, kann jeder sehen. Aber auch jede Kurve hat eine Gerade. Und da haben sie nicht einen kleinen Vorteil, sondern einen zu großen. Das hört sich jetzt an, als würde ich mich beschweren. Ich bin mit meinem Einsatz, meinem Team und Motorrad glücklich. Aber wir haben diesen Nachteil – das ist jetzt halt so.»

Muss Kawasaki für 2020 ein neues Motorrad bauen, um die Lücke zu schließen? «Das weiß ich nicht, ich bin lediglich Rennfahrer», wich Rea aus. «Ducati hat mit seinem Motorrad großartige Arbeit geleistet und Alvaro fährt sehr gut. Er sollte diesen Moment genießen. Wir können keine Wunder vollbringen und einfach so 25 PS finden. Sobald wir die Werkzeuge haben um wieder zu kämpfen, ist unsere Absicht, sein Leben etwas schwieriger zu machen.»

Die letzten Jahre homologierte Kawasaki ein genau auf das Reglement der Superbike-WM zugeschnittenes Motorrad. Weil Ducati mit der V4R eine verkappte MotoGP-Maschine auf die Räder gestellt hat, geriet der seit 2012 erfolgreichste Hersteller in der seriennahen Weltmeisterschaft ins Hintertreffen.

Jetzt wird gegrübelt: Muss jede Manufaktur so ein radikales Motorrad wie Ducati bauen, um in der Superbike-WM erfolgreich zu sein?

Kawasaki-Teamchef Guim Roda will diesbezüglich keine klare Stellung beziehen: «Die Dorna hat in Thailand gesehen, wie Bautista Johnny überholt hat. So eine Situation erschwert es einem Fahrer, zu kämpfen. So etwas muss man berücksichtigen, so ein großer Unterschied ist nicht fair. Aber ich kann dazu nicht viel sagen. Ich sehe nur, was ich sehe. Auch in Australien haben wir gesehen, in welchen Streckenabschnitten Bautista von Vorteilen profitierte.»

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