Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

Geringe Auslaufzonen in Most: Erschreckende Realität

Von Ivo Schützbach
Freitagabend setzten sich die Mitglieder der Safety Commission in Most zusammen, um zu bereden, was im Fall von Regen vor oder während der Superbike-Rennen am Wochenende geschieht. Die Fahrer üben heftige Kritik.

Jeden Freitagabend um 18.30 Uhr vor einem Rennwochenende treffen sich die Mitglieder der Safety Commission zur Besprechung. Vor der Saison wählen die Superbike-Piloten vier Vertreter, die in ihrem Namen handeln sollen. Dieses Jahr sind das Alvaro Bautista, Tom Sykes, Chaz Davies und Jonathan Rea. Randy Krummenacher vertritt die Anliegen der Supersport-Fahrer. Beiwohnen kann den Sitzungen grundsätzlich jeder Fahrer, für gewöhnlich trifft sich aber nur dieses Quintett.

Dass die Sicherheitsstandards im Autodrom Most nicht jenen auf modernen Rennstrecken entsprechen, war vor dem Wochenende bekannt. Aufmerksame Beobachter fragen sich, wie die Anlage eine Grade-B-Homologation vom Motorrad-Weltverband FIM erhalten konnte.

Als es zu Beginn von FP2 am Freitagnachmittag zu regnen begann, demonstrierten neun der 23 Fahrer ihre Meinung über den niedrigen Sicherheitsstandard in Most, in dem sie nicht fuhren.

Viele der Superbike-Piloten sind sich einig: Sollte die Strecke vor dem Rennen nass sein, oder es während des Rennens zu regnen beginnen, kann nicht gefahren werden – viel zu gefährlich.

Glücklicherweise ist die Wettervorhersage für Samstag und Sonntag gut.

«Für mich verhält es sich gleich wie in Imola vor zwei Jahren, damals wurde das Rennen abgesagt», hielt Bautista fest. «Hier hat es aber nichts mit dem Asphaltgrip zu tun, sondern ausschließlich mit den Auslaufzonen. Das Layout der Strecke macht viel Spaß, aber es braucht viel größere Auslaufzonen.»

Scott Redding ergänzte: «Als der Regen kam, war ich gegen das Fahren. Der Asphalt bietet recht viel Grip, das bedeutet viel Kurvenspeed. Wenn du dann aber stürzt, hast du weniger Reibung und schlidderst leichter und schneller in die Begrenzungsmauer. An einigen der gefährlichsten Stellen stehen nicht einmal Airfences.»

Jonathan Rea äußert sich selten öffentlich zu kontroversen Themen und bespricht diese intern mit den Verantwortlichen. Bezüglich Most bezieht auch der Nordire klare Stellung. «Wir sind in der komfortablen Situation, dass wir in der Superbike-WM einige erstaunliche Rennstrecken haben», holte der sechsfache Weltmeister aus. «Most lässt sich nicht mit den besten Strecken der Welt vergleichen. Die Realität ist, dass sich SBK nicht aussuchen kann, wo wir fahren. Es ist nicht so, dass uns die Rennstreckenbetreiber nicht haben wollen, aber es ist schwierig. Ich würde gerne 13 Events auf faszinierenden Strecken wie Katar fahren, aber das geht nicht. Um 13 Events zusammen zu bekommen, müssen wir auf Strecken fahren, die uns haben wollen. Brünn ist eine der besten Strecken der Welt, es ist so traurig, dass wir dort nicht mehr fahren. Brünn ist das genaue Gegenteil von Most, was die Sicherheit und die Boxen betrifft.»

«Es ist schade, dass sie nicht auf der ganzen Strecke den gleichen Asphalt gelegt haben», sagte Reas Kawasaki-Teamkollege Alex Lowes. «Ich wuchs in BSB auf und denke deshalb anders als viele Fahrer. Aber Fakt ist: Die Auslaufzonen sind für die Geschwindigkeiten unserer Motorräder zu gering, die Begrenzungen zu nahe. Ich weiß, dass sich das nicht ändern lässt, aber das ist der Grund, weshalb wir auf solchen Strecken nicht fahren wollen. Wir fahren auf solchen Strecken, weil wir den Kalender füllen müssen, das ist die Wirklichkeit.»

«In drei Kurven sind die Mauern sehr nahe, das ist erschreckend. Aber Suzuka ist viel schlimmer», sagte Wildcard-Fahrer Marvin Fritz. «Letztlich müssen das die Top-Fahrer in der Safety Commission entscheiden.»

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